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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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zu Hause fährt er normalerweise um
kurz nach sieben in der Früh weg zur Arbeit. Manchmal fährt er gar nicht,
manchmal hör ich ihn mitten in der Nacht starten.«
    »Mach ich, Chef.«
    Ich hätte Martha Steiner nach ihrem Sohn fragen können, sie hätte
mir auch Auskunft gegeben. Doch mir war bei dem Gedanken wohler, geräuschlos
aus dem Hinterhalt zu arbeiten.
    Als ich an diesem Abend zu Bett ging und das Licht löschte, war ich
überzeugt, dass die Situation sich langsam zuspitzte.
    Mit Priegels Geständnis wäre der Herbstfestmord gelöst. Vielleicht
ergab sich dadurch auch endlich die viel gesuchte Verbindung zu den Toten im
Boot. Eine verschwommene Vorstellung durch Christnachts Aufzeichnungen hatte
ich bereits davon. Ich war gespannt, was Pauli über Harry Steiner in München
herausfinden würde. Und Rudi über Harrys Vater. Und das Phantom Liebermann? Der
Junge war noch völlig undurchsichtig. Ich war mir zum Beispiel sicher, dass
sein Vater mehr wusste, als er bisher zugegeben hatte. Viel mehr.
    »Morgen wird’s spannend«, rief ich Herrn Huber zu.
    Er holte Luft und seufzte tief.
    Der nächste Tag war ein Freitag. Weit oben am Himmel
hatten sich Wolkenschlieren gebildet. Der Wendelstein war zum Greifen nah, und
ich hätte die Zacken des Kaisermassivs berühren können, hätten mir nicht drei
gigantische Buchen im Süden die Sicht geraubt. Ihre Blätter wirbelten wie
kleine Notfallschirme zu Boden. Sie schillerten in tiefem Blutrot und Orange.
Ich schlürfte meinen Pfirsich-Maracuja-Joghurt und trottete mit Herrn Huber in
den Ort, um ein paar Dinge beim Dorfkramer einzukaufen.
    An der Tür vom »Glaserwirt« hing wieder einmal das Schild »Zu
verpachten«. Der Dorfplatz war zugeparkt mit Fahrzeugen. Dieser Platz, auf dem
vor wenigen Wochen die Marktbeleuchtung stattgefunden hatte. Ein Fest, bei dem
jedes Jahr mehr als zehntausend Kerzen den historischen Marktplatz in magisches
Licht tauchen. Eigentlich sollte er von Pferdefuhrwerken und Kutschen bevölkert
sein. Dieser Ort mit seinen Lüftlmalereien an den Hausfassaden ringsum passte
einfach nicht in unsere Zeit. Gut, dass es wenigstens noch den Schmied Schorsch
gab. Den Schmiedemeister Georg Poll mit seinen vier Töchtern.
    »Hallo, Joe. Gerade wollte ich zu dir.«
    Es war der Pfarrer. Rudi trug ein schwarzes Sakko mit dem weißen
Kollar des katholischen Priesters. Darüber ragte ein gewaltiger schwarzer
Schlapphut in seine Stirn.
    »Ich hab Neuigkeiten«, sagte er. »Aber lass uns zu dir gehen. Hast du
ein Aspirin?«
    Ich war überrascht von seiner Bitte. So als verlange der Pfarrer
nach einem Schnaps, jetzt am frühen Morgen.
    »Dieser Föhn macht mich krank«, sagte er und warf den Hut auf den
Glastisch im Wohnzimmer. »Ich hab schon Predigten abbrechen müssen deswegen.«
    Ich beförderte den Hut auf die Couch und hoffte, dass Rudi etwas in
Erfahrung hatte bringen können.
    Er schluckte das Aspirin, anschließend kramte er zwei Zettel hervor,
auf die er mit seiner Skatschrift sorgfältig Notizen gemacht hatte. »Ich hab
nachgelesen«, sagte er.
    Er machte einen wackligen Eindruck. Er schnaufte und stöhnte. Ich
schob ihm einen Stuhl hin.
    »Also«, sagte er, »du hast mich gebeten, in den Kirchenbüchern
zwischen hier und dem Chiemsee nachzuforschen, was es mit Harry Steiner auf
sich hat.« Er verzog das Gesicht, als hätte jemand während des Vaterunsers
gelacht. »Ein Glas Wasser«, sagte er, »kann ich …?«
    Ich war schon aufgestanden.
    Rudi setzte sich mit geradem Rücken vorsichtig an den vorderen Rand
seines Stuhls. Die Knie stießen gegen die Tischkante. Er leerte das Wasser in
einem Zug, bevor er weitersprach.
    »Der junge Steiner ist als Sohn der Martha Steiner in der
Pfarrkirche Neubeuern getauft worden«, sagte er nicht ohne Pathos. »Und zwar
tatsächlich auf den Namen Harry, nicht Harald oder so. Wie ich den damaligen
Laden kenne, geschah das unter meinem Vorvorgänger sicher nur widerwillig.
Vater unbekannt, steht in den Büchern. Eine ledige Mutter war damals noch was
Anrüchiges.«
    Ich wartete gespannt auf weitere Informationen. Doch Rudi blieb
still.
    »Ist das alles?«, fragte ich enttäuscht.
    »Was hast du denn erwartet? Einen Schwarzen als Vater?«
    Ja, was hatte ich erwartet? Es war nur so ein Gefühl gewesen. Ich
war mir sicher, dass zwischen den Toten im Boot und dem Mord am Herbstfest eine
Verbindung existierte. Harry war für mich das Bindeglied. Wer war sein Vater?
Und was hatte Liebermann damit zu tun?
    Kaum hatte Rudi

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