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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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sei.
    Nachdem Otto seiner Gemahlin das Schreiben der Mutter vorgelesen hatte, ließ er das Pergament entgeistert auf seine Knie sinken.
    »Sie will nicht, dass wir nach Italien kommen? Was bezweckt sie damit? Wie stellt sie sich das vor? Und weshalb lässt sie mich drei Monate auf ihre Antwort warten? Hätte sie nicht einen Eilboten schicken können?« Er schluckte und schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum will sie den eigenen Sohn von sich fernhalten? Aus Machtgier?«
    »Du weißt selbst, dass es nicht Machtgier ist«, entgegnete Theophanu nachdenklich. »Persönliche Macht war ihr niemals wichtig, sondern allein das Wohl der kaiserlichen Familie. Außerdem wird sie von Jahr zu Jahr frömmer. Weltliche Dinge, so scheint mir, sind ihr zunehmend ein Gräuel.«
    Otto dachte über ihre Worte nach und nickte dann zaghaft, doch seine Frage blieb bestehen. »Warum nur dieser merkwürdige Rat?«
    Auch Theophanu wusste keine Antwort darauf. Aber da Ottos Verstörtheit sie bewegte, nahm sie seine Hand und sagte: »Vermutlich ist es nur die Angst einer sich sorgenden Mutter.«
    11
    Pavia, Anfang Dezember 980
    W
    ie kann sie uns so lange warten lassen?«
    Der Kaiser zähmte seine Stimme, doch sein Ärger war offensichtlich. Seit mehr als einer Stunde weilten sie im Königspalast, hatten die Witwe Ottos des Großen aber noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie bete in der Kapelle, ließ Adelheids Verwalter das junge Kaiserpaar wissen. Sobald sie ihre Gebete verrichtet habe, werde sie die Angereisten gebührend empfangen.
    »So richtet Ihr aus, dass wir eingetroffen sind!«, befahl Otto dem Verwalter. Der neigte ergeben das Haupt.
    »Sie weiß es bereits, mein Kaiser. Sowie sie es erfuhr, suchte sie die Kapelle auf.«
    Otto lehnte es ab, sich von der Dienerschaft in die Gemächer führen zu lassen, sondern bestand darauf, im Vorraum der Kapelle auf die Mutter zu warten. Dort war es empfindlich kühl, der nahende Winter verschonte auch Pavia nicht. Unruhig ging Otto auf und ab. Theophanu, den schlafenden Säugling in ihren Armen, hatte auf einer steinernen Bank in einer Mauernische Platz genommen.
    »Meine Mutter wird wohl nur ein kurzes Gebet sprechen wollen.«
    Er hatte sich getäuscht. Seit fast einer Stunde warteten sie nun auf die Betende, und Otto wurde zunehmend ungeduldiger. Theophanu versuchte, den Gatten zu beruhigen.
    »Lass sie. Es ist ihr wichtig, sich beim Herrn für unsere unversehrte Ankunft zu bedanken.«
    »Mir kommt es dennoch seltsam vor. Schreit ihr Herz nicht danach, ihren Sohn zu sehen, der danach schmachtet, sich mit ihr zu versöhnen? Dem Himmel danken kann sie immer noch.«
    »Sie will, dass ihr Herz rein ist, wenn ihr euch umarmt.«
    Otto war so nervös, dass er ihre Worte kaum zur Kenntnis nahm. »Zuerst will sie uns davon abbringen, überhaupt zu kommen. Und jetzt diese Ungastlichkeit.«
    »Sei nachsichtig mit ihr.«
    »Und ihr Enkelsohn – brennt sie nicht ungeduldig darauf, ihn endlich zu herzen? Nachdem wir sieben Jahre auf seine Geburt warten mussten?«
    Sieben Jahre! Theophanu dachte zurück an ihre erste Ankunft in Italien. War es möglich, dass seitdem erst sieben Jahre vergangen waren? Ihr kam es vor, als sei das vor Ewigkeiten gewesen. In ihrer Erinnerung sah sie sich als halbwüchsiges Mädchen, das in eine neue fremde Welt kam. Vier Kindern hatte sie seitdem das Leben geschenkt. Und die Welt, die sie einst verlassen hatte, war nur noch ein ferner Ort, den sie niemals wiedersehen würde.
    »Sieben Jahre«, murmelte sie in griechischer Sprache zu sich selbst.
    Otto rieb sich die Stirn und starrte hinüber zur Tür, die in die Kapelle führte. Sollte er kurzerhand hineingehen? Dann aber besann er sich und setzte sich neben Theophanu, betrachtete versonnen seinen Sohn in ihren Armen.
    »Ich werde mich fortan als Imperator Augustus Romanorum bezeichnen lassen«, erklärte er mit leiser Stimme. Überrascht sah Theophanu ihn an. Kaiser der Römer! Selbst Ottos Vater hatte es vermieden, diesen Titel zu führen, um weder Römer noch Griechen zu reizen.
    »Das wird dir neue Gegner einbringen«, entgegnete sie, ohne dass es wie ein Vorwurf klang.
    Mit dem Kinn deutete Otto auf seinen Sohn. »Er soll einst über ein erneuertes Römerreich herrschen, in dem alle Völker glücklich sind.«
    »Das Glück, mein Sohn, ist wie ein Blatt im Wind!« Adelheid hatte sich den beiden unbemerkt genähert. »Das Reich der Cäsaren lässt sich nicht wiederbeleben. Zudem waren es Heiden, die es in den ersten

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