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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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der Petroleumfliege, die ihre Brut in Erdöl aufzieht.« Und schon schwatzte sie in allen Einzelheiten über ihre Insektenfreunde. Das nervte zwar manchmal, aber ich konnte mich immer darauf verlassen, und das wiederum war irgendwie tröstlich. So seltsam Mom auch drauf war – es war nur eine von vielen Merkwürdigkeiten auf dieser Welt. Nicht weiter dramatisch.
    Ich erzählte Dad immer weiter von Mom, aber Dad konnte mir nichts zum Trost sagen. Da er gerade keine Zeitung dabeihatte, hinter der er abtauchen konnte, interessierte er sich plötzlich ganz enorm für die Autos, die auf dem Highway vorüberrauschten.
    Dad ging dazu über, mir jeden Morgen vor der Arbeit Geld fürs Mittagessen zu geben. Er blieb jetzt immer sehr lange im Büro, was ihn davor bewahrte, sich mit Mom oder mir auseinandersetzen zu müssen. Aber ich war dankbar für das Geld und gab es nach der Schule im Cactus aus. Die Clique lud mich immer wieder ein und ich ging gerne hin. Sie erwähnten Casey nicht und ich schwieg mich über die nächtliche Farbattacke aus. Zur angesagten Fraktion zu gehören, war ein ziemlich teurer Spaß, für den ich nur ungern mein sauer verdientes Geld ausgab. Daher kamen Dads regelmäßige Finanzspritzen wie gerufen.
    Aus unserem Haus verschwanden immer mehr Sachen. Eine Zeit lang hatte Mom den Whites nur Aufläufe und Muffins gebracht, aber das reichte ihr inzwischen nicht mehr aus. Sie räumte sämtliche Lebensmittel aus unseren Vorratsschränken und trug sie zu Caseys Familie. Dann kamen noch andere Dinge hinzu: unser gutes Geschirr, der Toaster, diverse Lampen, mein altes Spielzeug – alles, was sie schleppen konnte. Es war, als ob sie damit sagen wollte: »Hier, nehmt das, ich versuche damit, alles Böse wiedergutzumachen, was diese Stadt euch antut.« Dad hatte alle Hände voll zu tun, unser Zeug von den Whites immer wieder einzusammeln.

Kapitel 15
    Ein paar Tage später hatte ich zwei Lehrerbegegnungen, die beide nicht besonders angenehm waren.
    Zuerst mit Ms Simms, meiner Geländelauf-Trainerin. Ich war ihr schon über eine Woche lang erfolgreich aus dem Weg gegangen, da ich nach der Schule inzwischen lieber ins Cactus ging als zum Training, aber an diesem Morgen passte sie mich direkt nach Geschichte ab. Sie musste sich mit meinem Geschichtslehrer abgesprochen haben, denn kaum tauchte sie an der Tür auf, schickte er mich raus in den Flur zum Gespräch mit ihr.
    Â»Was ist los mit dir?«, fragte Ms Simms in ihrer direkten Art.
    Bei ihr um den heißen Brei zu reden, wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Dafür, dass Galloway eine ziemlich kleine Stadt war, gab es hier ganz schön viele willensstarke Frauen.
    Â»Ich hab nach der Schule immer so viel zu tun«, antwortete ich.
    Â»Du hängst mit lauter Losern rum«, gab sie zurück. »Das sind die Großkotze dieser Schule. Alles nur Show, nichts dahinter. Fürs richtige Leben voll entbehrlich.«
    Â»Wir sind Freunde«, widersprach ich unsicher.
    Â»Freunde würden dich zum Training scheuchen«, sagte Ms Simms. »Die benutzen dich doch nur. Die wollen was von dir, aber da du mir ja sowieso nicht glaubst, können wir uns die Zeit auch sparen. Also, hör zu: Entweder du erscheinst wieder zum Training oder du bist raus aus dem Team.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Kein Team hieß keine Chance auf ein Stipendium. Kein Stipendium hieß keine Uni. Ich wollte zwar nicht wirklich Sportlehrerin werden, aber ich wollte raus aus der Stadt. Und ein Stipendium war der einfachste Weg dorthin.
    Â»Ich trainiere ab jetzt immer morgens«, versprach ich.
    Ms Simms gefiel meine Antwort nicht sonderlich, sie ließ sie aber gelten. »Ich bin sowieso ab halb acht in der Schule«, sagte sie. »Also, ich gehe davon aus, dass du dann am Parkplatz auf mich wartest. Fertig umgezogen und bereit zum Training. Wenn du einen Tag verpasst oder zu spät kommst, wirst du aus dem Team ausgeschlossen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück zur Turnhalle.
    Ich nahm es Ms Simms nicht übel, dass sie sauer auf mich war. Im Laufe der Jahre hatte sie viel Zeit in mich und mein Training investiert. Besonders als Mom krank war, hatte sie sich sehr für mich eingesetzt, damit mich immer jemand zu den Wettkämpfen mitnahm und ich vernünftige Laufsachen und -schuhe hatte.
    Die Aussicht, frühmorgens zu trainieren, begeisterte mich nicht

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