Rose
einfach zu kurz und so stand er vor ihr ohne einen Plan zu haben, was er nun sagen sollte. Doch Claudia rettete ihn aus dieser unangenehmen Situation, in dem sie ihn fest umarmte und küsste.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht."
„Das brauchst du nicht, mein Süßer, es ist alles in Ordnung. Und jetzt sowieso, da du bei mir bist. Lass uns reingehen"
Sie gingen in ihre Wohnung. Es war eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung. Im Flur hing ein großer ovaler Spiegel, der in einem hellbraunen Rahmen gefasst war. Er sah wie ein überdimensionales Ei aus. Eine alte dunkelbraune, fast schwarze Kommode stand auf der linken Seite. Sie passte gerade zwischen die Eingänge von Wohn- und Schlafzimmer. Über der Kommode hingen einige Bilder im Glasrahmen, auf denen Claudia und ihre Tochter zu sehen waren. Zum größten Teil waren es Fotografien, als ihre Tochter noch sehr klein war. Wie das halt so ist, wenn die Kinder noch klein sind, macht man viele Fotos, doch je älter sie werden, umso weniger Fotos werden geschossen. Vincent aber sah diese Bilder nicht, denn er war so froh, dass es Claudia gut ging und dass sie ihn offensichtlich doch noch mochte, dass er alles weitere unbewusst ausblendete. Er zog sich seine Jacke aus und hing sie an die kleine aus Schmiedeeisen gefertigte Garderobe, die mittig gegenüber der Kommode angebracht war und folgte Claudia in ihre Landhausküche. Sie war neben der Garderobe. In ihr stand eine kleine Essecke, die sich wunderbar in den Stil der Küche einfügte. Vincent nahm auf einem der hölzernen Stühle Platz.
„Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee. Willst du auch einen?"
„Ja, das ist eine gute Idee."
Während Claudia den Kaffee kochte, fing Vincent an, Claudia in Bezug auf den Killer aufzuklären. Er erzählte ihr zwar nicht alle Einzelheiten, doch genug, damit sie verstehen konnte, was los war. Auch zu verstehen, dass es nicht ganz ungefährlich war, mit diesem Mann zusammen zu sein. Sie wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Solche Situationen kannte sie nur aus dem Fernsehen. Sie hätte nie gedacht, dass so etwas auch in Wirklichkeit passieren konnte. Als Vincent seine Aufklärungsarbeit geleistet hatte, stand er auf und stellte sich in die Türzarge der Küche. Er war auf alles gefasst. Vincent würde es verstehen, wenn sie nicht bereit wäre, mit ihm dadurch zu gehen. Das Risiko, das etwas Schlimmes passieren könnte, war mehr als gegeben.
„Claudia, ich kann verstehen, wenn du mich nicht mehr sehen willst, nachdem ich dir das alles erzählt habe."
Doch Claudia hatte ihn nicht gehört, weil in ihrem Kopf ein heilloses Durcheinander war.
Vincent ging zu ihr und berührte sie an ihrem Arm. Somit holte er sie wieder zurück. Sie schaute ihn an und wusste gar nicht, wie sie sich verhalten sollte.
„Claudia, pass auf. Mach mir bitte zwei Tassen Kaffee, die bringe ich meinen Beschützern vom BND. Dann hast du etwas Zeit, in Ruhe und allein für dich zu entscheiden, wie es weiter gehen soll."
„Ja, das ist eine gute Idee", sagte sie immer noch leicht abwesend. Sie schenkte zwei Tassen Kaffee ein und gab sie Vincent.
„Milch und Zucker habe ich noch vergessen."
„Nein, schwarz ist schon in Ordnung. Die sollen ja schließlich wach bleiben." Er wartete noch einen kurzen Augenblick, doch Claudia war schon wieder in ihren Gedanken versunken.
„Ich geh dann jetzt."
„Ja", antwortete sie ihm nur.
Er ging zur Eingangstür und verließ mit den beiden Tassen die Wohnung. Auf dem Weg nach unten bereute er es schon wieder, dass er Claudia eingeweiht hatte. Er hätte klingeln, nach oben gehen und mit ihr Schluss machen sollen. Doch nun war das Kind in den Brunnen gefallen. Er liebte sie und brachte es nicht übers Herz. „Du blöder, egoistischer Idiot", flüsterte er leise zu sich selbst. Er öffnete die Haustür und trat hinaus auf die Straße. Da er den Kaffee nicht verschütten wollte, ging er recht langsam. Das war auch eine gute Gelegenheit, nicht über Claudia nachzudenken, sondern sich voll und ganz auf die beiden Tassen zu konzentrieren. Er wäre fast an dem Auto der beiden Agenten vorbeigelaufen, so sehr war er darauf bedacht, die schwarze Flüssigkeit in den Tassen zu behalten. Gerade noch rechtzeitig blieb er wieder vor der Fahrertür stehen. Er beugte sich vorsichtig hinunter, um die Heißgetränke zu übergeben.
Die beiden Tassen fielen wie in Zeitlupe auf den Asphalt. Sie zerbrachen nicht sofort, sondern sprangen noch einmal hoch, um dann beim zweiten
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