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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Bergbewohner würden die Grizzlys gern jagen.«
    Seufzend verdrehte sie die Augen. »Ich wette, das stand in einem Groschenroman. All diese Geschichten sind erfunden. Nur dumme Männer jagen Grizzlybären.«
    Beim Anblick ihrer ernsthaft gerunzelten Stirn musste er lächeln.
    »Was amüsiert dich denn so?«, fragte sie. »Glaubst du mir nicht?«
    »Doch. Ich lächle nur, weil du mich glücklich machst.«
    Dieses Kompliment gefiel ihr. »Danke.«
    »Mary Rose?«
    »Ja?«
    »Warum flüstern wir eigentlich?«
    Wie ihre erstaunte Miene verriet, war ihr das gar nicht aufgefallen. »Adam und ich haben hier oben immer geflüstert«, erklärte sie lachend. »Damals war ich viel kleiner, und er tat mir den Gefallen.«
    »Aber warum wolltest du flüstern?«
    »Wenn ich dir’s erzähle, wirst du dich sicher über mich lustig machen.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Ich flüsterte, weil ich dachte, ich wäre in Gottes Hinterhof. Und um meinen Respekt zu bekunden, musste ich ganz leise reden.«
    »Und was glaubst du jetzt, wo du erwachsen bist?«
    »Dass ich immer noch in Gottes Hinterhof bin.« Da brach er in Gelächter aus, und sie wartete, bis er sich beruhigt hatte. »Ich höre dich gern lachen, obwohl du versprochen hast, mich nicht zu verspotten. Wann immer du lächelst, kräuseln sich die Sorgenfalten um deinen Augen, und das sieht sehr nett aus. Du machst dir viel zu viele Sorgen.«
    »Tatsächlich?«, fragte er überrascht. Nach seiner Ansicht konnte man sich gar nicht genug Sorgen machen. Ein Mann, der sich sorgte, war stets auf alles gefasst.
    »Allerdings.«
    Sie schauten sich an, und keiner wollte weiterreiten. In diesem Moment entstand eine neue Vertrautheit zwischen ihnen, und die Außenwelt konnte das friedliche Zwischenspiel nicht stören. Jetzt gehörte sie nur ihm, er musste sie mit niemandem teilen.
    In der Ferne erklang ein Donnerschlag, aber Harrison ignorierte die Warnung ebenso wie Mary Rose. Ihre Blicke hielten einander fest, bis ein Zweig hinter ihnen knackte. Blitzschnell drehte Harrison sich im Sattel um, zog seinen Revolver und entsicherte ihn. Ein Häschen rannte über den Weg, und er steckte die Waffe wieder in den Gürtel. Mary Rose beobachtete ihn verblüfft. Noch nie hatte sich jemand in ihrer Gegenwart so schnell bewegt, von Cole natürlich abgesehen.
    Warum hatte sich Harrison diese Fähigkeit angeeignet? Oder war es ein Instinkt? Nervös sagte sie sich, dass viel mehr in diesem Mann steckte, als es der äußere Schein vermuten ließ. Und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
    »Wieso runzelst du die Stirn?«, fragte er. »Stimmt was nicht?«
    »Wie schnell du deinen Revolver gezogen hast … Du bist es gewöhnt, auf der Hut zu sein, nicht wahr?« Er gab keine Antwort, und sie schüttelte den Kopf. »Was für ein komplizierter Mann du bist! Ständig überraschst du mich.«
    »Überraschungen können ganz interessant sein.«
    »Du interessierst mich ohnehin schon sehr, und ich mag dich so, wie du bist.«
    »Du magst den Menschen, für den du mich hältst.«
    »Oh, du machst mich wahnsinnig, Harrison! Aber jetzt möchte ich nicht über deine Persönlichkeit diskutieren. Dafür fehlt uns die Zeit. Es ist schon spät, und wenn wir uns nicht beeilen, können wir meine Freundin nicht besuchen.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. Wenn er mit ihr zusammen war, fühlte er sich glücklich wie nie zuvor. Nur weil er rückhaltloses Vertrauen in ihren Augen las – weil sie ihn akzeptierte. Akzeptiert zu werden … Hatte er sich nicht sein ganzes bisheriges Leben bemüht, dieses Ziel zu erreichen? War das nicht der wahre Grund, warum er so unermüdlich nach Lord Elliotts Tochter suchte – um von diesem Mann als gleichwertig akzeptiert zu werden? Oder um ihm die Freundlichkeit zu vergelten?
    Darauf wusste Harrison keine Antwort. Natürlich war er dankbar, weil Elliott für seinen Vater gesorgt hatte. Seine Lordschaft war der Einzige gewesen, der Harrison in London nicht den Rücken gekehrt hatte. Er gab ihm Geld, übernahm die Kosten für die Steuern, und als der Vater ständiger Pflege bedurfte, engagierte er gutgeschultes Personal. Auch Harrisons Ausbildung hatte er finanziert.
    Ja, er schuldete Elliott sehr viel, und seine Ehre verbot ihm, sich dieser Verantwortung jemals zu entziehen. An sein eigenes Glück durfte er nicht denken. Sosehr er Mary Rose auch liebte – er musste dieses Gefühl bekämpfen. Einen Monat nach ihrer Geburt hatte Elliott bereits die Zukunft seiner Tochter verplant, und darin war

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