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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Priegel und dem Wiesnmord ging mich nichts an. Ich musste
mich raushalten, nahm ich mir vor. Der Bellini-Fall allerdings war mit Scholl
abgestimmt. Ausschließlich an dem wollte ich dranbleiben.
    »In Wirklichkeit«, sagte der Sprecher, »gibt es schlampige und faule
Deutsche. Sie sind faul, chaotisch, bequem und verschwenderisch, gerissen und
laut, geschwätzig und eitel. Wahre Lebenskünstler. Wie wir Italiener eben, und
das macht sie mir sympathisch.«
    Gegen Ende der Sendung rief Pauli an. Er wünschte mir nicht »Guten
Abend« und er sagte nicht »Grüß Gott«.
    Ich schaltete den Fernseher ab.
    Pauli sagte: »Bild-Zeitung!«
    »Was, Bild-Zeitung?«, gab ich zurück.
    »Hast du die dicke Überschrift in der Bild nicht gelesen?«
    Ich erwiderte nichts. Ich war mir sicher, Pauli würde es schon
erklären. Papier raschelte.
    » ›Rosenheimer Herbstfestmörder gefasst!‹ Interessiert dich das? Und sie beschimpfen die Justiz. Hör dir das an: ›Mörder voreilig freigelassen. Schon wieder ein Mord zu viel!‹ «
    »Meinen die einen gewissen Herbert Priegel?«, fragte ich
siegessicher.
    »Na klar!«
    Also war diese Sache schon erledigt. Zumindest war Priegel gefasst,
und ich war gespannt auf das Motiv und den Hintergrund der Tat.
    »Aber das ist nicht alles, Bruder!«
    »Was gibt’s noch, Pauli?«
    »Die Zeitung hab ich ja erst vor einer halben Stunde gekauft. Mein
Tag hat heute aber schon recht früh begonnen. Seit meinem Militärdienst bin ich
nicht mehr so früh aufgestanden wie heute.«
    In seinem urigen Münchenerisch schilderte Pauli mir die Ereignisse.
    »Ich hab mir nur eine Tasse Kaffee gemacht, sonst nichts. Dann bin
ich in meine Lederhosen geschlüpft, hab mir mein
Schneiders-Salzburg-Trachtensakko drübergeworfen und bin ganz gemütlich auf der
Harley raus nach Harlaching getuckert. So früh durch die Münchnerstadt zu düsen
ist echt geil, verstehst du? Und dann noch im feinen Zwirn. Frau Herrenhaus hat
mein Outfit ja beanstandet.«
    Ich verstand die Spitze. »Und mit deinem Indianeramulett am Hals«,
sagte ich. »Um böse Blicke abzuwehren.«
    Ich hörte Pauli lachen. »Die Blicke von die Madln, klar! Jedenfalls,
vor dem Haus Harlachinger Hauptstraße Nummer 31 hab ich die Mühle auf dem Gehsteig
abgestellt. Und bei Sorolla geklingelt. Da wollt ich hin.«
    »Sorolla?«, fragte ich nach. Noch nie gehört, den Namen.
    »Wart’s doch ab. Einen Lift hat’s nicht gegeben in dem Haus, und ich
hab in den fünften Stock hinaufklettern müssen. Vom zweiten Stock an hat’s
intensiv nach angebrannten Spiegeleiern gerochen. Ava Sorolla hat schon unter
der Tür gestanden.«
    Ava Sorolla. Klang interessant.
    »Sie war ungeschminkt, tiefschwarz gefärbte Haare, schwarzer
Hausanzug. ›Hallooo‹, hat sie mich begrüßt.«
    Pauli konnte herrlich Stimmen nachmachen.
    »Ich hab sie auf gut dreißig geschätzt«, sagte Pauli. »Aber
wahrscheinlich ist sie erst Mitte zwanzig. Ich hab auch ›Hallooo‹ zu ihr gesagt
und an meinem Amulett gedreht. Ich hab mich als Remy Andersen vorgestellt. Ich
sei Produktionsassistent, hab ich ihr erzählt, und wollt deswegen zu Ava
Sorolla.«
    Typisch Pauli, sich so einzuschleichen.
    »Und? Erzähl!«, forderte ich ihn auf.
    Pauli schilderte, wie er vorgegeben hatte, einen speziellen
Film – »Einen sehr speziellen«, sagte er – zu drehen, in dem Helen
Esterding hätte auftreten sollen. Nachdem seine Firma vom Tod der Esterding
erfahren hatte, sei jemand auf die Idee gekommen, dass es da ja noch Ava
Sorolla gäbe. Deswegen sei er hier. Ob sie schon ausgebucht sei, fragte Remy
Andersen.
    »›Ja‹, hat sie gesagt. Mit so einer Kopfstimme, weißt schon, Joe,
wie Engländerinnen sprechen, wenn sie aufgeregt erzählen. ›Worum geht’s denn
eigentlich?‹, hat sie mich gefragt.«
    Herrlich, wie Pauli diese Stimme imitierte.
    »Dann hab ich ihr kurz das Projekt erläutert …«
    »Dir also irgendeinen Schweinkram ausgedacht?«
    »… bin aber sehr schnell wieder auf Helen Esterding zu sprechen
gekommen. ›Du bist doch gut mit ihr befreundet gewesen, nicht?‹, hab ich sie
gefragt. ›Du warst doch sozusagen ihre beste Freundin. Hast auch den Giorgio
gut gekannt.‹«
    »Pauli, sei ehrlich«, sagte ich. »Woher hast du das denn gewusst?«
    »Mein Knoff-hoff über München ist mein Kapital.« Pauli gab sich
vielsagend. »Ihrem Akzent nach ist die Kleine im Übrigen bestimmt aus
Hasenbergl gekommen, unserem Münchener Glasscherbenviertel. Ava Sorolla heißt
die nie und

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