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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sehen. Doch Scholl würde mich nicht zu sich
bitten, wenn es nicht wichtig wäre. Es war das erste Mal, dass er mich vorlud.
Ich fuhr hin.
    Er begrüßte mich auf seine Weise. »Eigentlich müsste ich Sie
verhaften«, sagte er.
    »Hab keine Zeit für Witze«, sagte ich. »Was gibt’s?«
    »Der Priegel lässt Sie grüßen«, sagte er. »Seine Tochter Bettina hat
ihn tatsächlich besucht. Ich hab lang darauf hinarbeiten müssen. Es muss
allerdings ziemlich gekracht haben zwischen den beiden, sie hat ihm zum
Abschied nicht einmal die Hand gegeben. Uns kann’s wurscht sein, wir haben damit
unser Pfand eingelöst. Übrigens: Bei dieser Metallpressensache scheint was
rauszukommen, da hat Ihr Herr Pauli wahrscheinlich recht. Der Tote war
tatsächlich am ›Märchenschloss‹ und einem weiteren Sexclub beteiligt. Es sieht
also ganz nach Mord in der Szene aus.«
    So lang am Stück hatte ich den Scholl selten reden hören. Ich
überlegte grade, was er wohl in Wirklichkeit beabsichtigte, da platzte er schon
damit heraus.
    »Aber warum ich Sie eigentlich sprechen wollte, Ottakring.« Scholl
lupfte die linke Augenbraue und sah mich direkt an. »Ich hab natürlich alle
Pfändungen überprüfen lassen, die Horst Christnacht in den letzten Monaten
durchgeführt hat. Daraus hätte sich ja ein Motiv für den Mord an ihm ergeben
können. Hat es aber nicht. Und zur selben Zeit haben wir uns mit seiner Witwe
befasst. Wissen Sie, was die uns am Ende gezeigt hat? Nein? Wissen Sie nicht?
Können Sie auch nicht wissen. Schuldscheine hat sie uns gezeigt. Schuldscheine
über Geld, das ihr Mann verliehen hat.«
    Ein kleiner Nerv zuckte an meinem Kinn. Mir war Scholl nie
verschlagen oder geheimniskrämerisch vorgekommen, und ich hatte
Schwierigkeiten, ihm jetzt etwas Raffiniertes zuzutrauen. Doch ich ahnte
bereits, was kommen würde. Zum Teufel, vielleicht hatte ich doch einen Fehler
gemacht.
    »Und wissen Sie, Ottakring, von wem zwei dieser Schuldscheine
stammen? Nein? Ahnen Sie’s nicht?«
    Ich spürte eine sanfte Röte in meinem Gesicht aufsteigen.
    »Von einem gewissen Harry Steiner.« Scholl starrte mich regungslos
an. »Und wissen Sie auch, auf welche Summen diese Schuldscheine lauten? Nein?
Sollten Sie aber, Ottakring. Es sind genau die Summen, nach denen Sie mich so
harmlos bei Liebermann gefragt haben. Die Sie auf den Bierdeckel gemalt haben.
Sechzigtausend und fünfundfünfzigtausend. Können Sie sich da einen Reim drauf
machen?«
    Er machte eine Pause und eine Miene, der nicht anzusehen war, was in
ihm vorging.
    »Seltsam, nicht? Jedenfalls erwarte ich jetzt endgültig Ihre
Kooperation.«
    Die sagte ich ihm zu. Nicht aus Not, nein, aus reiner Sympathie. Ich
hatte bereits die Klinke in der Hand, als er noch einmal ansetzte.
    »Ach, übrigens, Ottakring. Haben Sie nicht eine Nachbarin, die
Steiner heißt?«
    »Steiner, ja«, wiederholte ich.
    »Wissen Sie auch, wie die mit Vornamen heißt?«
    »Martina, glaub ich«, sagte ich. »Nein, Martha.«
    »Weil sich nämlich eine Martha Steiner in der JVA angemeldet hat. Sie möchte Priegel besuchen.«
    Ich fühlte mich wie gerädert. Unendlich blamiert. Obwohl
Scholl mich nicht komplett geschlachtet hatte. Er hatte mir sogar noch erklärt,
was es mit den Schuldscheinen auf sich hatte. Christnacht hatte demnach in
größerem Stil Geld verliehen. Die unterschriebenen Schuldanerkenntnisse hatte
er vorsichtshalber seiner Frau, die eingeweiht war, überlassen. Sie sollte sie
als Sicherheit für den zwölfjährigen Max aufbewahren, was sie auch tat.
    Während ich in meiner Wohnung auf und ab ging und auf Pauli wartete,
klingelte es. Herr Huber schlug an, senkte dann aber den Kopf und schnüffelte
durch den unteren Türschlitz.
    »Herr Offelkring, Herr Offelkring!«
    Wenn der liebe Gott sich nicht zu erkennen geben will, verleiht er
seiner Vorsehung einen Namen: Zufall. Frau Steiner stand vor der Tür. Die arme
Frau war wieder einmal vollkommen aufgelöst. Beide Augenlider waren außer
Kontrolle geraten und zuckten ununterbrochen.
    »Was ist?«, fragte ich und trat vor die Tür.
    Offenbar war heute ein besonderer Tag. Ich musste aufpassen, denn
ich befand mich in dem gefährlichen Alter zwischen Geburt und Tod.
    »Ich kann mir nicht mehr helfen. Ich muss Sie jetzt was fragen, Herr
Ogelfing.«
    »Ottakring.«
    »Ottelkrring. Darf ich reinkommen?«
    »Ottakring. Nein. Ja, doch.«
    Die Steinerin hielt die Arme vor dem Körper verschränkt und hatte
keine Schürze um.
    Ich ließ sie ins Entree, nicht

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