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Rose

Rose

Titel: Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Conrad
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nur diese Worte, in Form von Bildern, tauchten wie Blitze vor seinem inneren Auge auf. Sie wiederholten sich immer wieder, wie in einer Endlosschleife. „Ach, Paule, ich werde dich mal aufklären." Bei diesen Worten hörten die Bilder auf und er war wieder mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei Michael.
    „Du warst vor fünf Tagen mit deinen Kumpels unterwegs. Ihr habt ordentlich gefeiert. Du hast aber zu tief ins Glas geschaut und warst besoffen,  sturzbetrunken. So gegen vier Uhr morgens ist auch der Letzte nach Hause gefahren, nur du wolltest noch nicht. Du hast dich also auf den Weg gemacht, um noch irgendeine Kneipe ausfindig zu machen, in der du dir den Rest geben könntest. Jetzt komme ich ins Spiel. Ich habe dich eine ganze Weile beobachtet und dann, in einer kleinen Seitenstraße, habe ich dich angepöbelt. Du hast nicht lange gefackelt und mir das hier zugefügt."
    Dabei zeigte er auf seine Wunde über dem Auge. „Du hast schon richtig reagiert, doch bist du leider an den Falschen geraten."
    Michael begann zu flüstern.
    „Auf so was stehe ich nämlich. Ich habe dich dann ausgeknockt, was bei deinem Alkoholspiegel auch nicht sonderlich schwer war. Zur meiner großen Freude hattest du deinen Ausweis dabei und so habe ich dich nach Hause gebracht. Dass du ein Haus besitzt, ist natürlich das Beste. So sind wir ungestört. Ich habe dich hier auf deinem Bett fixiert und dir ein starkes Narkotikum gespritzt. Dann habe ich deinen Anrufbeantworter neu besprochen und so glauben jetzt alle, dass du im Urlaub bist. Und was jetzt kommt, wird dir gefallen. Es haben schon ein paar Leute hier angerufen, um sich zu erkundigen, was mit dir los ist. Und was soll ich dir sagen, die meisten waren nicht gerade erfreut zu hören, dass du so einfach abhaust. Mal sehen, vielleicht spiele ich dir die Aufnahmen noch mal vor."
    Während Michael seine Rede hielt, versuchte Paul sich unbemerkt zu befreien, doch er spürte seine Arme immer noch nicht, was ihn so nervös machte, dass er es nicht mehr verheimlichen konnte. Zu offensichtlich waren seine Bemühungen frei zu kommen. Michael wurde wütend.
    „Hey, du Arsch!! Ich versuche dir hier alles zu erklären und du?! Du bist im höchsten Maße respektlos!" Paul begriff in diesem Augenblick, dass es jetzt um sein Leben ging. Er schluckte wieder und so schaffte er ein leises „Entschuldigung". Doch das stieß nicht gerade auf Begeisterung. Es wurde nur noch schlimmer. Michael rastete förmlich aus.
    „Du willst hier freikommen, mich um meinen Spaß betrügen!? Doch ich frage mich, wie du das anstellen willst! Ich wollte es dir schonend beibringen, doch du lässt mir keine andere Wahl!!“ Michael bückte sich kurz und hob irgendetwas vom Fußboden auf. Er zeigte Paul, was er aufgehoben hatte. Paul riss seine Augen auf. Michael hielt Pauls Arm in der Hand und winkte ihm damit auch noch zu. Die leblose Hand schlackerte hin und her. Der Unbekannte hatte ihm den Arm abgetrennt, direkt am Schultergelenk.
    Er wollte losschreien, doch es kam nur ein Krächzen heraus. „Paule, schrei ruhig. Schrei so laut du kannst. Es wird dich keiner hören. Das ist halt der Nachteil, wenn man ein Haus besitzt." Michael war nicht mehr wütend, denn die pure Angst in den Pauls Augen war für Michael die reinste Befriedigung.
    „Pass jetzt gut auf. Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast, werde ich dir jetzt noch etwas zeigen." Er bückte sich abermals und holte nun auch noch den rechten Arm von Paul hervor. Nun hielt er beide Arme in seinen Händen.
    „Tataa! Siehst du, ich mache keine halben Sachen." Er bewegte die Arme so hin und her wie ein Dirigent zur Musik und summte dabei die Melodie von Beethovens Fünfter Sinfonie. Pauls Angst wandelte sich nun in Resignation. Ihm wurde klar, dass er das hier nicht überleben würde. Und wenn sein Peiniger ihn doch am Leben lassen würde, was sollte er ohne Arme machen? Sein Leben war so oder so nichts mehr wert.
    Im Grunde hoffte Paul, dass Michael ihn töten würde, er hatte keine Angst mehr vor dem Tod. Doch er hatte Angst vor dem kranken Menschen, der gerade mit seinen Armen spielte. Diese Situation war so grotesk, dass Paul sie nicht verarbeiten konnte. Sein Gehirn war mit so einer Grausamkeit einfach überfordert. Er wurde ganz ruhig, seine Herzfrequenz erreichte wieder einen normalen Zustand. Erst jetzt fiel ihm auf, dass an seinem abgetrennten Oberarm ein großes Hautstück fehlte. Er konnte nicht sagen welches, dazu war er noch zu verwirrt. Er

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