Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Derahan. Wenn es auch Euer Vater war, der die Herausforderung aussprach, so hätte mein Vater ihm Gelegenheit geben sollen, sein Handeln zu überdenken.«
Derahan wirkte nicht im mindesten beschwichtigt.
*Warum auch? Du hast angedeutet, daß sein Vater ein Narr war, den deinigen herauszufordern. Er hat töricht gehandelt, kein Zweifel, aber es ist politisch nicht eben geschickt, das auszusprechen. Jetzt lehnst du dich besser zurück und überläßt es Thomen, das Thema zu wechseln.*
»In jedem Fall«, hatte Thomen sich bereits an die Versammelten gewandt, »sind die Nachrichten in diesem Schreiben ein Grund für den Erben, in der Begleitung von Ellegon und vielleicht noch einigen Gefährten nach Heim zu reisen. Jeder muß einsehen, daß es eine falsche Entscheidung des Ingenieurs wäre, den Elfen das Geheimnis des Schießpulvers zu verraten, ganz gleich, welchen Preis sie dafür bieten. Da unser Kaiser tot ist ...«
»... bin ich der beste Gesandte, der zur Verfügung steht«, warf Jason ein.
*Lächle und sprich mir nach ...*
Jason lächelte.
*»Außer Ihr denkt, daß es einen anderen gibt, der im Rang über mir steht?«*
»Außer Ihr denkt, daß es einen anderen gibt, der im Rang über mir steht?«
»Ich habe eine Idee.« Bren Adahan kicherte. »Wer immer glaubt, er stehe im Rang über Jason, darf es Tennetty sagen.«
»Ihr habt ein stichhaltiges Argument vorgebracht.« Nerahan schürzte einsichtsvoll die Lippen. »Das Schießpulver begründet die Überlegenheit, von der Heim und das Kaiserreich gemeinsam profitieren, doch nur so lange, wie das Herstellungsverfahren ein Geheimnis bleibt. Vielleicht vermag der Erbe Lou Riccetti davon zu überzeugen.«
»Ja, ja, ja«, mischte Baron Hivael sich ein. »Doch wozu diese zweite Reise? Nach Endell?«
Jason öffnete den Mund zu der Erwiderung: Weil Walter Slowotski mich darum gebeten hat.
Doch eigentlich hatte Walter nur darum gebeten, seine Frau Kirah und die Kinder von Ellegon nach Holtun-Bieme bringen zu lassen und das so bald wie möglich. Er hatte nicht gesagt, Jason persönlich solle sie abholen.
Doch Jason empfand es als seine Aufgabe, diese Bitte eines alten Freundes zu erfüllen, er wollte nicht jemand anderen damit beauftragen. Teil dieser Aufgabe war es, Kirah und ihren Töchtern zu sagen, daß Walter und Ahira immer noch als vermißt galten. Diese bittere Nachricht mußte er persönlich überbringen.
»Weil ich mein Wort gegeben habe«, sagte er. Das entsprach der Wahrheit, wenn vielleicht auch nicht ganz. Er hatte sich selbst eine zweite Reise versprochen, bevor er sich endgültig als Prinz von Bieme und Kaiser von Holtun-Bieme niederließ.
Jason stand auf. Nicht weit von ihm entfernt stand das Podest mit dem reich geschnitzten Thron der Prinzen von Bieme. Neben dem Thron befand sich eine verschlossene Truhe. Nachdem er einen großen Messingschlüssel aus dem Gürtel genommen hatte, kniete Jason nieder, öffnete die Truhe und entnahm ihr einen schlichten Silberreif. Die Rubine, Diamanten und Smaragde, mit denen der Reif besetzt war, erhöhten noch die zu spiegelndem Glanz polierte Schönheit des edlen Metalls statt sie zu überschatten.
»Krieger schwören auf ihre gute Klinge, ich habe auf dies hier geschworen«, verkündete er und fügte in Gedanken hinzu: in diesem Moment, »daß ich diese Reise unternehme, bevor ich daran denke, die Krone sowie die damit verbundenen Pflichten zu übernehmen. Wer von den hier Anwesenden möchte mich zum Lügner stempeln?«
Überraschenderweise, zumindest für Jason, verstummte das Geflüster um den Tisch. Thomen nickte ihm bewundernd zu.
Als die Versammlung sich aufgelöst hatte und sie wieder allein waren, wandte Jason sich an Thomen. Bitte übermitteln: Nun, wie habe ich mich geschlagen?
Thomen runzelte die Stirn.
*Er sagt: »Ziemlich armselig, wenn du es genau wissen möchtest. Das bewundernde Nicken war für das Publikum bestimmt, nicht für dich. Aber vielleicht hast du dich für einen Anfänger gar nicht so ungeschickt angestellt.«*
Jason steckte die Krone wieder in den Stoffbeutel und schaute in den Hof hinunter.
Vermutlich wirst auch du mich noch mit deiner Meinung beehren, ob ich Wert darauflege oder nicht.
*Gut geraten.* Unten richtete der Drache sich für die Nacht ein. Er streckte den Hals, so daß er das Kinn auf den Boden stützen konnte, und zog die säulengleichen Beine wie eine Katze unter den Leib.
*Meine Meinung also? Ich finde, Thomen hat ganz recht, wenigstens zur Hälfte. Mit
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