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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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liebe Frau. «
    » Du warst gut zu ihr « , gab Josh zu. » Vor allem als sie krank wurde. «
    Richard hatte sich in der Tat aufopfernd um Teresa gekümmert, ihr Mut zugesprochen, ihr beigestanden und in den letzten Tagen ihres Lebens einfach an ihrem Bett gesessen und ihre Hand gehalten. Das würde er ihm nie vergessen. Auch er war an ihrer Seite gewesen, auf der anderen Bettseite. Er hatte ihr so nah sein wollen wie möglich, und vor allem plagte ihn damals die Angst, was nach ihrem Tod aus ihm werden sollte.
    Unvermutet begannen Richards Augen feucht zu werden. » Ich habe Teresa geliebt. «
    » Ich weiß. «
    » Sie war das Beste, was Dylan und mir je passiert ist. «
    » Und mir « , fügte Josh hinzu.
    Eine Träne rann die eingefallene Wange des Kranken herunter. » Du sahst aus wie deine Mutter « , flüsterte Richard. » Ich konnte dich nicht ansehen, ohne daran zu denken, was ich verloren hatte. «
    Es war Josh nie in den Sinn gekommen, dass sein Stiefvater seinen Anblick deshalb nicht ertrug, weil er ihn an seinen Verlust erinnerte.
    » Als sie starb … « Richard vermochte nicht weiterzusprechen. » Und dann verlor ich auch noch Dylan. «
    » Ich weiß, wie das ist « , murmelte Josh.
    » Nein, das weißt du nicht « , widersprach Richard mit plötzlicher Schärfe. » Du kannst dir nicht vorstellen, was ein solcher Schmerz einem Mann antut. «
    Vermutlich stimmte das sogar.
    Woher sollte Josh auch wissen, was es hieß, ein Kind zu verlieren. Er nahm an, Gott konnte Eltern nicht schlimmer strafen, als ihnen eines ihrer Kinder zu nehmen. Richard hatte zwei Frauen und seinen einzigen Sohn begraben müssen, war darüber zornig und verbittert geworden, und niemand durfte ihm einen Vorwurf daraus machen.
    » Ich möchte nicht mehr leben « , flüsterte sein Stiefvater so leise, dass Josh ihn kaum verstand. » Da ist nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. «
    » Es tut mir leid. «
    » Nein, tut es nicht. Für dich hätte es ja gar nicht besser laufen können. Nun, ich habe Neuigkeiten für dich. Du bekommst nichts von mir. Nicht einen einzigen Penny. Du hast damals dieses Geld gestohlen, und am gleichen Tag habe ich dich aus meinem Testament gestrichen. Ich beabsichtige nicht, einem diebischen Stiefsohn etwas zu hinterlassen. «
    » Damit kann ich hervorragend leben « , sagte Josh und verließ das Zimmer.
    » Komm zurück. Ich bin mit dir noch nicht fertig « , krächzte Richard mit schwacher Stimme hinter ihm her.
    Josh tat so, als habe er ihn nicht gehört, und ging weiter zur Küche.
    » Alles in Ordnung? « , wollte Michelle wissen, die offenbar einen Teil des Gesprächs mitbekommen hatte.
    Er nickte.
    » Richard sagt vieles, was er nicht so meint « , tröstete sie ihn.
    » Ich weiß « , räumte Josh ein. » Er hat alles verloren, was ihm je etwas bedeutete. «
    » Und sich von dem abgewandt, was ihm geblieben ist, weil er Angst hat, das ebenfalls zu verlieren. «
    Josh hätte Michelles Worten gern geglaubt, aber die Vergangenheit hatte ihn Gegenteiliges gelehrt.
    Michelle legte ihm eine Hand auf den Arm, und Josh zog sie an sich. Sie war sanft und warm, und nach den boshaften, vergifteten Worten seines Stiefvaters konnte er ihre Zärtlichkeit und ihren Trost gut gebrauchen.
    Sie hob ihm ihren Mund entgegen, und Josh konnte nicht widerstehen. Er küsste sie wieder und wieder und sog den Trost in sich auf, den sie ihm bot.

20
    N achdem ich von Pauls Tod erfahren hatte, begann ich zu stricken.
    Meine Freundin Judith Knight gab mir den Rat. Es würde mir helfen, meine Trauer zu bewältigen, meinte sie. Damals war ich so verzweifelt, dass ich alles ausprobierte, um den furchtbaren Schmerz zu lindern. Warum also nicht Stricken? Eines Nachmittags ging ich auf dem Rückweg von der Arbeit in ein Handarbeitsgeschäft in der Innenstadt von Seattle und meldete mich für einen Anfängerkurs an.
    Vermutlich weil ich es als Therapie betrachtete, hielt ich verbissen daran fest. Sonst hätte ich vermutlich schnell das Handtuch geworfen, denn ich erwies mich nicht gerade als sonderlich talentiert. Judith und die Kursleiterin machten mir immer wieder Mut, und später war ich ihnen dankbar. Als ich nicht einmal ein Jahr strickte, wagte ich mich bereits an ziemlich ehrgeizige Projekte und komplizierte Muster wie Fair Isle. Und seit Neuestem arbeitete ich an einem Spitzenschal aus feinem Garn.
    Erstaunlicherweise half mir das Stricken, und ich wurde regelrecht süchtig danach. Empfand es als kleinen Trost, wenn ich

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