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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Sie putzte sich die Zähne. Im Neonlicht der Badezimmerbeleuchtung sah sie blass aus, fast grünlich, wie eine Wasserleiche. Sie schüttelte sich, angeekelt von sich selbst. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und klatschte sich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Schon besser. Vielleicht sollte ich ein Stück Zwieback essen, überlegte Matilda. »Zwieback beruhigt den Magen«, das hatte ihre Mutter immer gesagt, wenn ihr als Kind übel gewesen war. Ohne Licht zu machen, schlich sie hinaus in den Flur. Eine schmale Treppe führte ins Dachgeschoss, wo Miguel sein Reich hatte. Matilda tastete sich ein paar Schritte die Treppe hinauf, bis sie den oberen Flur einsehen konnte. Normalerweise drang nachts unter der alten, schlecht schließenden Tür zu Miguels Zimmer immer ein schwacher Lichtschein hindurch. Miguel hatte die Angewohnheit, eine schummrige Salzkristalllampe anzulassen, wenn er schlief. Er hatte Matilda einmal erzählt, dass er als Kind furchtbare Angst vor der Dunkelheit gehabt hatte. Die Gewohnheit, die Lampe anzulassen, hatte er beibehalten, auch wenn er sich inzwischen selbstverständlich im Dunkeln nicht mehr fürchtete. Nun war da oben alles schwarz, kein Lichtstreif schimmerte unter der Tür, was bedeutete, dass Miguel nicht in seinem Zimmer war. Bestimmt hatte er Juliane nach Hause gebracht und war bei ihr geblieben. Juliane bewohnte das winzige Reihenhäuschen ihrer Mutter, die, weil sie Alzheimer hatte, in einem Pflegeheim lebte. Umso besser. Dann brauche ich auch nicht leise zu sein, dachte Matilda, schaltete das Licht im Flur an und lief barfüßig hinunter in die Küche. Bei dem Anblick, der sich ihr dort bot, wurde ihr erneut ein wenig übel: massenhaft schmutzige Gläser, Pizzakartons, leere Flaschen, volle Aschenbecher. Und wie das roch! Zwieback fand sie auch keinen, aber eine angebrochene Packung Knäckebrot. Sie würgte eine Scheibe davon hinunter und trank in kleinen Schlucken ein Glas Wasser dazu. Irgendwo im Haus rauschte und pfiff es leise. Die Wasserleitung? Der Wind? So ein altes Gemäuer kann ganz schön unheimlich sein in der Nacht, dachte Matilda nicht zum ersten Mal.
    »Miguel, du bist für deine Cousine verantwortlich, solange ich weg bin«, hatte Helen ihrem Sohn vor ihrem Abflug wiederholt eingeschärft. »Vor allen Dingen möchte ich nicht, dass Matilda nachts ganz allein im Haus ist. Ist das klar?«
    »Klar«, hatte Miguel jedes Mal großspurig versichert. »Ich pass schon auf die Kleine auf.«
    Seitdem hatte Matilda schon zwei Nächte allein verbracht. Immerhin hatte Miguel das erste Mal noch angerufen und angeboten, er würde nach Hause kommen, falls sie sich fürchten sollte. Natürlich hatte Matilda das abgelehnt und versichert, sie sei weder ein kleines Mädchen noch ein Angsthase. Aber später, als sie im Bett gelegen und versucht hatte einzuschlafen, hatte sie sich dann doch ein wenig geängstigt. Das alte Haus machte in der Nacht Geräusche, die ihr tagsüber noch gar nicht aufgefallen waren. Es knackte und knarzte, die Rohre glucksten, das Holz ächzte, einmal schepperte ein Fensterladen, der nicht festgeklemmt war. Das letzte Mal, als Miguel außer Haus übernachtet hatte, hatte sie überhaupt nicht einschlafen können. Schließlich war sie aufgestanden und hatte Geige gespielt. Die Töne des Instruments hatten die Geräusche des Hauses verdrängt und danach war Matilda endlich beruhigt und müde eingeschlummert. Als der Wecker geklingelt hatte, waren die Schrecken der Nacht vollends verflogen. Sie war sich allein in der alten Villa sogar ein bisschen wie eine Schlossherrin vorgekommen.
    Im Moment allerdings wäre es ihr lieber gewesen, Miguel im Haus zu wissen. Warum, das konnte sie gar nicht so genau sagen. Sie glaubte weder an Gespenster, noch rechnete sie wirklich damit, dass die ziemlich heruntergekommene Villa ihrer Tante attraktiv genug für Einbrecher war. Es war auch nicht direkt Furcht, was Matilda empfand, eher ein Gefühl der Schutzlosigkeit und vielleicht auch der Einsamkeit.
    Als um den Jahreswechsel herum die Pläne von Tante Helens Tournee Gestalt angenommen hatten, hatte Helen lange gezögert, ob sie sie überhaupt antreten sollte – immerhin war Matilda erst vor wenigen Monaten zu ihr gezogen und Helen war der Ansicht, dass ihre Nichte nach dem schweren Schicksalsschlag, der sie getroffen hatte, dringend ihre Fürsorge brauchte. Aber Miguel und Matilda hatten Helen hartnäckig gedrängt, auf diese Tournee durch Europa und Amerika zu gehen.
    »Das

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