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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Rechtfertigung.
    »An ein Wunder grenzt es, dass du noch lebst. Und was ist mit mir? Mit deinem Sohn? Was wäre mit uns geschehen, wenn du gefallen wärst? Wie die Wölfe hätten unsere Gegner sich auf das Reich gestürzt!« In ihrem Zorn griff sie mit beiden Fäusten den Stoff des kostbaren Gewandes über ihrer Brust. Mit einem Aufschrei zog sie so heftig daran, dass ein ellenlanger Riss entstand und ihr Unterkleid offenbarte.
    Otto senkte den Kopf, wissend, dass jedes Wort ihre Rage nur noch steigern würde. Theophanus Busen hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. Als sie nach einer schier endlosen Weile erneut das Wort ergriff, war ihre Stimme wieder besonnen und leise.
    »Ich will, dass du einen Reichstag einberufst. Es ist unerlässlich, uns erneut der Treue der Fürsten zu versichern. Auch unserem Sohn sollen sie Treue schwören. Anschließend werden wir dafür sorgen, dass er in Aachen zum König gekrönt wird. Solange dies nicht geschieht, kann unser Geschlecht des Throns nicht sicher sein. Danach kannst du meinethalben wieder den großen Kriegsherrn darstellen. Oder den tollkühnen Odysseus, der seinen Feinden durch einen Sprung ins Wasser entkommt.«
    Es tat ihr selbst im Herzen weh, ihn auf diese Weise zu kränken, doch sie würde auf keinen Fall von ihren Forderungen abweichen. Otto setzte sich aufs Bett und rieb sich mit beiden Daumen die Augen.
    »Du hast recht«, sagte er matt. »Alles soll geschehen, wie du gesagt hast.«
    Sie spielte mit dem Gedanken, das unterbrochene Liebesspiel fortzsetzen. Obwohl sie ein großes Bedürfnis nach Zärtlichkeiten verspürte, unterließ sie es letztlich, hätte es doch den heiligen Ernst ihrer Worte in Zweifel gezogen.
    In der Nacht lagen beide lange wach, doch sie sprachen, obgleich nach schmerzlicher Entbehrung wieder vereint, kein einziges Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    15
    D
    ie ersten Wochen nach seiner Niederlage am Kap Colonne verbrachte Otto in tiefster Lethargie. Im November erreichte ihn überdies die Nachricht, dass sein Neffe, der Herzog von Schwaben und Baiern, in Lucca an der Malaria gestorben sei. Der Herzog hatte zu den Überlebenden der Schlacht gehört; nun rief Gott ihn doch zu sich, als sei er mit seinem Strafgericht über den Kaiser noch nicht am Ende. Viele Stunden verbrachte Otto in der Gegenwart von Geistlichen – bis er zu der Überzeugung gelangte, dass Gott ihm keinesfalls zürne, sondern ihn lediglich auf eine harte Probe stelle, um ihm Gelegenheit zur Festigung des Glauben zu geben. Von einem Tag zum anderen wich seine Schwermut neuem Tatendrang.
    Mit Befremden nahm Theophanu wahr, dass neue Kreuzzugspläne in ihm reiften. Bestärkt wurde er durch den merkwürdigen Umstand, dass viele ihn als Bezwinger der Ungläubigen feierten. Zwar hatte er eine schmerzhafte Niederlage gegen die Sarazenen erlitten, doch die muslimischen Sieger hatten sich, gleichfalls empfindlich dezimiert und ihres Führers beraubt, bald nach Sizilien zurückgezogen. Dorthin gedachte Otto mit neuen Truppen überzusetzen, sobald die Zeit reif dafür sei. Italien zu verlassen und in das Land seiner Väter zurückzukehren, kam ihm nicht in den Sinn.
    Zunächst jedoch galt es einen Reichstag abzuhalten, wie Theophanu es von ihm verlangt hatte. Er war froh, dass gewisse Angelegenheiten bald geklärt würden, sodass er seine ganze Kraft wieder hehren Zielen widmen konnte. Zwischen ihm und Theophanu trat eine bis dahin nie da gewesene Entfremdung ein.
    Der Reichstag fand Pfingsten anno 983 in Verona statt. Viele Große des Reiches waren herbeigekommen, darunter Erzkanzler Willigis, der während der Abwesenheit des Kaiserpaares die Reichsgeschäfte in Deutschland geführt hatte. Auch Adelheid, die Kaisermutter, war aus Pavia angereist. Ihr Sohn begrüßte sie überschwänglich.
    »Wie Ihr seht, liebe Mutter, war Eure Sorge bezüglich der Weissagung des Majolus unnötig. Ich lebe immer noch!«
    Verwundert registrierte Theophanu, dass die Worte des Majolus ihn offenbar mehr bewegten, als er zugeben mochte. Sie hatten nämlich nie wieder darüber gesprochen.
    Die Nachricht von der Niederlage am Kap Colonne hatte in Deutschland nicht nur große Besorgnis, sondern auch Missbilligung hervorgerufen; umso erstaunter schienen die Fürsten zu sein, den Kaiser voller Pläne und Tatendrang anzutreffen. Die glanzvolle Hofhaltung ließ sie nicht unbeeindruckt, und Willigis’ Einfluss tat ein Übriges: Einstimmig wurde der erst zweijährige Otto zum deutschen

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