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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihres spärlich bekleideten Körpers in tiefste Verwirrung stürzte. »Zieh die Bluse wieder an!«, fauchte er.
    Sein Befehl wurde erneut missachtet. Sie breitete das Haar über ihre Schultern, damit die Locken nicht zusammenklebten und schneller trocknen würden. Dann ließ sie das rosa Band auf die Decke fallen. »Warum soll ich die Bluse wieder anziehen? Ich habe sie doch eben erst ausgezogen – weil sie nass ist«, erinnerte sie ihn. »Oh, um Himmels willen, schau mich nicht so an, als wolltest du mich erwürgen! Ich verhalte mich doch nur vernünftig. Oder soll ich mir etwa den Tod holen? Du solltest deine Verlegenheit überwinden und dich auch ausziehen. Wenn du eine Lungenentzündung bekommst, müsste ich dich pflegen. Glaubst du, das würde mir Spaß machen? Nein, danke! Du würdest immer nur jammern.«
    Um ihrer Standpauke Nachdruck zu verleihen, hatte sie die Hände in die Hüften gestemmt. Nun öffnete sie ihren Rockbund. In seiner Verwirrung merkte Harrison zunächst nicht, was sie tat. Und als der Rock zu Boden glitt, konnte er seinen Blick kaum von ihren langen, wohl geformten Beinen losreißen. Wieviel musste er noch ertragen, ehe diese gottverdammte Nacht zu Ende ging? Er wusste es nicht, aber er glaubte, die Situation könnte sich nicht mehr verschlimmern. An diese Hoffnung klammerte er sich wie ein Ertrinkender an den Strohhalm.
    Fluchend ging er zu seiner Satteltasche, wühlte darin und zerrte ein dunkles Flanellhemd hervor. »Meine Verlegenheit hängt nicht mit meinen nassen Sachen zusammen, sondern mit deiner spärlichen Bekleidung, Mary Rose!«, stieß er hervor und warf ihr das Hemd zu. »Zieh das an!«
    »Brauchst du’s nicht, um dich zu wärmen?«
    »Zieh’s an!«
    Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch, und so gehorchte Mary Rose. Sie musste die Hemdsärmeln zweimal umkrempeln, und nachdem sie alle Knöpfe geschlossen hatte, fühlte sie sich angenehm erwärmt. Natürlich war ihr das Hemd viel zu groß und reichte ihr bis zu den Knien. »Danke.« Mit gekreuzten Beinen setzte sie sich ans Feuer, und er nahm auf der anderen Seite Platz. Dann breitete sie ihre Decke über die Beine und hielt ihre Bluse über die Flammen, um sie zu trocknen. »Warum machst du so ein finsteres Gesicht? Habe ich dich beleidigt?«
    »Ich bin nicht einer deiner Brüder.«
    »Das weiß ich.«
    Verstand sie denn überhaupt nichts? »Und mehr kann ich nicht ertragen.«
    »Mehr? Wovon? Großer Gott, musstest du noch nie im Freien schlafen? Wurdest du noch nie von einem Gewitter überrascht? Es ist doch nicht meine Schuld, wenn du das so unangenehm findest.«
    Er knöpfte sein Hemd auf, zog es aus und hielt es ebenfalls ans Feuer. »Oh, es geht mir großartig!«
    »Ziehst du deine Hose nicht aus?«
    »Nein, zum Teufel!«
    »Deshalb brauchst du dich doch nicht so aufzuregen. Ist die Hose nicht nass?«
    »Nicht nass genug.«
    »Wie komme ich eigentlich dazu, deine schlechte Laune hinzunehmen?«
    »Du begreifst gar nichts, was? Nein, das glaube ich nicht. Du weißt verdammt gut, wie sehr ich dich begehre, und du versuchst absichtlich, mich zu reizen. Hör sofort damit auf! Dann wird sich meine Laune sicher bessern.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie den Sinn seiner Worte verstand.
    Dann leuchteten ihre Augen auf. Er begehrte sie. Und sie hatte die Socken ihres Bruders getragen. Tiefe Zerknirschung trieb ihr das Blut in die Wangen. O Gott, sie war wie ein Holzfäller gekleidet. Niemals würde Catherine Morrison in die Socken ihres Vaters schlüpfen. »Normalerweise ziehe ich Seidenstrümpfe mit Spitzenborten an«, platzte sie heraus.
    Warum sie ihm das mitteilte, konnte er sich nicht vorstellen. Und seltsamerweise blieb sie bei diesem Thema.
    »Und die Socken meiner Brüder ziehe ich mir selten an. Glaub bloß nicht, ich würde gern Männerkleidung tragen.«
    »Das habe ich nie vermutet. Ich fürchte, dieses Hemd wird nie trocken.«
    Angestrengt überlegte sie, worüber sie reden sollte. Auf jeden Fall musste er diese Socken vergessen. »Jetzt muss ich eine Woche lang das Geschirr spülen.«
    »Warum?«
    »Ich habe das Wort des Tages nicht benutzt.«
    »Welches Wort?«
    »Es steht auf der Schiefertafel. Und ich hab’s nicht einmal gelesen.«
    Harrison schloss die Augen und stellte sich die Küche vor. Dann lächelte er. »Unglück.«
    »Bist du sicher?«
    »Völlig sicher. Übrigens, den Koch habe ich noch immer nicht gesehen. Ich glaube, der existiert gar nicht. Habt ihr ihn erfunden?«
    »Natürlich existiert er. Wenn

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