Rosen des Lebens
Herzog von Épernon, der nur darauf wartete, sich in ein neues Abenteuer zu stürzen. Das letzte war zu schlecht für ihn
ausgegangen.
Viel bedrohlicher für die königliche Macht als dieser Haufen |225| von Herzögen war aber, daß die Hugenotten, mit dem Herzog von Rohan an der Spitze, sich auf ihre Seite schlugen. Und um es
offen zu gestehen, waren sie die einzigen, die dazu einigen Grund hatten: Die nachlässige Haltung des Kronrats gegenüber dem
Zerwürfnis der protestantischen deutschen Fürsten und der Habsburger flößten den französischen Protestanten tödliche Besorgnisse
ein.
Um aber wieder auf unsere Großen zu kommen, so verbargen sie, töricht und leichtfertig, wie sie waren, ihr Komplott gegen
die Macht ebensowenig, wie sie es im Jahr 1617 getan hatten. Und sie beeilten sich auch diesmal nicht, es in die Tat umzusetzen.
Sie ließen sich in Paris zurückhalten, der eine von einem Prozeß, der andere von seinen Liebschaften, der dritte von seinen
Interessen und allesamt von den glänzenden Festen, die man im Louvre und in anderen königlichen Schlössern gab. Aus Andeutungen
Fogacers erfuhr ich, daß der König, Luynes und Déagéant genau Bescheid wußten, denn sie wurden Tag für Tag von einem der Verschwörer
informiert, der wohl einige Zweifel an der Art und Weise hegte, wie die Dinge sich entwickeln würden, und der sich lieber
arrangierte, um von ihrem möglichen Erfolg zu profitieren, ohne unter ihrem Scheitern zu leiden.
Wer dieser Maciavell war, darüber kam mir eine Vermutung, als beim sogenannten ›Ulk von Ponts de Cé‹ der Herzog von Retz sich
plötzlich und völlig unerklärlich mit seinem kleinen Heer aus dem Staub machte, bevor die Schlacht überhaupt begann. Tatsächlich
konnte er diese Verräterrolle mit Leichtigkeit gespielt haben, denn wer hätte etwas dabei finden können, daß der Herzog von
Retz den Kardinal von Retz täglich besuchte? Der Kardinal aber stand in stetigem, vertraulichen Kontakt mit dem König.
***
Eines der glanzvollen Feste, von denen ich sprach, wurde am ersten Januar 1620 in Saint-Germain-en-Laye gegeben, und zwar
zu Ehren der neuernannten Ritter vom Heiligen Geist. Ich war einer von ihnen, und das war eine große Freude für mich, nicht
nur, weil der König meine Treue abermals belohnt hatte, sondern auch, weil Ludwig mir mit der rührendsten Feinfühligkeit erlaubte,
einem Orden beizutreten, dem auch mein Vater |226| angehörte, der wiederum seine Aufnahme Henri Quatre verdankte. Aus diesem Anlaß erhielt ich viele Briefe, unter denen mir
am meisten der von Pfarrer Séraphin schmeichelte. In treuherzigen Worten bat er mich, wenn ich das nächste Mal nach Orbieu
käme, mein Ordenskreuz zur Sonntagsmesse anzulegen. Was ich auch tat, ohne zu ahnen, daß der Pfarrer es zum alleinigen Thema
seiner Predigt machen würde, in der er meine Tugenden dermaßen in den Himmel hob, daß, wäre er der Papst gewesen, ich auf
meine Heiligsprechung zu Lebzeiten hätte gefaßt sein dürfen. Meine Verwandtschaft von Montfort l’Amaury und von Chêne Rogneux
wohnte dieser Predigt bei, ebenso wie Monsieur de Saint-Clair. Und in der zweiten Reihe sah ich Louison, deren vertrauliche
Blicke mir rechtzeitig meine irdischen Schwächen ins Gedächtnis riefen.
Ich weiß nicht, ob meine Dörfler, trotz aller Bemühungen von Pfarrer Séraphin, das Was und Wie des Heilig-Geist-Ordens überhaupt
verstanden, aber sie bewunderten das Gold und die Diamanten darauf. Und ein reicher Bauer, der in Dreux den Grafen von Soissons
gesehen hatte, erklärte: »Der Graf in Dreux hat kein so schönes Kreuz, überhaupt kein Kreuz hat der, und dabei soll er der
Cousin vom König sein!« Dieser Satz wanderte auf Platt von Mund zu Mund und sorgte mehr als alle meine Tugenden dafür, mein
Ansehen im Dorf zu erhöhen.
Um auf den feierlichen Empfang der Ritter vom Heiligen Geist in Saint-Germain-en-Laye und die darauf folgenden glanzvollen
Feste zurückzukommen, so nahmen sie leider ein trauriges Ende. Anna von Österreich wurde plötzlich krank.
Während des Balletts, das bei dieser Gelegenheit aufgeführt wurde, beobachtete man, daß ihr Gesicht blaß und verzerrt war
und den Ausdruck des Schmerzes trug. Ludwig, der neben ihr saß und ihren Zustand beobachtete, beugte sich mehrmals voller
Besorgnis zu ihrem Ohr. Vielleicht riet er ihr, sich zurückzuziehen. Aber ihr Kopfschütteln zeigte, daß sie dies nicht wollte,
weil sie es für ihre
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