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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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er bereit ist, wird er sich zeigen und dich kennen lernen. Nimm dich in Acht, er ist ziemlich reizbar. Wahrscheinlich, weil er vom Schicksal ins Unglück gestürzt wurde. So, jetzt habe ich wenigstens das Wort des Tages gebraucht.«
    »Er ist also unglücklich?«
    »O ja. Das können meine Brüder bezeugen. Frag sie doch morgen beim Essen.«
    »Bis dahin werden sie mich schon umgebracht haben.«
    »Warum?«
    »Weil wir diese Nacht zusammen verbringen.« War er wirklich so dumm, sie auch noch daran zu erinnern? »Wäre ich dein Bruder, hätte ich gute Lust, den Mann zu ermorden, der deine Ehre beschmutzt.«
    »Meine Brüder vertrauen uns. Wenn Adam dich für einen Lüstling hielte, hätte er dir nie erlaubt, mich zu begleiten.«
    »Lüstling … War dieses Wort nicht letzte Woche dran?«
    »Am Dienstag. Jedenfalls bist du kein Lüstling.«
    »Wie löblich, dass deine Brüder dich so gut erziehen und auf die Gefahren dieser Welt hinweisen …« Beinahe hätte er hinzugefügt, das würde auch ihrem Vater gefallen. Er breitete sein Hemd über die Satteltasche, in der Hoffnung, die Luft würde es während der Nacht trocknen. Dann setzte er sich auf seine Decken, an die Felswand gelehnt.
    »Bist du hungrig?«, fragte er.
    »Nein. Du?«
    »Nein.«
    »Du musst nicht befürchten, meine Brüder könnten auf falsche Gedanken kommen. Wahrscheinlich ist Cole der Einzige, der dich deshalb schlagen würde.«
    »O nein, das lasse ich nicht zu. Einmal hat er es schon getan, und das reicht.«
    »Also würdest du’s nicht zulassen.« Mary Rose seufzte tief auf, »Es freut mich, dass du dein Selbstvertrauen noch immer nicht verloren hast – obwohl du die ganze letzte Woche auf deiner Kehrseite zubringen musstest.«
    »Reden wir von was anderem, ja?«
    »Einverstanden. Ich wollte dir nur klar machen, dass Cole am ehesten die Fassung verlieren würde, wenn er glauben müsste, mir wäre etwas zugestoßen. Er ist wirklich sehr nett.«
    »Du kannst ihn um den kleinen Finger wickeln, was?«
    »Nein, aber er erträgt’s nicht, wenn ich traurig bin. Wann immer es geht, stellt er sich auf meine Seite.«
    »War es schwierig für dich, ohne Vater und Mutter aufzuwachsen?«
    »Ich habe eine Mutter«, erwiderte sie. »Mama Rose.«
    »Warum lebt sie nicht bei dir und deinen Brüdern?«
    »Weil sie’s nicht kann – noch nicht. Sobald wie möglich wird sie zu uns ziehen.«
    »Und deine Brüder nennen sie alle Mama?«
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Nur so. Und dein Vater?«
    »Ich habe keinen.«
    »Vermisst du ihn nicht?«
    »Wie kann ich etwas vermissen, was ich niemals hatte?« Nun entschied Mary Rose, ihre Bluse wäre trocken genug, faltete sie zusammen und legte sie neben sich, dann hielt sie den feuchten Rock an die Flammen.
    Fasziniert beobachtete Harrison ihre zweckmäßigen und doch graziösen Bewegungen. »Du bist genauso unverdorben wie dein Paradies.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Mama Rose ist Adams Mutter, nicht wahr?«
    »Meine auch.«
    »Aber sie hat Adam geboren.«
    »Das stimmt. Wieso weißt du’s?«
    »Eine ganz einfache Schlussfolgerung. Sie lebt im Süden. Und du hast sie nie gesehen, oder?«
    »Das war keine Schlussfolgerung, du hast’s erraten, denn du weißt nicht, woher meine Brüder stammen. Auch die anderen könnten im Süden gelebt haben. Nein, ich habe Mama nie gesehen, aber ich kenne sie sehr gut. Mindestens einmal in der Woche schreibt sie mir. Während des Krieges, als ich noch klein war, kamen einige ihrer Briefe nicht an. Daran erinnere ich mich nicht genau, aber meine Brüder machten sich große Sorgen. Glücklicherweise hat sie alle Gefahren überstanden. Wenn es an der Zeit ist, wird sie zu uns übersiedeln.«
    »Aber es ist noch nicht an der Zeit?«
    »Nein.«
    Die prompte Antwort gab Harrison zu verstehen, dass er das Thema nicht weiterverfolgen sollte.
    Einige Minuten saßen sie in einträchtigem Schweigen beisammen, und er freute sich, weil Mary Rose in seinem alten Flanellhemd so hübsch aussah. Währenddessen ärgerte sie sich immer noch über die Socken ihres Bruders, die sie getragen hatte.
    »Woran denkst du, Harrison?«
    »Oh, ich habe mir nur gerade überlegt, wie hübsch du aussiehst.«
    Sie lachte. »Meinst du das ernst? Mein Haar ist feucht und zerzaust, und ich trage ein Männerhemd.«
    Mein Hemd, verbesserte er sie in Gedanken, und das macht einen gewaltigen Unterschied. Der Anblick Mary Roses in seinem abgetragenen Lieblingshemd weckte einen seltsamen Besitzerstolz. Alles an ihr gefiel ihm. Er wollte

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