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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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Expechtionsheer, 5 000 Soldaten und 20 000 Matrosen und Troßknechte, nahm ein wahrhaft entsetzliches Ende. Es fiel so, wie es ging und stand, in die Hand der Feinde — Unfähigkeit der Führer, Feigheit der Masse. Die Syrakuser warfen die Gefangenen in die Steinbrüche. Dort verhungerten, starben und verdarben sie. Die Strategen wurden, obwohl der spartanische Abgesandte sie retten wollte, hingerichtet.
    Athen war wie betäubt. Schrecklich hatte Hermes den Frevel und furchtbar Zeus den Friedensbruch gestraft.
    In dieser Situation kam die Kunde, daß ein spartanisches Heer unter König Agis auf dem Wege nach Attika sei.
    Ja, die Götter rührten sich! Apoll stieg herab, den Köcher mit den roten Pfeilen über die Schulter gehängt, wie es einst Homer gesehen hatte. Ares schürte die Esse des Krieges an. Es ging wieder los; der zweite Teil des Peloponnesischen Krieges begann.

    *

    Der böse Geist der Zeit, der Alkmaionide Alkibiades, flüsterte nun den Spartanern ein. Ein kluger Geist, aber ein satanischer. Die Spartaner haben versäumt, ihn sofort einen Kopf kürzer zu machen.
    »In Sparta erregte er durch die Art, wie er jetzt sein Leben einrichtete, allgemeine Verwunderung«, schreibt Plutarch. »Er verstand, das Volk, vor allem das einfache, ganz für sich einzunehmen und blendete es durch die Art, wie er zum Spartaner wurde, wie er sich das Haar kurz schnitt, sich in kaltem Wasser badete, mit Gerstenklößen vorlieb nahm und großen Gefallen an der Schwarzen Suppe fand; man traute den Augen kaum und fragte sich, ob dieser Mann jemals von Leibköchen betreut gewesen sei, jemals einen eigenen Parfümberater gehabt oder jemals einen milesischen Purpurmantel auch nur anzurühren, geschweige denn anzuziehen gewagt habe. Er änderte sich schneller als ein Chamäleon. Aber«, fährt Plutarch fort, »hinsichtlich seiner Tücke nicht. Er schwängerte die Gemahlin des Königs Agis, während dieser auf dem Feldzug war, und erklärte zynisch, er habe weder den König beschimpfen noch seine Wollust befriedigen, sondern auf diese angenehme Weise lediglich erreichen wollen, daß über Sparta einst seine eigenen Nachkommen herrschen würden. Dennoch muß man gestehen, es gab nicht leicht irgendeinen Menschen, der sich durch den Charme, den Alkibiades zeigen konnte, nicht hätte fangen lassen.« Nach diesem gynäkologischen Ereignis wurde Alkibiades der Boden in Sparta wohl etwas zu heiß, auch wühlte sein Borgiageist zu ruhelos in ihm, um ihn tatenlos Zusehen zu lassen, wie die griechische Welt wieder einmal brannte. Er gebar daher einen Plan, der seine überragenden diplomatischen Fähigkeiten ebenso wie seine wahrhaft fürchterliche Natur zeigt: Er wollte nach Kleinasien gehen, die Perser auf die spartanische Seite ziehen und dann... und dann... es waren phantastische Gedanken, die er den Ephoren Vorspann. Auch wenn die Spartaner kein Wort davon glaubten, schickten sie ihn los und machten drei Kreuze hinter ihm.
    Er verwirklichte alle Pläne. Er brachte die unglaublichsten Dinge zustande; Persien, sowieso wütend über eine Vertragsverletzung der Athener, kündigte den »Kimonischen Frieden«, trat in das spartanische Lager über und erklärte sich bereit, laufend Hilfsgelder zu zahlen. Es war das Werk von wenigen Wochen, da schlug Alkibiades dem als Griechenhasser berüchtigten Satrapen bereits freundschaftlich auf die Schulter und trank mit ihm Brüderschaft. Den braven Ephoren gingen die Augen über.
    Auch ganz Ionien gingen sie über; sozusagen über Nacht hatte sich ihre Lage ins Gegenteil verkehrt: Der Perser drohte zu kommen, und Athens Flotte war vernichtet! Die ionischen Städte stellten also wieder einmal die Zahlungen ein und traten in Scharen aus dem Attischen Seebund aus.
    So war die Situation, als König Agis in Attika einmarschierte. Wie in Trance nahm das Volk von Athen die stündlich neuen Schreckensmeldungen hin. Sein gesamter Machtbau war zusammengekracht, Ionien abgefallen, die Geldquelle versiegt, fast die ganze Flotte vor Sizilien vernichtet, 25 000 Mann tot, die Spartaner vor der Tür! Wieder einmal strömten die Bauern und Dörfler in die Stadt, die Staatssklaven von den Gütern und aus den Bergwerken flohen in hellen Haufen zu den Spartanern — konnte das alles wahr sein? Man schloß die Augen. Und vor allem natürlich die Tore.
    Agis ließ sich zwanzig Kilometer vor Athen häuslich nieder.

    Die Stadt war gefangen. Das »regierende« Volk rannte ratlos durch die Straßen. Wo war wenigstens ein

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