Rose
gehen.“
Karl drückte noch stärker auf seine blutende Wunde, um mehr Zeit zu gewinnen. Er glaubte tatsächlich daran, dass er es noch schaffen könnte, Michael zu entfliehen. Aber sein Mörder stand neben ihm und musste nur lachen, denn er wusste ganz genau, dass Karl es nicht schaffen konnte, denn der Schnitt war einfach zu tief.
Karl war mittlerweile zusammengesackt und versuchte, auf seinen Knien den Wagen zu erreichen. Michael verlor die Lust an diesem Spiel und stellte sich breitbeinig hinter ihn, ergriff mit beiden Händen sein Kinn und zog den Kopf von Karl nach oben. Das Blut konnte nun ungehindert aus der Wunde herausfließen. Erst war es nur ein feiner Strahl, der aus Karls Hals rann, doch es dauerte nicht lange, da versiegte die Quelle. Mit einem leisen Krächzen starb Karl in den Händen von Michael.
Er ließ ihn los und das Opfer fiel mit seinem Gesicht in sein eigenes Blut.
„Siehst du? Nun hast du es auch geschafft. Vielleicht triffst du deinen Hund ja im Himmel wieder.“ Nachdem er das gesagt hatte, musste er unweigerlich lachen. Den Hund warf er in die Hecke, die den Parkplatz umrandete.
„Um dich kümmern sich die anderen Tiere, doch dich Karl, nehme ich mit, denn du hast noch eine Aufgabe.“
An diesen Abend erinnerte sich Michael gerne zurück, denn auch von ihm hatte er bekommen, was er wollte. Er nahm sich die Hand von Karl und fing an, den kleinen Finger abzusägen. Feine menschliche Sägespäne schwebten gefroren zu Boden.
Mit dem abgeschnittenen Finger ging er zurück zu seiner Werkbank und legte ihn neben den Glaskörper der Glühbirne. Danach holte er aus dem Kühlschrank einen der Blutbeutel. Mit diesem kam er zurück an die Werkbank. Er setzte sich auf seinen Stuhl und legte den Finger in den Glaskörper, danach schnitt er eine kleine Ecke vom Beutel ab und füllte das Blut ebenfalls in das Glas.
Anschließend nahm er sich seine Heißklebepistole und stöpselte sie in die Steckdose ein. Die Öffnung des Blutbeutels verschloss er mit einem Klebeband und stellte den Beutel zurück in den Kühlschrank. An seinen Platz zurückgekehrt nahm er das Alu-Gewinde und klebte es mit Hilfe des Heißklebers an den Glaskörper.
Voller Zufriedenheit verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und begutachtete das Werk. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass er die Blutbirne so an der Rattenschleuder befestigte, dass sie nicht schon vor Ablauf der Zeit hinunterfallen würde. Er nahm sich eine der Fallen und schnitt die Nylonschnur durch. Dann wickelte er ein längeres Stück Schnur einmal um das Gewinde der Blutbombe und befestigte sie wieder am Auslöser. Die Zeitschaltuhr stellte er auf fünf Stunden. Die fertiggestellte Blutbombe stellte er ans Kopfende vom Obduktionstisch.
Er zog sich seine schwarze Lederjacke an und verließ sein Labor. Als er die Kamintür wieder verschlossen hatte, ging er aus dem Empfangsraum in den Flur. Er ging nicht direkt zum Ausgang, sondern in einen weiteren Raum, der rechts vom Eingang lag. Es war keine Tür mehr in der Zarge. Dieses Zimmer war einmal die Garderobe gewesen. Einige Kleiderhaken hingen noch ringsherum an der Wand.
Michael hatte sich nicht die Mühe gemacht, diesen Raum zu renovieren. Auch war dieser Raum der einzige, der nicht überwacht wurde, nicht weil Michael nachlässig war, sondern weil er seinen Gegnern auch eine kleine Chance geben wollte, wenn sie es bis hierher schaffen würden, was aber höchst unwahrscheinlich war. Er nahm sich einen Rucksack, der dort an einem der Haken hing. Es war ein alter Jeansrucksack, den er bei einem Second-Handladen für fünf Euro gekauft hatte. Er war schon recht verfranzt, doch so konnte er sicher gehen, dass niemand auf die Idee kommen würde, ihn zu stehlen.
Er öffnete ihn und zog eine Art Navigationsgerät heraus. Dieses schaltete er ein und nach einer kurzen Ladezeit erschien ein Ausschnitt einer Karte, die einen kleinen Teil von Berlin zeigte.
Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis ein kleiner roter Punkt erschien, der blinkend anzeigte, wo sich Vincent befand.
Die Zwei vom BND
„Ah... bei Claudia bist du also.“ Ohne ein weiteres Wort setzte er sich seinen Rucksack auf und verließ das Gebäude. Er benutzte keines der Autos, weil es einfach zu gefährlich war.
Er setzte mal wieder auf die öffentlichen Verkehrsmittel, denn die waren am sichersten. Es dauerte nur eine gute halbe Stunde, bis er in der Albrechtstraße war. Das Glück war wieder sein Verbündeter, denn gerade als er
Weitere Kostenlose Bücher