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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Lesdiguières gedacht?«
    »Ich kann nicht daran zweifeln«, erwiderte er, »denn auf Ludwigs Befehl schickte mich Luynes in die Dauphiné zu Lesdiguières:
     Ich sollte ihn überreden, das Amt anzunehmen.«
    »Mußte man«, sagte ich lächelnd, »denn soviel Mühe aufwenden, ihn davon zu überzeugen? War es ihm nicht hoch genug? Achtete
     er die Ehre für nichts, die es einbringt?«
    »Keine Ehre ohne Kette, Herr Graf! Und diese Kette war beträchtlich. Zum ersten hätte sich Lesdiguières zur katholischen Religion
     bekehren müssen, der allerchristlichste König kann einen Konnetabel der reformierten Religion nicht zulassen.«
    »Ist Lesdiguières dieser Bekehrung denn so fern? Ich hörte doch, daß er sich in Grenoble, in der Kirche Saint-André, so manches
     Mal in einem Winkel verbarg, um nicht gesehen zu werden, und nicht ohne Bewegung den berühmten Predigten des Franz von Sales
     lauschte.«
    »Das ist wahr. Und wahr ist auch, daß seine Frau und seine Töchter der katholischen Kirche schon gewonnen waren und ihn drängten,
     denselben Weg zu gehen. Und dieses Drängen«, setzte Déagéant mit einem Lächeln hinzu, »war nicht zu unterschätzen: |300| Hätte Chlodwig sich ohne den Einfluß Chlothildes bekehrt? Da sieht man wieder, was eine schwache Frau vermag! Ohne Chlothilde
     wäre das Reich heute wohl nicht christlich!«
    »Baron«, sagte ich, und es schmeichelte dem Frischernannten sichtlich, daß ich ihn so anredete, »Ihr ergötzt mich! Nehmt noch
     ein Glas Burgunder und fahrt in Eurer Erzählung fort. Ihr seid also in Grenoble bei Lesdiguières.«
    »Nicht in Grenoble, sondern in Embrun, dahin hatten mich Luynes und der König gesandt, damit ich Lesdiguières überrede, katholisch
     zu werden und das Konnetabelamt anzunehmen. Meine Mission ist, wie gesagt, offiziell, vom König befohlen. Nun aber muß ich
     erfahren, daß Luynes hinter dem Rücken des Königs, folglich auch hinter meinem, noch einen zweiten Mann namens Bullion entsandt
     hat, der mir bei Nacht zerreißt, was ich bei Tage gesponnen habe. Im Auftrag Luynes’ schlägt er Lesdiguières das Amt des Generalfeldmarschalls
     vor, das er annehmen könnte, ohne katholisch zu werden, und das ihm alle wirkliche Macht im Heer geben würde, wenn Luynes
     nur dem Titel nach Konnetabel wäre.«
    »Und Lesdiguières nimmt leichten Herzens an?«
    »Nein, nein! Mit Galle, mit Bitterkeit, aber er nimmt an. Zum ersten, weil er nun kein Gewissensproblem mehr lösen muß. Zum
     zweiten, weil sein Enkel die Nichte von Luynes geheiratet hat und er Luynes, den er für den allmächtigen Berater des Königs
     hält, nicht vor den Kopf stoßen will. Worin er irrt. Zum dritten denkt er, wenn er der reformierten Kirche die Treue hält,
     kann er besser für den Frieden zwischen den Protestanten und dem König tätig sein – worin er abermals irrt. Doch sind dies
     Irrtümer eines Ehrenmannes und keine schoflen Hofintrigen hinterm Rücken des Königs.«
    »Herr im Himmel! Wie unglaublich schamlos war dieser Luynes! Und der König wußte von nichts?«
    »Wie hätte er sollen? Als Lesdiguières in den Louvre gerufen wurde, lehnte er eine Bekehrung ab und bat ›sehr untertänigst,
     diese Ehre dem Herzog von Luynes zu übertragen. Wir müssen also einräumen, daß der König, als Lesdiguières das Amt ablehnte,
     sich seiner Bitte schwerlich verweigern konnte, es seinem Favoriten zu geben.«
    »Baron, noch eine Frage! Hättet Ihr den König über die Machenschaften dieses Bullion nicht aufklären können?«
    |301| »Aber Bullion handelte in gutem Glauben!« sagte Déagéant mit dünnem Lächeln. »Das erfuhr ich erst später! Er glaubte, als
     er die Anweisungen des Favoriten befolgte, er gehorche dem König: Genau so hatte Luynes es ihm gesagt.«
    ***
    Fünf oder sechs Tage, bevor Ludwig im April 1621 ins Feld zog, erbat sich der Nuntius über Puisieux eine Audienz, die ihm
     sofort gewährt wurde. Man dachte nun, der Nuntius wolle im Namen Seiner Heiligkeit dem allerchristlichsten König den besten
     Erfolg auf dem Weg wünschen, mit den Protestanten ins reine zu kommen. Dem war nicht so. Und sowie er den Mund auftat, sanken
     mir die Arme herab, daß ich solche Worte in einem Moment hören mußte, da der König sich in die Ungewißheiten eines Bürgerkrieges
     stürzte.
    »Sire«, sagte der Nuntius, dem trotz seines häufigen Umgangs bei Hofe selbst nicht wohl zu sein schien bei dem, was er zu
     vermelden hatte, »Seine Heiligkeit der Papst hat mit größtem

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