Rosenmörder (German Edition)
die Hebelwirkung für die Garrotte zu verstärken«, sagte Chili.
Ottakring nickte. »Absolut«, sagte er.
»Exactly« , sagte Adamina. »Man muss sich
das einmal bildhaft imaginieren. Alois Engel sitzt da im Kirchengestühl und
betet zu Gott oder denkt ganz einfach an nothing .
Vielleicht ist er noch ein wenig atemlos von der Bergwanderung. Er ist
vollkommen relaxed . Deshalb hört er auch keine
Geräusche hinter sich. Als der Draht sich von hinten vicelike …
äh … äh …«
»Wie eine Schraubzwinge«, kam ihr Ottakring zu Hilfe.
»Danke, Sir . … um seinen Hals legt
und augenblicklich zugezogen wird, sich die Daumen hinter die Ohren pressen,
kriegt er keine Luft mehr.«
»Wie lange?«, fragte Chili.
»Äh?«
»Wann tritt der Tod ein, meint Frau Toledo«, erklärte Ottakring.
»Zwei Minuten? Da können wir nur schätzen. Es gibt schließlich keine
Tests am lebenden Objekt.«
» DNA ?«, warf Ottakring ein.
Adamina nickte. »Eine kluge Frage«, sagte sie. Ihr Hund zog wie ein
Wahnsinniger an der Leine. Er hatte eine Packung Kekse auf dem Besuchertischchen
entdeckt.
Blödsinn, dachte Chili. Die Frage musste doch zwangsläufig kommen.
Das weiß die Turdo … Tordu … Darocchoch … auch, so routiniert,
wie die Frau ist. Sie will ihm nur Honig ums Maul schmieren. Schaumermal.
»Klar haben wir DNA . Irgendwas bleibt
immer hängen. Daneben haben wir nichts.«
»Na, wenigstens das«, sagte Ottakring, als er die Forensikerin und
ihren Hund zur Tür geleitete. Chili beäugte die beiden mit gemischten Gefühlen.
»Ich verstehe nicht recht«, sagte Lola Herrenhaus mit
gereizter Stimme am Telefon.
»Was gibt’s da zu verstehen, Lola? Ich hab’s dir doch gesagt. Jetzt
sag ich’s noch einmal. Der Juwelier kriegt die Ringe nicht rechtzeitig fertig.
Der Pfarrer ist erkrankt, wir sollen mit seinem Vertreter aus Prutting
heiraten. Der Aschbacher Hof hat sich um eine Woche vertan. Unser Termin ist
von der Feuerwehr besetzt, sie hat was zu feiern. Wenn jetzt noch im Standesamt
die Pest ausbricht, ist unser Glück komplett. Sei ehrlich, Liebes, sollten wir
nicht …«
»Joooooe!« Frostig intonierte Lola seinen Namen. So wie man einen
Hund ruft. »Ich will eine klare Antwort auf die Frage, die ich dir jetzt
stellen werde.« Sie klang unerbittlich. »Angenommen, alles geht schief. Der
Juwelier, die Kirche, das Standesamt, der Aschbacher Hof – alle brennen
ab. Heiraten wir dann trotzdem am Sonntag oder nicht?«
Wir hätten ja immer noch die Aschbacher Feuerwehr, wollte Ottakring
schon erwidern, unterließ es aber. Mit der Melodie des Radetzkymarschs
jubilierte sein Handy. »Kleinen Moment, Liebes«, rettete er sich aus dem
Gespräch.
Bruni war dran. »Wir haben mit Wildschitz gesprochen«, sagte er.
»Wer ist ›wir‹?«
»Na, Chili halt. Und ich.«
»Warum ruft sie mich nicht selber an?«
»Sie ist auf dem Weg ins Präsidium.«
»Was ist mit Wildschitz?«
»Es ist gesichert. Er rückt nach und wird Erster Bürgermeister.«
»Das war zu erwarten. Und?«
»Er hat für die Tatzeit kein zuverlässiges Alibi. Und – er
wirkt sehr unsicher, sagt Chili. Widerspricht sich.«
»Tut mir leid, Lola«, rief Ottakring ins Telefon. »Ein wichtiges
Ergebnis im Fall Engel. Ich muss sofort los.« Damit legte er schlechten
Gewissens auf.
VIERZEHN
»Wir zwei sind die SoKo«, sagte Ottakring wenig später zu
Schuster. Mit väterlichem Blick nickte er zu Chili hin. »Wir zwei und Bruni.«
Dreißig Sekunden war Schuster, ihr Chef, stehen geblieben. Er bat
sie nicht herein, sondern starrte Ottakring und Chili abwechselnd an. Chili
wich seinem Blick aus und betrachtete die zahlreichen Urkunden und Pokale an
der Wand und im Regal. Boxen war ganz offensichtlich Schusters Lieblingssport
gewesen. Der Polizeidirektor trat nun hinter seinen Schreibtisch und winkte die
Kollegen zu sich. Er schob eine flache Schreibschale mit Stiften von sich weg
und richtete sie parallel zur Vorderkante der Tischplatte aus. Seine Gesichtszüge
waren hart.
»Ich will den Kerl, der Alois Engel ermordet hat.« Seine Tonlage war
ein Flüstern. »Und ich brauch ihn schnell. Wie weit seid ihr?«
Chili war nicht wohl in ihrer Haut. Sie warf Ottakring einen
gehetzten Blick zu. »Alois Engel war ein guter CSU -Bürgermeister
gewesen …«, sagte sie, »… und ein guter Mensch. Zweifacher
Familienvater, Gartler, Naturmensch. Wir haben uns umgehört, er war beliebt.
Selbst bei seinen politischen Gegnern, in der SPD und bei den Freien
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