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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Wort gegeben, und das wollte er halten. Und wenn es ihn seine ganze Willenskraft kosten sollte …
    Mary Rose spornte ihre Stute an. »Schnell, Harrison! Bald gießt es in Strömen! Und ich möchte nicht nass werden.«
    Wenig später war er bis auf die Haut durchnässt und fror erbärmlich. Die Höhle bestand nur aus einem überhängenden Felsen, aber der Boden darunter war wenigstens einigermaßen trocken. Sie banden die Pferde fest, und Mary Rose entfachte ein Feuer, mit Hilfe der Zweige, die Harrison gesammelt hatte. So gut er konnte, rieb er die Pferde trocken, dann fing er Regenwasser mit einem Eimer ein, den Mary Rose aus einer Segeltuchplane geformt hatte. Zuerst tränkte er Millie, dann durfte MacHugh seinen Durst stillen.
    Sie ließ die Decken am Feuer trocknen, dann bereitete sie zwei Nachtlager – dicht nebeneinander. Eigentlich wollte er auf der anderen Seite des Feuers schlafen, doch das schlug er nicht vor, denn es war nur vernünftig, wenn sie sich aneinander wärmten. Sie schlüpfte aus den Stiefeln, zog einen Revolver, den er erst jetzt entdeckte, aus ihrem Rockbund und schob ihn unter ihr Bettzeug.
    »Hast du schon oft im Freien kampiert?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Es sieht aber so aus.«
    »Natürlich ziehe ich mein Bett auf der Ranch vor.« Mary Rose kniete nieder und legte noch ein paar Zweige ins Feuer. »Nun müssen wir eben das Beste aus dieser Situation machen.«
    »Du bist überhaupt nicht zimperlich.«
    »Hoffentlich nicht! Hast du das etwa gedacht?«
    Er schüttelte den Kopf. Die Welt, aus der er kam, verstand sie nicht. Dort fielen vornehme Damen in Ohnmacht, wenn die Möglichkeit, sie könnten jemals in eine so unschickliche Lage geraten und mit einem Mann in einer Höhle übernachten, auch nur angedeutet würde.
    Was für eine erfrischende Abwechslung brachte Mary Rose Clayborne in sein Leben! Er war tief beeindruckt, weil sie das unerwartete Missgeschick so umsichtig meisterte. Offenbar war sie vernünftiger, als er vermutet hatte.
    Und dann begann sie sich auszuziehen. Sofort änderte er seine Meinung. Diese naive Person besaß keinen Funken Verstand. »Um Gottes willen, was treibst du da?« Harrisons Donnerstimme hallte von den Felswänden wider.
    »Ich kleide mich aus. Warum?«
    »Zieh sofort die Bluse wieder an!«
    Sein Befehl wurde ignoriert. Seelenruhig schlüpfte sie aus ihren restlichen Sachen, dann trat sie auf ihre Decke, um ihre Füße nicht zu beschmutzen, bevor sie die Socken abstreifte.
    Lächelnd richtete sie sich auf, die feuchten Socken in der Hand. »Ein hübsches Medaillon, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Mein Medaillon. Ich dachte, du würdest es anschauen.«
    »Ja, natürlich«, log er. »Woher hast du’s denn?«
    »Das hat mir meine Mutter geschickt, ein Geschenk zu meinem sechzehnten Geburtstag. Es lässt sich nicht öffnen, aber das stört mich nicht. Siehst du die eingravierte Rose?« Sie trat näher zu ihm, damit er die Verzierung besser erkennen konnte, aber er hob abwehrend eine Hand.
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Mutter schrieb mir, sie hätte das herzförmige Medaillon ausgesucht, weil unsere Herzen miteinander verbunden sind. Ist das nicht lieb? Eines Tages werde ich dieses Schmuckstück meiner Tochter vererben.«
    »Sehr hübsch«, bemerkte er, und sie nickte.
    »Wenn ich’s auf der Haut spüre, habe ich das Gefühl, meine Mutter wäre bei mir.« Sie reichte ihm die nassen Socken über das Feuer hinweg. »Halt sie mal, bitte! Aber nicht zu dicht bei den Flammen. Travis wäre wütend, wenn sie verbrennen würden.«
    »Du trägst die Socken deines Bruders?«
    »Nur wenn ich sie unbemerkt von der Wäscheleine stibitzen kann.« Lächelnd löste sie das Band, das ihre Haare im Nacken zusammenhielt, und Harrison versuchte auf einen Punkt neben ihrem Ohr zu starren – nicht auf die runden Brüste, die sich unter dem weißen Spitzenunterhemd abzeichneten. Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    »Hast du keine eigenen Socken?«
    »Doch. Aber ich ziehe die Socken meiner Brüder lieber an, weil sie dicker sind. Da ich sie immer nur in den Stiefeln trage, sieht man sie nicht, und sie halten meine Füße warm.«
    Ein praktischer Gedanke, aber es ärgerte ihn, dass sie die Socken eines Mannes trug, wenn es auch nur ihr Bruder war. Andererseits hätte er nichts dagegen, wenn sie sich seine Socken ausleihen würde. O Gott, verlor er allmählich den Verstand? Was für alberne Überlegungen. Das war einzig und allein Mary Roses Schuld, weil sie ihn mit jeder Bewegung

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