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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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und warf unsichere Blicke auf meine
Fensterfront. Ich fürchtete bereits, sie käme mich besuchen, doch sie nahm den
Weg zu ihrer Haustür. Wenig später stand sie in Schürze und Strickjacke auf
ihrem Balkon und goss die Blumen. Sie wirkte zufrieden. Anscheinend war sie
schmerzfrei.
    »Guten Morgen, Herr Ottakring. Ich bin wieder da«, rief sie herüber.
    In den drei Wochen im Krankenhaus musste sie die Aussprache meines
Namens trainiert haben.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Frau Steiner«, gab ich
übertrieben freundlich zurück und winkte ihr zu.
    Herr Huber bellte auf und zog an der Leine. Meine Scheinheiligkeit
war ihm zuwider.
    Die Frau ließ mich noch nicht los. »Waren die Herren Soldatten bei
mir in der Wohnung?«, rief sie herunter.
    »Welche Soldaten?«, fragte ich.
    »Na, hier ist’s total unaufgeräumt. Bierflaschen liegen herum. Das
waren bestimmt die Soldatten. Der Harry holt sich doch immer seine alten
Kameraden ins Haus, mit denen er beim Bund war. Waren die da? Wissen
Sie …«
    Die Konsonanten knirschten zwischen ihren Zähnen.
    Jetzt war mir alles klar. Die jungen Männer, das waren also Harrys
Kameraden. Er und der junge Liebermann waren demnach zusammen bei der
Bundeswehr gewesen. Das erklärte aber noch lange nicht die Feindseligkeit der
Burschen. Trotzdem wollte ich mir den Rest von Frau Steiners Ausführungen nicht
anhören.
    »Keine Ahnung«, rief ich zurück und folgte Herrn Hubers Zerren.
    »Seit wann nehmen Sie ein Handy mit zum Waldlauf?«, rief sie mir
hinterher.
    Ihre Beobachtungsgabe war beachtlich.
    Das Wetter war unentschlossen. Herr Huber und ich rannten wieder den
Inn entlang, bis wir zu einem unregelmäßig aufgeschichteten Hügel kamen, der
aus mächtigen, hellen Steinquadern bestand. Diesen Hügel wollte Herr Huber
jedes Mal erklimmen, wenn wir vorbeikamen. Er sprang federnd von einem Stein
zum anderen, ein schlankes, schwarzes Tier mit fliegenden Ohren, an dessen
geschmeidigen, eleganten Bewegungen ich meine Freude hatte. Zwischen den
obersten Quadern wuchs eine verkümmerte Latsche aus einem Spalt. In ihrem
Schatten hockten wir uns nebeneinander, ich legte Herrn Huber die Hand ins
Genick, er beugte sich zurück, und ich kraulte ihm mit zwei Fingern den Hals,
bis er die Augen verdrehte. Von dieser Stelle aus hatte man einen weiten Blick
über das obere Inntal, das im Dunst lag. Wir beobachteten das glitzernde Wasser
des Stroms, die Bäume und die Büsche, die sich leicht im Wind bogen, den
schmalen Wiesenweg, den wir noch vor uns hatten.
    Jogger kamen, Jogger gingen. Einer fiel mir auf. Er lief in kurzen
Hosen und trug ein knallgelbes, ärmelloses Sweatshirt. Seine Stirn zierte ein
schwarzes Schweißband. Der Mann war um die vierzig, groß und dünn, und er hatte
einen Oberlippenbart. Nur die randlose Brille unterschied ihn von der
Beschreibung, die mir sofort ein Bild ins Gehirn schickte. Die Beschreibung,
die der Akkordeonspieler von dem Mann gegeben hatte, der den Vater des kleinen
Max erschoss.
    Etwas in meinem Kopf lief ab, wie wenn man zwei stromführende Kabel
aneinanderhält. Es zischte und zündete und rauchte. Dieser Mann erinnerte mich
frappierend an das Bild des Mannes, hinter dem meine Erinnerung die ganze Zeit
hergejagt war.
    Es lag viele Jahre zurück, da gab es einen Mörder, der hieß Herbert
Priegel. Dieser Priegel hatte damals eine wildfremde Frau mit einem Schuss in
die Stirn getötet. Die Waffe, die er benutzt hatte, war eine SIG Sauer gewesen. Ich hatte dafür gesorgt, dass
Priegel hinter Gitter kam.
    Herbert Priegels Mord hatte damals, vor vielleicht zwanzig Jahren,
außergewöhnliches Aufsehen erregt. Jetzt, da ich einen wie ihn da unten laufen
sah, kam mit einem Mal auch die verschüttete Erinnerung wieder zurück. Herbert
Priegel war sehr groß gewesen, sehr schlank und hatte einen Oberlippenbart
getragen. Eigenartig. Ich sehe doch sonst keine Gespenster. Doch auch die Art,
wie der Mann auf dem Herbstfest regelrecht hingerichtet wurde, passte absolut
zu der Art und Weise, mit der Priegel damals vorgegangen war. Ich konnte zwar
ausschließen, dass Priegel der Mörder vom Herbstfest oder gar der Jogger dort
unten war, denn Priegel saß ja noch im Knast. Doch die Parallele war verblüffend.
    Ich zog mein Handy heraus. Offenbar war ich auf dem besten Weg, ein
Handyfan zu werden. Vom Saulus zum Paulus. Die Nummer meiner früheren
Dienststelle hatte ich im Kopf, Olga Striplis Durchwahl auch.
    Meine frühere Sekretärin war gleich dran. Eine Person

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