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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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Gottesanbeterin aus den Haaren gerissen und ein paar Haarsträhnen gleich noch mit. Sie hat die Spange in die Hosentasche gesteckt und sich geweigert, sie zurückzugeben. Casey hatte beschlossen zu warten, bis Stephanie sich beruhigt hat, und sie dann zurückzuverlangen. Aber dazu ist es nie gekommen.«
    Mela lehnte sich zurück und beobachtete mich einen Augenblick, ehe sie fortfuhr.
    Â»Du hattest den Auftrag, Stephanies Sachen zu packen«, sagte sie. »Die Camp-Teilnehmer waren alle schon weg, da hat die Campleiterin dich zurückgeschickt, damit du sowohl deine als auch Caseys Sachen zusammenpackst und zum Schluss die Hütte ausfegst. Sie sagte, dass du dich darüber beklagt hast, an der Suche teilnehmen zu müssen, und dass sie dein Gejammer satthatte und dich deshalb zur Hütte Nummer 3 zurückgeschickt hat.«
    Â»Das ist nicht fair«, sagte ich.
    Â»Halt den Mund«, sagte Mela ruhig und fuhr fort: »Du warst diejenige, die Stephanies Sachen zusammengepackt und in den Speisesaal gebracht hat, damit ihre Mutter sie mit nach Hause nehmen konnte. Und du hast auch Caseys Zeug gepackt. Aber eigentlich war Caseys Gepäck schon fertig, richtig? Im Gegensatz zu den Sachen, die sie bei der Freiluftübernachtung mithatte, lagen sämtliche Kleidungsstücke, die sie im Camp dabeihatte, sauber gewaschen, trocken und ordentlich zusammengelegt in ihrer Reisetasche. Das hat die Polizei vorgefunden, als ihre Tasche durchsucht wurde – alles ordentlich und sauber eingepackt. Aber zwischendrin steckte Stephanies zusammengeknülltes Tinker-Bell-Shirt.
    Â»Casey sagt, dass du es in ihre Tasche gesteckt haben musst. Du hast behauptet, du wärst es nicht gewesen. Die Polizei glaubt, dass Casey in diesem Punkt lügt und in allen anderen auch. Und dann hast du diese lächerliche, provokante Bemerkung gegenüber Mrs Glass gemacht – vor laufender Fernsehkamera! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    Die falsche Schlagsahne war zu einer öligen Pfütze auf der inzwischen abgekühlten Schokolade zerflossen. Ich spielte weiter damit.
    Â»Jess, es ist noch nicht zu spät, das Ruder rumzureißen, weißt du? Es ist nicht zu spät, das Richtige zu tun.«
    Mela nahm mir den Löffel aus der Hand und knallte ihn auf den Tisch. Auch ohne aufzuschauen, wusste ich, dass alle im Donut-Laden zusammengezuckt waren und sämtliche Blicke auf mich gerichtet waren.
    Â»Du bist mir vielleicht ein harter Brocken«, sagte Mela. »Keine Gefühle. Hast du überhaupt eine Seele?«
    Alles, was ich als Antwort zusammenbekam, war noch einmal ein kraftloses »Das ist nicht fair«.
    Sie sah mich so lange wortlos an, dass ich nur noch weg von ihr wollte.
    Ich begann aufzustehen. Mela langte über den Tisch und packte mich am Handgelenk.
    Â»Du denkst, sie war es, stimmt’s?«
    Ich sah ihr kurz in die Augen. Dann wandte ich den Blick wieder ab und befreite meinen Arm aus ihrem Griff.
    Mela stand auf. »Ich werde nichts hiervon gegenüber Casey erwähnen. Sie würde mir sowieso nicht glauben. Sie weiß, was es heißt, eine Freundin zu sein. Wenigstens habe ich deine Mutter als Zeugin.«
    Â»Meiner Mutter geht es nicht gut.«
    Â»Deiner Mutter geht es gut genug«, sagte Mela und zog ihre Jacke an. »In einer kranken Welt wirkt Vernunft manchmal ziemlich verrückt.«
    Und damit ging sie.
    Die anderen Gäste starrten mich nun unverhohlen an, ohne jeden Versuch, ihre Neugier an dem Spektakel zu verbergen, und es war ihnen völlig egal, wie indiskret sie sich benahmen. Ich schaute auf meine nunmehr kalte heiße Schokolade und wartete noch, um Mela genügend Vorsprung zu lassen.
    Als ich den Laden verließ, war sie nirgendwo mehr zu sehen.

Kapitel 12
    In dieser Nacht habe ich kein Auge zugemacht.
    Gegen zwei Uhr bin ich aufgestanden und wie üblich auf mein Fahrrad gestiegen. Diesmal war mein Ziel das Gewerbegebiet am Stadtrand, wo die Straßen lang und gerade sind. In die eine Richtung hab ich wie verrückt in die Pedale getreten, sodass ich total ins Schwitzen kam, und zum Abkühlen bin ich ganz langsam zurückgeradelt, bis ich vor Kälte zitterte. Dann das Ganze noch mal. Das war zwar kompletter Schwachsinn, aber so verging wenigstens die Zeit. Ich stellte mir vor, dass ich ein wissenschaftliches Experiment zur Körpertemperatur durchführte. In meiner Fantasie erlangte ich damit internationale Anerkennung

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