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Rose

Rose

Titel: Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Conrad
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sachlich bleiben wie nur irgend möglich. Es fiel ihm zwar schwer, doch so war es am besten.
    „Claudia, du hast ja mitbekommen, was eben vor deiner Wohnung passiert ist. Du wirst bestimmt verstehen, dass ich dich und deine Tochter nicht zurückgehen lassen kann.“
    Sie wollte etwas sagen, doch merkte sie, dass Vincent noch nicht fertig war mit seinen Ausführungen und somit entschloss sie sich zu schweigen, obwohl es ihr sichtlich schwer fiel.
    Auch Vincent merkte, dass sie voller Fragen war, doch er wollte ihr zunächst die momentane Situation aus seiner Sicht erklären. Danach würde er ihr Zeit geben, Fragen zu stellen.
    „Ich sehe schon, dass du bestimmt einige Fragen hast, doch warte noch einen Moment damit. Ist das okay für dich?“
„Ja, das hört sich gut an. Doch ich möchte, dass du mir die ganze Wahrheit sagst, damit ich weiß, woran ich bin.“
„Das werde ich tun.“
    Er rückte seine Sachen zurecht, nicht weil sie nicht richtig saßen, sondern weil er sich so nochmals sammeln konnte. Er erzählte ihr diesmal die ganze Geschichte, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dabei konnte er beobachten, dass sie immer bleicher wurde, umso mehr er ihr erzählte. Bei der Hälfte der Story machte er eine Pause.
    „Soll ich erst mal aufhören, damit du das verarbeiten kannst?“
„Nein, ist schon gut. Mir ist eh schon schlecht.“
„Bist du sicher?“
„Ja, das bin ich.“
„Wie du willst.“
    Er fuhr fort und erzählte ihr auch den Rest der Geschichte. Nachdem er fertig war, stand sie auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Sie holte tief Luft in der Hoffnung, ihren Ekel wegatmen zu können. Bei der Geburt von Kerstin hatte sie es auch geschafft, ihren Schmerz wegzuatmen. Doch sie musste leider feststellen, dass es einfacher war, den Schmerz der Geburt zu unterdrücken, als den Ekel, den sie nun empfand. Ihr war speiübel.
    „Tut mir wirklich leid, aber du wolltest die ganze, ungeschönte Geschichte.“
„Nein, nein ist schon gut.“ Auf einmal fing sie an zu würgen. Vincent holte sofort den Mülleimer, der unter einem der zwei Schreibtische stand und eilte zu Claudia. Er hielt ihn ihr hin. Sie griff ihn sich und wendete sich von Vincent ab, denn er sollte nicht sehen, wie sie sich in den Eimer übergeben würde.
    Vincent empfand keinen Ekel, als er Claudia so leiden sah. Nein, er fühlte Mitleid und überlegte, ob er ihr über den Rücken streicheln sollte. Er entschied sich aber dagegen. Nachdem sie fertig war, entsorgte Vincent den Eimer, indem er ihn einfach in das Büro nebenan stellte. Trotz der angespannten Situation konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn er stellte sich das Gesicht desjenigen vor, der den Eimer als Erster finden würde.
    Vincent holte sein Handy aus seiner Jeans und rief Thomas an. Er sagte ihm, dass Kerstin und er wieder zurückkommen konnten. Es dauerte nicht lange, da waren beide wieder im Büro. Kerstin würdigte Vincent nicht mit einem Blick, sondern ging gleich zu ihrer Mutter. Sie sah sofort, dass es ihr nicht gut ging. Sie konnte riechen, dass sich ihre Mutter übergeben hatte.
    „Was hast du Wichser mit meiner Mutter gemacht!!“
    Sie wollte gerade aufstehen, um Vincent erneut anzugreifen, doch bevor sie loslegen konnte, griff Claudia ihren Arm.
    „So, Kerstin, jetzt ist es aber genug!! Setz dich hin und halte deinen Mund!“
    So böse hatte sie ihre Mutter schon lange nicht mehr gesehen. Sie verstand nicht, warum sie auf einmal so wütend wurde, denn sie wollte sie doch nur beschützen. Mit verständnisloser Mine setzte sie sich auf den Stuhl, auf dem Vincent eben noch gesessen hatte.
    „Also, meine Kleine, jetzt hörst du mir erst mal zu. Vincent und ich, wir lieben uns und ich werde es nicht zulassen, dass du das zerstören willst.“
„Zerstören? Ich will doch nichts zerstören! Der Mann da hat unser Leben zerstört! Hast du das immer noch nicht mitbekommen? Was ist bloß los mit dir?“
    Wie ein trotziges Kind verschränkte sie ihre Arme und drehte sich von allen weg.
    Thomas schlich sich regelrecht zu Vincent und flüsterte ihm in sein Ohr: „Was hast du ihr erzählt?“
„Alles“, antwortete ihm Vincent. Thomas hätte Vincent am liebsten gesagt, dass er ein Idiot sei, doch er wollte die angespannte Lage nicht noch verschärfen. Er setzte sich an den anderen Schreibtisch, von dort aus hatte er den besten Blick auf alle Beteiligten. Doch er konnte sich nicht lange entspannen, denn Vincent schickte ihn schon wieder

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