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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Deshalb trage ich meinen Revolver bei mir – damit ihm nichts zustößt. Jedenfalls wird er Sie nicht belästigen, Corrie. Er ist sehr nett und freundlich, und nach meinem letzten Besuch müssten Sie mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich mich niemals mit ihm abgeben würde, wenn er ein schlechter Mensch wäre. Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, wie sich Catherine an seinen Hals geworfen hat?«
    Offenbar glaubte sie, das hätte sie noch nicht erwähnt, denn nun folgte eine ausführliche, maßlos übertriebene Schilderung aller Verbrechen, die das Mädchen im Laufe der Jahre begangen hatte. Die ersten dieser Missetaten waren bereits in der Kindheit verübt worden, und Mary Rose ließ keine einzige aus.
    Anfangs hatte Harrison befürchtet, Corrie würde schießen, weil sie verrückt war. Nun könnte er es verstehen, wenn sie ihre Flinte abfeuern würde, einfach nur um diesen Wortschwall zu beenden.
    Schließlich versprach Mary Rose ihrer Freundin, bald wiederzukommen, und wandte sich zum Gehen. Doch dann erinnerte sie sich, dass sie noch nicht über den neuen Hausgast berichtet hatte, und blieb stehen. Corrie und Harrison lauschten einem weiteren langen Monolog, der diesmal von Eleanor handelte. »Bald wird sie sich beruhigen. Und vielleicht entpuppt sie sich sogar als gute Freundin, wenn sie aufhört, sich selber zu bemitleiden. Oh, wie schnell die Zeit vergangen ist! Holen Sie die Lebensmittel ins Haus, bevor das Gewitter losbricht, Corrie! Bis zum nächsten Mal! Gott beschütze Sie!«
    Harrison wartete, bis Mary Rose die Lichtung verlassen hatte. Eine Minute später verschwand der Flintenlauf vom Fenster. In weitem Bogen kehrte er zu der Stelle zurück, wo er hätte warten sollen. »War es ein netter Besuch?«, fragte er.
    »O ja.« Mary Roses Stimme klang müde und heiser. »So eine liebe Frau!«
    »Hat sie mit dir geredet?«
    »Nein, aber bald ist’s so weit. Nun müssen wir zurückreiten, Harrison. Es ist schon spät. Warum musst du denn immer so trödeln?«
    »Wieso weißt du, dass sie bald mit dir reden wird?«
    »Weil ich bis zur Mitte der Lichtung gehen durfte. Jetzt sind wir offensichtlich Freundinnen.«
    »Weil sie nicht auf dich geschossen hat.«
    »Genau«, bestätigte sie und lächelte erfreut, weil er das verstand.
    »Wie unlogisch du bist, Mary Rose!«, seufzte er.
    Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Ist es denn unlogisch, das Gute in den Menschen zu sehen? Jeder hat Gefühle, Harrison. ›Kein Mensch ist eine Insel.‹ Erinnerst du dich an diese Zeile, die Adam ebenso schätzt wie du?«
    »Natürlich, aber …«
    »Ohne einander können wir nicht existieren. Bedeuten diese Worte für dich ebenso viel wie für mich? ›Mit dem Tod jedes Menschen stirbt etwas von mir, denn ich bin mit der Menschheit eng verbunden …‹ Wir alle gehören zur selben Familie. Corrie empfindet die gleichen Bedürfnisse wie wir. Verstehst du das?«
    »Ein Punkt für dich, Mary Rose.«
    »Ich glaube, das ist die erste Diskussion mit dir, aus der ich als Siegerin hervorgehe.« Sie eilte zu ihrer Stute und schaute zum Himmel hinauf. »Jetzt wird’s jeden Augenblick regnen.«
    Er hob sie in den Sattel und reichte ihr die Zügel. Dann umfasste er ihre Hände. »Welch ein gutes Herz du hast, Mary Rose …«
    Seine Stimme erschien ihr wie eine Liebkosung, und sie wollte ihm für das Kompliment danken, doch dann verdarb er den guten Eindruck, den er soeben erweckt hatte.
    »Daran werde ich denken, wenn du mich das nächste Mal zum Wahnsinn treibst.« Grinsend ging er zu MacHugh und schwang sich geschmeidig in den Sattel.
    »Und was soll diese Bemerkung bedeuten?«, fragte Mary Rose.
    »Dass ich dein Spiel durchschaue. Du hast endlos lange mit Corrie geredet, und jetzt wirfst du mir vor, das Gewitter könnte uns überraschen, weil ich trödle.«
    »Für mich bist du viel zu schlau, Harrison.«
    Sie ritten den Weg zurück, den sie gekommen waren, und schon nach kurzer Zeit zuckte der erste Blitz am abendlichen Himmel.
    »Oh, es fängt zu regnen an!«, rief Mary Rose. »In einer Viertelmeile kommen wir zu ein paar Höhlen. Da finden wir Unterschlupf. In der Dunkelheit ist der Weg zu gefährlich für MacHugh und Millie, sie könnten im nassen Geröll leicht ausgleiten.«
    Harrison runzelte die Stirn. Sollte er die Nacht mit Mary Rose in einer Höhle verbringen? Das erschien ihm genauso unheilvoll wie der beschwerliche Weg für die Pferde. Natürlich würde er sich wie ein Gentleman benehmen. Er hatte Adam sein

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