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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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sich an. Theophanus Gesicht nahm die Farbe von Schnee an. Sie schloss die Augen.
    »Herrin, bleibt wach! Ihr müsst ganz ruhig weiteratmen, glaubt mir.«
    »Eunice«, flüsterte Theophanu. »Du redest, als hättest du mir diese Erfahrung voraus.«
    »Sogar die Schleiereule will, dass Ihr ruhig atmet. Und die hat sicherlich auch noch kein Balg auf die Welt gebracht.«
    »Ich … ich möchte schreien!«
    »Heiliger Pantaleon, warum tut Ihr es nicht?«
    »Weil es mich an den Krieg erinnert«, keuchte Theophanu.
    Den Krieg hatte sie in den vergangenen drei Jahren kennengelernt. Der Tod ihres Schwiegervaters hatte nicht nur den Zänker zum Aufruhr veranlasst. Auch gegen die Dänen musste der junge Otto zu Felde ziehen. Deren König Harald Blauzahn, ermuntert durch des Zänkers Aufstand, sah die Gelegenheit gekommen, die Oberhoheit der Deutschen abzuschütteln. Der Däne unternahm Kriegszüge ins Reich, raubte, plünderte, und zog sich wieder hinter das Danewerk zurück, eine gigantische Grenzpalisade aus Holz und Stein, die Vergeltungsschläge zu einem waghalsigen Unternehmen machte.
    Im Sommer 974 schlug Otto dennoch zurück. Die Aufsässigkeit des Tributpflichtigen durfte nicht toleriert werden, sonst stünde bald das ganze Reich in Flammen. Mit großen Heereseinheiten durchbrach Otto den Wall und stellte die Dänen bei Haithabu zur Schlacht.
    Theophanu begleitete ihren Gemahl auf seinem Kriegszug in den Norden. Sie bestand darauf, in seiner Nähe zu sein, um nicht wochenlang bangend auf Nachricht warten zu müssen. Entbehrungen war sie längst gewöhnt, aus der verwöhnten Städterin von einst war eine wackere Herrscherin geworden, die freilich auch weitaus häufiger kränkelte als früher.
    Während Otto und seine Mannen den entscheidenden Kampf gegen Harald Blauzahn fochten, war Theophanu im Feldlager zurückgeblieben. Dass sie ihn bis zum Schlachtfeld begleitete, hatte Otto entschieden abgelehnt, und erstmals war es Theophanu nicht gelungen, ihn zu erweichen. Also blieb sie im königlichen Zelt zurück und betete für die unversehrte Rückkehr der Kämpfer, die nur wenige Meilen entfernt den feindlichen Schwertern gegenüberstanden.
    Die ersten Verletzten kamen nach wenigen Stunden ins Lager zurück und berichteten vom Sieg des Kaisers. Unter ihnen gab es einige Schwerverwundete, die sich die Seele aus dem Leib schrien. Gliedmaßen waren ihnen abgetrennt worden, aus Bäuchen quoll Gedärm, Blut tränkte den Boden, über den man sie trug. Feldschere eilten herbei, um sich ihrer anzunehmen, wissend, dass diese Ärmsten unrettbar verloren waren. Theophanu sah hilflos zu, wie mit den Schüttelkrämpfen das Leben aus ihnen wich, während ihre Schreie immer ferner wurden. Sie kniete sich neben einen jungen Panzerreiter, hielt seine Hand, blickte ihm in die brechenden Augen. Nie hatte sie sich so ohnmächtig gefühlt. Ihr fiel auf, dass einer der beiden Feldgeistlichen nicht zugegen war, und ließ nach ihm schicken. Der Frater liege betrunken in seinem Zelt, beschied man ihr. Wütend suchte Theophanu ihn auf, rüttelte ihn aus seinem Rausch, versetzte ihm eine Ohrfeige. Nie zuvor hatte Theophanu einen Menschen geschlagen, von einem Geistlichen ganz zu schweigen. Sie hatte eine Sünde begangen. Zum ersten Mal spürte sie am eigenen Leib, wie der Krieg einen Menschen veränderte. Noch ahnte sie nicht – sie wollte es nicht ahnen –, dass der Krieg ihr auch in den kommenden Jahren erhalten bleiben würde.
    Am Abend kehrten die Sieger der Schlacht ins Lager zurück. Theophanu fiel Otto um den Hals; schweigend verharrten sie in ihrer Umarmung. Otto war erschöpft, verbrachte aber eine Weile bei seinen Männern an den Lagerfeuern; dann ging er in sein Zelt, wo Theophanu auf ihn wartete. Er legte sich zu ihr, küsste ihren Hals, aber ihr war nicht nach Zärtlichkeiten zumute. Die Schreie der Todgeweihten hallten noch in ihren Ohren.
    Den Bösen ist es ein Glück, die Völker zu unterwerfen. Den Guten aber ist es Zwang!
    Schreie waren Kindern oder Sterbenden vorbehalten. Wer sich aber anschickte, ein Leben zu gebären, der übte sich besser in Beherrschung.
    Viele Stunden vergingen, und immer wieder rollten Wellen des Schmerzes durch ihren Unterleib. Trotz allem verspürte Theophanu keine Furcht. Der Tod war nicht weit, aber sie wusste, dass ihre Zeit noch nicht gekommen war. Die Nonne schien sich dessen nicht so sicher zu sein. Der Priester möge sich bereithalten, hörte Theophanu sie einer Mitschwester zuraunen. Die Nonne war

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