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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Wählern. Seine finanziellen und persönlichen Verhältnisse
waren geordnet. Dass er mit einer Garrotte umgebracht wurde, ist nach heutiger
Erkenntnis ohne Bedeutung. Es gibt nicht den leisesten Hinweis auf eine
Verbindung zur Mafia.«
    Ottakring lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah über den
Schreibtisch.
    »Zur italienischen Mafia«, betonte er mit einer Miene, die verriet,
dass er womöglich mehr wusste, als er preisgeben wollte.
    »Also gibt es aus dieser Richtung auch kein Motiv«, fuhr Chili fort.
    »Sie sind blass und haben Ringe unter den Augen«, sagte Schuster zu
ihr. »Was machen Sie in Ihrer Freizeit?«
    »Welche Freizeit?«, entgegnete Chili. »Mir fällt überhaupt niemand
ein, der ein Motiv gehabt hätte, Engel umzubringen. Raubmord war es schließlich
auch nicht gewesen. Er hatte einen gefüllten Geldbeutel bei sich und sein Handy
in der Seitentasche.«
    Ottakring meldete sich. Er sprach leise und wie zu sich selbst. Als
müsste er vor sich etwas klären. »Wildschitz. Andi Wildschitz. Er ist bisher
der Einzige, der einen Vorteil aus Engels Tod ziehen kann. Erster
Bürgermeister. Bei Frau Toledo hat er sich mehrfach widersprochen.«
    »Ja«, bestätigte Chili. »Ich hab ihm eine einfache Frage gestellt.
›Wo waren Sie am Mittwoch früh um halb acht?‹«
    Schuster legte die Stirn in Falten, was ihm das Aussehen eines
römischen Imperators verlieh. Eines Imperators, der kurz davor war, ein
Todesurteil zu fällen. »Und?«, brummte er mürrisch.
    »Um halb acht, da sei er zu Haus gewesen, hat er zuerst behauptet.
Ich hab ihn zu Hause besucht, wo er auch sein Büro hat. Kurz nach seiner
Aussage hat’s an der Tür geläutet. Einer aus seiner Gebirgsschützentruppe. Sie
wissen ja«, sagte Chili zu Schuster, »dass der Engel bei den Aschbacher
Gebirgsschützen ist. Also, die beiden haben ein paar Sätze gesprochen, und als
ich dann die Frage, wo er zur Tatzeit gewesen ist, wiederholt hab, war er
plötzlich um halb acht am Berg gewesen. ›Ach, so genau weiß ich das auch nicht
mehr‹, hat er gesagt. ›Aber das war gestern früh gewesen‹, hab ich ihn zur Rede
gestellt. ›Da muss Ihnen doch noch klar sein, wo Sie um diese Uhrzeit gewesen
sind.‹«
    Chili bemerkte, wie Schuster nervös mit den Fingerspitzen die
Tischplatte bearbeitete und Ottakring geistesabwesend mit den Fußspitzen
wippte.
    »Na, jedenfalls – ich hab ihn gefragt, ob dieser Berg denn der
Jochberg gewesen sei. Da hat er laut gelacht und gesagt, dass er ja dann wohl
der Mörder vom Engel Alois sein müsst – und dann war er plötzlich wieder
zu Haus gewesen am Mittwoch um halb acht und hat sich auf eine Tour auf den
Geigelstein vorbereitet.«
    Chili war angespannt. Sie fühlte den Druck der Belastung. Während
Ottakring seelenruhig neben ihr saß, sollte sie einen der scheußlichsten Morde
der letzten Jahre aufrollen. Ihr Zustand besserte sich auch nicht durch
Schusters Attacke.
    »Und das ist alles, Frau Toledo? Alles an Unvereinbarkeit?
Verwechseln Sie in Ihren Ausführungen nicht Wesentliches mit Unwesentlichem?«
    »Moment«, griff Ottakring endlich ein. »Das muss man vor dem
Hintergrund der Person Andreas Wildschitz sehen. Immer schon war er ein
Vereinsmeier. CSU . Freiwillige Feuerwehr.
Männergesangsverein. Spielt die Zither in der Weinbergmusi. Gebirgsschützen.«
Ottakring hielt inne.
    »Und? Was macht er beruflich? Außer Zweiter Bürgermeister, mein
ich.«
    »Ach ja. Er makelt ein bisschen mit Immobilien. Nicht sehr
erfolgreich. Aber auch ohne besonderen Ehrgeiz«, warf Chili ein.
    Schuster machte eine Bewegung mit den Händen, als hätte er soeben
alles Geld verloren. »Also im Grunde haben wir nix. Oder?« Er durchlöcherte
Ottakring mit seinem Blick.
    »Engel war nicht der einzige Wanderer an dem Tag«, sagte der
Kriminalrat. »Wir überprüfen gerade, ob ihn jemand gesehen hat. Und wenn wir
Glück haben, wird es jemanden geben, der Engels Mörder gesehen hat. Bei der
Wirtin Anni hatten wir Pech. Aber das muss nicht so bleiben.«
    Wieder kam dem Kriminalrat sein Handy zu Hilfe. Es klingelte. Mit
dem Klingelton ab Fabrik. Den Radetzkymarsch hatte er für solche Fälle
ausgeschaltet.
    »Ottakring«, bellte er mit abgewandtem Gesicht. Es hellte sich
augenblicklich auf, als er die Stimme am anderen Ende erkannte. »Ja. Ja. Ja.
Großartig. Erstaunlich. Ja. Natürlich hilft das weiter.«
    Schuster sah ihn mit einer Miene an, die das Todesurteil wieder
aufhob.
    Ottakring zuckte mit den Schultern. »Nur

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