Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
ein ebenso großes Interesse wie
     sie? Das sind mir die richtigen, dachte ich, hartgesotten im Feilschen.
    »Meine Freunde«, sagte ich auf französisch, »Monsieur de Saint-Clair sieht sich heute nachmittag die Wege an und prüft, wo
     Kantsteine nötig sind. Er wird die Menge berechnen, wird sie bestellen, und ich gebe das Geld. Dafür werdet ihr den Transport
     und die Arbeit übernehmen. Morgen früh erwarte ich im Hof alle Männer von Orbieu, die sich an der Instandsetzung der Wege
     beteiligen wollen. Monsieur de Saint-Clair schreibt ihre Namen auf. Und ich werde diejenigen nicht vergessen, die bereit sind,
     mir wie sich selbst zu helfen. Ich werde aber auch die anderen nicht vergessen.«
    Ich wartete, bis Pfarrer Séraphin diese Rede ins Platt übersetzt hatte, wobei ich seiner Übersetzung aufmerksam lauschte,
     um mich ihrer Treue zu versichern. Dann stand ich auf, die Versammlung erhob sich ebenfalls, was ein großes Gescharre von
     Pantoffeln und Bänken verursachte, und nachdem der Lärm sich gelegt hatte, sagte ich auf Platt: »Meine Freunde, ich wünsche
     euch eine gute Nacht.«
    Sie antworteten im Chor, indem sie ihre Mützen zogen, dann gingen sie bedächtig und, wie mir schien, viel stiller hinaus,
     als sie vorher in die Sakristei gekommen waren.
    Beim Mittagessen mit Monsieur de Saint-Clair, einer tüchtigen Schüssel Hahnenkämmchen und -hoden, fragte ich mich, weder ganz
     zufrieden noch ganz unzufrieden, wie teuer mich das Ganze wohl zu stehen käme und wie es mit der Hilfe meiner Dörfler aussehen
     würde.
    |108| »Ich hätte nicht gedacht«, sagte Saint-Clair, »daß soviel Geschick und Umstände nötig wären, um ein paar Dutzend arme Bauern
     zum Gehorsam zu bringen.«
    »Wißt Ihr«, sagte ich, »was Coligny machte, wenn seine Soldaten nicht gehorchten?«
    »Nein.«
    »Er ließ zwei oder drei hängen.«
    »Harte Methode!« sagte Saint-Clair mit einer Grimasse.
    »Henri Quatre war humaner. Er setzte auf Überzeugung: Zehn Löffel Honig, ein Tropfen Essig. An dieses Rezept habe ich mich
     gehalten.«
    »Der Essig war, wenn ich recht verstehe, die Mahnung: Ich werde diejenigen nicht vergessen, die mir nicht helfen wollen.«
    »Nun ja, damit sie mich nicht für zu nachgiebig halten. Auch wenn ich die Steine bezahle, ist noch längst nicht klar, wie
     viele Männer sich morgen im Hof einfinden werden.«
    »Wenn der Überschlag, den ich in der Sakristei gemacht habe, stimmt, waren gut fünfzig da. Was machen wir, wenn morgen nur
     zehn kommen? Schicken wir sie wieder nach Hause?«
    »Auf keinen Fall. Das hieße, die Geschichte auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Nein, Monsieur de Saint-Clair, dann
     geht es los.«
    »Womit fangen wir an?«
    »Mit den Wegen vom Pfarrhaus zur Kirche und von der Kirche zum Friedhof.«
    Monsieur de Saint-Clair lächelte.
    »Zum Dank an Pfarrer Séraphin, daß er den seligen Grafen vor unseren Karren gespannt hat?«
    »Das auch, aber vor allem hoffe ich, daß die Drückeberger sich dann ein bißchen schämen, ihren Pfarrer und ihre Kirche zu
     kränken, und nicht länger fernbleiben.«
    »Und wenn sie sich nicht schämen?«
    »Wir werden sehen.«
    Die notwendige Menge Steine, die Saint-Clair errechnete, war beträchtlich, und die Summe, die sie kosteten, nicht gering.
    Am Montag morgen um sieben Uhr standen acht Männer auf unserem Hof. Acht Männer, Sie haben recht verstanden, und die Hälfte
     von ihnen hatte weder Schaufel noch Spitzhacke |109| mit, angeblich waren sie so harter Arbeit nicht gewachsen. Sie wurden in Begleitung von Pissebœuf nach Hause geschickt, damit
     er ihre Worte überprüfe. Die anderen führte Poussevent zu unserem Steinbruch, um den Schotter zu verladen, so daß die Arbeit
     vor der Kirche erst mittags beginnen konnte. Inzwischen war Pissebœuf mit den vier Schlaubergern samt ihren eigenen Geräten
     und ziemlich betretenen Mienen zurück.
    Als Pfarrer Séraphin den Lärm draußen hörte, kam er aus seiner Pfarre, und nachdem er die Anwesenden zu ihrem Eifer beglückwünscht
     hatte, wetterte er volle fünf Minuten gegen die Faulen, die weder ihre Kirche noch ihren Hirten noch den lieben Gott ehrten,
     verdächtigte sie offen der hugenottischen Ketzerei und drohte ihnen in verhüllten Worten mit einem unguten Tod.
    Seine Worte gingen von Mund zu Mund und schafften uns neue Hilfe: Am nächsten Morgen hatten wir sechzehn Freiwillige, immerhin,
     aber lange nicht genug, um mit der Arbeit vor der Heumahd fertigzuwerden.
    »Die Hölle

Weitere Kostenlose Bücher