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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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aus und hob ihn, als er nackt war, in seinen Armen hoch, ohne daß Ludwig diesmal
     den geringsten Widerstand leistete. So trug er ihn zum Bett seiner Gemahlin und legte ihn dort nieder. Hierauf wich er behende
     zurück und befahl der ganzen Gesellschaft, das Zimmer zu verlassen. Nur Madame du Bellier ließ er bei dem Paar, die ja notwendig
     bleiben mußte, damit sie am nächsten Tag bezeugen konnte, was geschehen war. Luynes schloß die Tür hinter sich ab, und nachdem
     er abgeschlossen hatte, lehnte er sich gegen die Tür und stieß einen großen Seufzer aus. Er zog ein Taschentuch aus dem Ärmelumschlag
     seines Wamses und trocknete sich das schweißtriefende Gesicht.
    »Berlinghen«, sagte er, »Ihr bleibt hier mit Soupite und öffnet Seiner Majestät, wenn er morgen früh an die Tür klopft.«
    Ich schlief nicht gut in dieser Nacht, zum einen, weil es ziemlich kalt war in meiner Louvre-Wohnung, obwohl Robin ein Feuer
     unterhielt, doch verlor sich viel von der guten Wärme unter der überhohen Decke des Raumes. Zum anderen aber auch, weil ich
     mich fragte, ob die dem König angetane Gewalt, auch wenn er sie in seinem Innern gebilligt hatte, ihr Ziel wohl erreichen
     werde. Ein neuerliches Scheitern nach jenem ersten, das Ludwig vor vier Jahren erlitten hatte, so fürchtete ich, würde ihn
     völlig entmutigen. Es würde nicht nur jeden weiteren Versuch im Keim ertöten, sondern ihn einer unheilbaren Impotenz überantworten,
     mit all den menschlichen und politischen Konsequenzen, die daraus erwachsen konnten und die nur allzu traurig vorhersehbar
     waren.
    Ich war fest überzeugt, daß, wenn Henri Quatre noch gelebt hätte, Ludwig keine der Qualen hätte erleiden müssen, die ihm Herz
     und Mut aushöhlten. Denn dann hätte Henri ihm eine Gemahlin erwählt, und mit Sicherheit keine spanische, weil diese |181| für ihn wie für seinen Sohn das Bild des Feindes selbst bedeutet hätte. Vor allem aber hätte er, wie bei seinem Bastard Vendôme,
     ehe er ihn mit Mademoiselle de Mercœur vermählte, Sorge getragen, Ludwig durch ein erfahrenes Mädchen schlau zu machen, das
     ihm auf Grund seiner einfachen Herkunft Vertrauen und Zutrauen eingeflößt hätte. Hatte mein Vater es mit mir nicht auch so
     gemacht, als er mir Toinon ins Bett legte, nachdem er gesehen hatte, welchen Aufruhr die Sporen des Fleisches in mir entfachten,
     so daß ich den bloßen Arm meiner Klavierlehrerin, Mademoiselle de Saint-Hubert, mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte?
    In solchen Gedanken und Besorgnissen, wie diese Nacht für Ludwig wohl ausgehen werde, die für ihn und für das Reich so folgenschwer
     war, durchwachte ich ganze Stunden. Ich schlummerte jeweils nur kurze Zeit, bis ich schließlich um acht Uhr geweckt wurde,
     als hell und fröhlich das Glockenspiel der Samaritaine vom Pont Neuf erklang. Doch fehlte viel, daß ich ebenso fröhlich war,
     als ich eine Stunde darauf meine Schritte zu den königlichen Gemächern lenkte, sosehr war ich auf das Schlimmste gefaßt.
    Der König lag noch in tiefem Schlaf, das verwunderte mich, denn für gewöhnlich erwachte er zwischen sieben und halb neun Uhr,
     selten später. Nur Soupite und Berlinghen waren zugegen, kein Héroard, und ich war sehr enttäuscht. Meine Zweifel konnte nur
     der ehrwürdige Doktor der Medizin ausräumen, ihm mußte Madame du Bellier Bericht erstatten, wie die Dinge standen.
    Entschlossen, still und ruhig abzuwarten, bis entweder Ludwig erwachte oder Héroard erschien, setzte ich mich auf einen Schemel.
     Nach einer Viertelstunde jedoch hielt ich es nicht länger aus und befragte mit leiser Stimme Berlinghen.
    »Wann hat der König geklopft, damit Ihr ihm die Tür der Königin öffnet?«
    »Um zwei Uhr nachts, Herr Graf.«
    »Und«, fragte ich noch leiser, »in welcher Stimmung fandet Ihr ihn?«
    »Ich kann es nicht sagen, Herr Graf, ich schlief im Stehen.«
    »Und vermutlich«, sagte ich, »seid Ihr mit dem Moment eingeschlafen, als wir Euch gestern abend verließen?«
    »Ja, Herr Graf«, sagte Berlinghen.
    |182| »Und Ihr, Soupite?«
    »Ich auch, Herr Graf«, sagte Soupite.
    Aus den beiden Bürschchen war also nichts herauszuholen. Trotz aller Kälte und Unbequemlichkeit hatten sie sich auf dem blanken
     Fußboden dem Schlaf ihrer Jugend ergeben, taub für alles, was nicht Stimme ihrer Träume war. Als ich jedoch weiter darüber
     nachsann, erfaßte mich das Staunen. Der König hatte das Bett mit der Königin von elf bis zwei Uhr nachts geteilt: Drei

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