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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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verlassen. Pünktlich. Schnell. Smart.‹
    ›Was ist eigentlich Harry Steiners Einsatzschwerpunkt?‹, hab ich
gefragt.
    Der EL hat nur gelacht. ›Rauchen‹, hat er
gesagt. ›Der raucht wie ein Henker. – Nein, im Ernst‹, hat er sich
korrigiert. ›Aufpassen, dass nicht eingebrochen wird. Bei Schlägereien
einschreiten. Wachen, ordnen, schlichten – gemäß unserem Wahlspruch. Macht
er gut und sehr diplomatisch, unser Harry.‹
    ›Das ›Märchenschloss?‹, hab ich gefragt.
    ›Ja.‹
    ›Coq d’Or?‹
    ›Ja, der auch.‹
    ›House of Wonders?‹
    ›Ja. Warum?‹, hat er gefragt.
    ›Ach, nur so. Das sind die einzigen Clubs, die ich kenne‹, hab ich
gesagt.«
    Pauli ließ Luft ab und nahm einen neuen Anlauf.
    »Mit der Info wollt ich raus zu Ava Sorolla. Sie war wieder in der
Stadt, das wusst ich. Beim ersten Schellen hat sie aufgemacht. Und dann hab ich
die Frage gestellt, die ich schon lang hätte stellen sollen. Zur Bekräftigung
hab ich am Amulett gedreht.« Er packte mich am Oberarm. »›Wie hat er
ausgesehen, Nadines Freund? Beschreib ihn mir‹, hab ich gesagt …«
    »… und die Beschreibung hat natürlich gepasst«,
beendete Pauli seine Schilderung. Er warf seine Jacke auf die Couch und ließ
sich auf den Platz daneben fallen. Die Tür zur Terrasse und zum Garten stand
offen. Pauli neigte den Kopf und schloss die Augen. Eine späte Sommerfliege
ließ sich unter einem Tränensack nieder.
    »Da hat uns einer ganz schön ausgetrickst«, sagte ich wütend. Obwohl
mir die Zusammenhänge längst klar waren. Es war eine Wut, die während Paulis
Bericht wie Wasserblasen angestiegen war und nun zerplatzte. »Pauli. Kennst du
einen Mann, blond, schlank mit beginnender Wampe, der oft so rumrennt wie du,
wenn du deinen Landhaustick hast?«
    »Hey, beruhig dich mal wieder. Du meinst, weites Trachtenhemd mit
Stickereien und Landhaushose aus hellem weichem Leder? Zum Beispiel?«
    »Brav«, sagte ich. »Dämmert’s?«
    »Yep. Ich hab den Mann nur ein-, zweimal gesehen. Aber – hammer
glei!«
    »Absolut. Also wirklich genau der, den wir vermutet haben, du und
ich? Vernarbtes Gesicht, bayerischer Akzent, starker Raucher? Möchtest du mehr
wissen?«
    Ich konnte spüren, wie es bei Pauli knisterte. »Unbedingt«, sagte
er.
    »Also. Dass Nadine Stammgast in Bad Wiessee war, das weißt du ja.
Dass Ava Sorolla auch manchmal dabei war, wird dich nicht überraschen. Dass
aber unser Freund, von dem wir reden, dort eine prominente Größe und sogar dem
Direktor namentlich bekannt ist, dürfte dich überraschen.«
    »Ups!«, machte Pauli.
    Es klingelte am Festnetz. Ich ließ es klingeln. Die Titelmelodie von
»Herrenhaus« erklang aus dem Fernseher. Ich drehte ihn lauter und ließ den
Anruf über den AB laufen. Es war zweiundzwanzig Uhr
zweiundzwanzig.
    Lola hatte sich für ein knielanges, leuchtend blaues Seidenkleid mit
asymmetrischem Dekolleté entschieden. Eine schlichte Perlenkette zierte den
schlanken Hals. Mit ihrer Erscheinung hätte sie auch als Königin auftreten
können, fand ich.
    Pauli schnalzte mit der Zunge.
    Leichter Wind von der offenen Terrassentür bewegte die Vorhänge.
    Wladimir Putin trug einen einfachen grauen Einreiher. Klein wirkte
er, aber nicht fragil. Er gab sich leger, wenn er sich auch manchmal etwas
linkisch bewegte, wie von einer Puppenschnur gezogen. Putins Augen irrten
umher, waren minutenlang nicht auf Lola gerichtet. Dann wieder fixierte er sie
so, als wolle er sie damit erdrücken. Er sprach deutsch.
    Nach Kindheit, Kampfsportarten und Karrierestationen kam Lola auf
seine Vermögensverhältnisse zu sprechen.
    Umgerechnet einundachtzigtausend Dollar, sagte Putin, betrage sein
jährliches Bruttoeinkommen. »Außerdem gehören mir unter anderem zwei Autos aus
den sechziger Jahren, ich habe ein Barvermögen von hundertfünfzigtausend
Dollar, eine kleine Wohnung und ein Stück Land.« Ein wenig schwermütig, schien
es, blickte er Lola Herrenhaus an. Er rieb die Hände aneinander, als ob er
damit Zeit gewinnen wollte.
    »Und vier Komma fünf Prozent der Aktien von Gazprom?«, hakte Lola nach.
    Putin lächelte.
    »Und siebenunddreißig Prozent von Surgutneftegas? Geschätzter
Marktwert zwanzig Milliarden Dollar?«
    Auch diesmal dementierte Putin nicht.
    »Ich liebe meine Frau«, sagte er. »Doch manchmal bin ich entsetzlich
einsam. Haben Sie das auch schon einmal erlebt? Haben Sie jemals jemanden
verloren, den Sie lieben, Lola?«
    Eine solche Frage hatte sie nicht erwartet. Sie

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