Rose
Schwanken kam. Aus Wut wurde Irritation. „Klärt mich jetzt mal jemand auf?" Vincent wollte sich gerade wieder dem Auge widmen, da zog ihn Thomas schon wieder am Arm, um ihn daran zu hindern. "Vincent, pass auf! Geh da nicht zu nah ran!" Marcus, der sich erst gefreut hatte, den beiden etwas ganz Spezielles zu zeigen, war nun selbst verwirrt. Thomas wandte sich zu Marcus. „Geht die etwa noch?"
„Ich denke ja." Vincent platze förmlich der Kragen „Wenn ihr beide mich nicht sofort aufklärt, schwöre ich bei Gott, reiße ich euch eure Augen auch raus und lege sie zu diesem hier dazu!!" Marcus zeigte auf die Pupille und sagte: …
Paul.
Paul öffnete seine Augen, er hatte keine Ahnung wo er war. Er versuchte verzweifelt sich daran zu erinnern, was los war und warum er hier gefesselt in seinem Bett lag. Er versuchte sich zu befreien, doch er spürte seine Arme nicht. Das machte ihn wahnsinnig. Er wollte auf seinen linken Arm schauen, doch auch seinen Kopf konnte er nicht bewegen. Dies alles geschah in wenigen Augenblicken. Er geriet in Panik und wollte gerade anfangen um Hilfe zu rufen. Da tauchte ein Mann auf, der sich zu ihm hinunterbeugte. Paul kannte dieses Gesicht, doch irgendwie hatte er einen Filmriss und konnte sich, so sehr er sich auch anstrengte, nicht erinnern, woher er diesen Mann kannte. „Guten Morgen, Paule. Na, ich sehe schon, du kannst dich nicht mehr an mich erinnern. Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen. Doch vorher eine Regel, an die du dich unbedingt halten solltest. Wenn du dir überlegen solltest, hier loszuschreien, werde ich dich sofort töten. Wie du siehst, hast du ja eh keine Chance dich zu befreien. Wenn du mich verstanden hast, dann zeige mir es jetzt."
Paul nickte, denn er hing an seinem Leben und er wollte noch nicht sterben. Er war gerade 26 Jahre alt. Er dachte von Anfang an an Flucht oder zumindest daran, sich zu befreien. Doch jetzt musste er besonnen sein und erst einmal einen klaren Kopf bekommen. Im Moment nahm er alles wie durch einen Schleier wahr. Die ganze Situation kam ihm wie ein Traum vor. Ein böser Traum.
Michael lächelte ihn an. Er hatte sehr weiche Gesichtszüge, bis auf seine Narben, die ihn aber irgendwie interessant machten. Es waren zwar viele, doch trotzdem wirkte er keinesfalls abschreckend. Die frische Platzwunde über Michaels linkem Auge stach aber richtig hervor. „Siehst du hier, diese Wunde über meinem Auge?"
„Ja“, flüsterte Paul. Er konnte auch gar nicht lauter sprechen, weil er so eine trockene Kehle hatte, die es ihm richtig schwer machte, überhaupt einen Ton herauszubringen. Er schluckte, um sie zu befeuchten, doch er hatte nicht genügend Speichel. Er versuchte gleich ein paarmal zu schlucken, jedoch ohne Erfolg. „Ich sehe schon, du hast Durst, doch leider kann ich dir nichts geben, denn so habe ich dich lieber. Nicht, dass du dann doch noch auf die Idee kommen könntest zu schreien." Paul wollte gerade etwas erwidern, da legte Michael seinen Zeigefinger auf Pauls Mund. Kurz überlegte Paul zuzubeißen, aber aus Angst vor den Konsequenzen tat er es dann doch lieber nicht. „Siehst du diese Wunde? Die hast du mir geschenkt." Paul versuchte sich krampfhaft zu erinnern, doch der gestrige Abend war komplett ausgelöscht. Er konnte sich nur daran erinnern, dass er sich mit seinen Kumpels verabredet hatte. Doch so sehr er sich auch bemühte, nichts, nur schwarze Leere. Michael sah an dem angestrengten Gesichtsausdruck von Paul, dass der keine Ahnung hatte.
„Paule, die Erinnerung wird schon wiederkommen, das verspreche ich dir. Du kannst dich jetzt nur nicht an gestern erinnern, weil ich dich betäubt habe und dein Körper sich in einer Ausnahmesituation befindet. Dein Geist ist zu 100 Prozent auf Flucht eingestellt und somit ist das, was gestern geschehen ist, vollkommen nebensächlich. Dazu kommt noch deine eingeschränkte Sicht. Das kommt daher, weil ich deinen Kopf mit einem Lederriemen fixiert habe." Michael fing zu grinsen an, diesmal war es ein böses Grinsen. Das Grinsen des Teufels persönlich. „Paul, ich muss mich bei dir entschuldigen, denn ich habe dich angelogen. Du liegst hier schon gute fünf Tage. Es tut mir echt leid, dass ich dich so angeschummelt habe. Ich musste dich aber am Schlafen halten, damit deine Wunden in Ruhe verheilen konnten. Willst du wissen, was in dieser Zeit passiert ist?"
Paul war nicht fähig zu antworten, denn er war zu geschockt. Fünf Tage, Wunde, Operation, Blut, Angst, Tod,
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