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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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begleiten.« Während sie Seite an Seite den Hof durchquerten, gestand sie: »Heute Abend fühle ich mich so rastlos.«
    »Hat dir Beethoven nicht geholfen, deinen Ärger loszuwerden?«
    Sie hörte, wie belustigt seine Stimme klang, und lächelte. »Ärgerlich war ich nicht, nur niedergeschlagen. Ständig mischen sich meine Brüder in alles ein.«
    »Weil sie sich Sorgen um dich machen. Das Leben hier draußen ist gefährlich.«
    »Und ich bin eine schwache kleine Frau, nicht wahr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Darüber will ich nicht mit dir streiten. In der Baracke gibt’s kein Klavier, auf das ich einhämmern kann.«
    »Dann glaubst du also, ich wäre unfähig …«
    »Ich sage gar nichts«, unterbrach er sie. »Aber ich finde es grässlich, dass du immer deine Schlüsse ziehst, bevor du alle Fakten kennst.«
    Ihre Hand streifte seine. »Tue ich das?«
    »Allerdings.«
    Wieder berührte sie seine Finger, aber er schien den Wink mit dem Zaunpfahl nicht zu verstehen. Entweder ist er sehr schüchtern oder dumm, dachte sie. Mit subtilen Andeutungen würde sie nicht weiterkommen, also musste sie zu drastischeren Mitteln greifen. Sie packte seine Hand und trat näher zu ihm. Nun musste er sie wegschieben, um ihr zu entrinnen, aber so unhöflich durfte sich ein Gentleman natürlich nicht benehmen. Dieser Beweis ihrer Zuneigung verblüffte ihn. Statt ihre Hand abzuschütteln, drückte er sie ganz fest.
    »Du hast schrecklich lange mit Adam geredet«, bemerkte sie und hoffte, ihre Stimme würde möglichst beiläufig klingen. Dieses Thema beunruhigte sie, und das sollte er nicht merken.
    »Findest du?«
    »Ja.« Vergeblich wartete sie auf nähere Erklärungen, und so fügte sie nach einer Weile hinzu: »Ich frage mich, warum du jeden Abend mit ihm diskutierst.«
    Er spürte, wie ihre Hand in seiner zitterte. Was mochte sie bedrücken? Doch er wusste, wie sinnlos es wäre, sich direkt danach zu erkundigen. An Mary Roses Gedankenwelt kam man nur auf Umwegen heran. »Nun, ich unterhalte mich gern mit ihm.«
    »Worüber denn?«
    »Über dies und jenes.«
    »Könntest du dich etwas genauer ausdrücken?«
    »Warum? Was willst du wissen?«
    »Oh, ich bin nur neugierig.«
    »Zum Beispiel reden wir über die Kämpfe zwischen unseren Staaten und überlegen, wieso niemand das Wort ›Krieg‹ benutzt.«
    »Stellst du meinem Bruder niemals Fragen?«
    »Wofür sollte ich mich denn interessieren?«
    »Für seine Herkunft.«
    »Nein, danach frage ich ihn nicht.« Erst jetzt erkannte er, welch gute Gelegenheiten er versäumt hatte, um mehr über die Familie herauszufinden, und er staunte über sich selbst.
    Auf seiner Suche nach der Wahrheit war er nach Montana gekommen. Und jetzt, wo nur mehr ein wichtiges Teilchen im Puzzle fehlte – die Identität des schurkischen Kindsentführers –, gab er seine Ermittlungen auf. Nur zu deutlich erkannte er seine Beweggründe. Die Wahrheit würde die Familie Clayborne auseinander reißen. Und wenn er sich vorstellte, welchen Kummer er diesen Menschen bereiten würde, brach ihm beinahe das Herz.
    Mary Rose, die jetzt so vertrauensvoll seine Hand hielt, würde ihn verachten, wenn sie erfuhr, warum er sich auf Rosehill einquartiert hatte. Ihren Hass konnte er nicht ertragen. Er sehnte sich nach ihrer Liebe.
    Wütend auf sich selbst, beschleunigte er seine Schritte. Nun musste er allein sein, seine Gedanken ordnen und eine Lösung des Problems suchen. Ohne es wahrzunehmen, hatte er die Claybornes lieb gewonnen und sorgte sich um sie. Sogar um den widerlichen Cole.
    »Harrison, ich wollte dich nicht beleidigen, als ich andeutete, du würdest Adam vielleicht aushorchen«, beteuerte Mary Rose.
    »Das habe ich nicht gedacht.«
    »Bist du mir böse?«
    »Nein.«
    »Dann hör auf, meine Hand zu zerquetschen.«
    Sofort ließ er sie los und blieb stehen. »Heute Nacht ist es ziemlich kalt. Du solltest ins Haus zurückgehen.«
    »Aber ich friere nicht. Hast du Angst?«
    »Wovor?«
    »Dass ich dich wieder küssen könnte.«
    Über diese absurde Antwort musste er lachen. »Ich habe dich geküsst«, erinnerte er sie.
    »Und ich habe dir dabei geholfen.«
    »Gut, dann sind wir beide schuldig.«
    »Schuldig? Jetzt redest du wie ein Anwalt. Ich wünschte, du wärst keiner.«
    »Was stört dich dran?«
    »Wir haben was gegen Anwälte.«
    »Warum?« Wortlos zuckte sie die Achseln, doch er ließ nicht locker. »Du hast befürchtet, ich könnte Adam nach den Familienverhältnissen und seiner Herkunft fragen, nicht

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