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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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kein Platz für Harrison. Das würde sich auch nicht ändern, wenn er mit Lady Victoria nach England zurückkehrte.
    Doch an das alles wollte er jetzt nicht denken, sondern die Zeit mit Mary Rose genießen, die ihm noch vergönnt war, Erinnerungen für kalte Nächte sammeln.
    Die Ankunft bei Corries Hütte half ihm, seine düsteren Gedanken zu verdrängen, und er atmete erleichtert auf. Aber Mary Rose erlaubte ihm nicht, zur Lichtung zu reiten. Eine halbe Meile entfernte musste er anhalten. Sie erklärte, sein Anblick würde Corrie erschrecken.
    »Sehe ich denn so furchtbar aus?«, fragte er gekränkt.
    »Ja, mit deinen Bartstoppeln und deinen langen Haaren, die seit mindestens zwei Wochen geschnitten werden müssten. Du siehst sogar bedrohlich aus. Mir gefällst du zwar, aber Corrie sicher nicht. Tut mir Leid, wenn ich deine zarten Gefühle verletzt habe.«
    »Schon gut. So empfindlich bin ich nicht.«
    Er durfte nicht einmal die Vorräte zur Lichtung tragen, und sie musste dreimal hin- und herlaufen, bis sie alle ihre Geschenke ins Gras gelegt hatte. Zu ihrer Freude ließ Corrie sie diesmal näher zur Veranda kommen. Das betrachtete Mary Rose als großen Fortschritt. Und es störte sie nicht, dass die Frau während der ganzen Zeit mit ihrer Schrotflinte auf sie zielte. Ein Glück, dass Harrison das nicht bemerkte … Sicher würde er eine Szene machen, wenn er glaubte, sein Schützling wäre in Gefahr.
    Aber er wartete nicht an der Stelle, wo sie ihn verlassen hatte.
    Lautlos schlich er zum Rand der Lichtung. In einem Gebüsch verborgen, spähte er zur Hütte hinüber, und als er den Flintenlauf aus dem Fenster ragen sah, blieb beinahe sein Herz stehen. Am liebsten hätte er seinem ersten Impuls gehorcht und die Waffe einfach aus Corries Händen geschossen, und er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht einzumischen. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Nach fünfzehn Minuten erkannte er, dass die Flinte nur zur Abschreckung dienen sollte, und er konnte endlich befreit atmen.
    Mary Roses Verhalten und die einseitige Konversation erschien ihm ebenso bizarr wie liebenswert. Zunächst entschuldigte sie sich, weil sie ihr Versprechen, am Vortag hierher zu kommen, nicht eingelöst hatte.
    »Normalerweise halte ich immer mein Wort, Corrie, es sei denn, irgendwas hindert mich daran. Wenn ich Ihnen erzählt habe, was geschehen ist, werden Sie meine Verspätung sicher verstehen.«
    Und dann schilderte sie alle Ereignisse, erwähnte aber nicht, warum sie sich mit Bickley angelegt hatte. Offenbar sollte Corrie nicht befürchten, die Bürgerwehr würde sie aufsuchen und die Hütte niederbrennen. Mary Rose sprach nur von einer Meinungsverschiedenheit, die mit einer Schlägerei geendet habe. Dass sie verletzt und beinahe getötet worden war, verschwieg sie auch, Dafür berichtete sie ausführlich, wie ihr schöner Rock zerrissen worden sei und wie schamlos sich Catherine Morrison an Harrison MacDonald herangemacht habe.
    »Dabei habe ich viel größere Rechte auf ihn. Ich brachte ihn zu mir nach Hause, um ihn zu beschützen. Wenn ich mir vorstelle, was dem armen Mann sonst passiert wäre, bricht mir fast das Herz. Was kann er denn dafür, wenn er so ungeschickt ist? Und so naiv, Corrie! Er kam mit einem Schießeisen in die Stadt und wusste nicht einmal, wie man’s benutzt. So was Dummes! Er braucht wirklich jemanden, der auf ihn aufpasst. Und obwohl er keine Ahnung hat, wie man kämpft, stürzte er sich auf Bickley und seine Männer. Vielleicht verlieh ihm der Zorn ungeahnte Kräfte. Jedenfalls hatte er Glück und kam ungeschoren davon. Und während wir hierher ritten, verblüffte er mich schon wieder. Er hörte irgendetwas, und in der nächsten Sekunde hielt er seinen Revolver in der Hand. Aber wenn er schnell und geistesgegenwärtig ist, nützt ihm das nichts, denn er kann ja nicht schießen.«
    Nach einer kleinen Pause seufzte sie tief auf. »Und Sie hätten sehen sollen, wie er für Douglas die Mustangs zuritt. Da tat er mir wirklich sehr Leid. Ich schaute von meinem Zimmer aus zu – hinter dem Fenstervorhang versteckt, damit er sich nicht gedemütigt fühlte. Ein Wunder, dass er sich nicht den Hals brach, Corrie!«
    Harrison biss die Zähne zusammen und zählte bis zehn. Lange würde er sich diesen Unsinn nicht mehr anhören können.
    »Aber machen Sie sich keine Sorgen um Harrison«, fügte Mary Rose hinzu. »Ich erzähle Ihnen nur von ihm, weil er mich hierher begleitet hat. Er soll mich beschützen.

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