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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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werde ich der
Herrin auch nicht verraten, dass deine wunderschönen Schuhe Flecken haben. Du
weißt, wie empfindlich sie ist.«
    Er lachte schäkernd und richtete sich wieder auf. Das Haar fiel ihm
in die Stirn. Er konnte charmant sein, wenn er wollte.
    Wortlos wandte sich die düstere Haushälterin um und schritt zum
Treppenaufgang. Noch in der Drehung griff sie in den Latz ihrer weißen Schürze.
Sie legte die Hand ans Geländer und nahm die erste Stufe. Etwas Weißes segelte
zu Boden.
    Kosmos sah Agnessa mit Entzücken hinterher, bis sie nach dem ersten
Treppenabsatz entschwunden war. Er bückte sich und hob die Visitenkarte auf.
»Dr. Monique Zarah, Redakteurin IPA . Las Vegas,
München.«
    Er sandte einen dankbaren Blick nach oben und legte die Karte mit
der Schriftseite nach unten wieder auf den Boden. Er war sicher, dass Agnessa
in wenigen Augenblicken zurückkommen und sie wieder einsammeln würde.
    Dann zückte er sein Mobiltelefon. »Findet raus, wem folgender Golf
gehört. Nummer: RO  – …«

SIEBEN
    Er lenkt den Lada den Berg hinab, hält sich auf der
langen, geraden Dorfstraße durch Aschbach an die Geschwindigkeitsbegrenzung,
kommt kurz darauf an dem Waldparkplatz vorbei, wo er die Anhalterin verschont
hatte, jagt den alten Kombi über die A8, was der Motor hergibt, und nimmt
einundzwanzig Minuten später die Ausfahrt Rosenheim. Er gerät in den üblichen
Stau Richtung Innenstadt. Ausgerechnet vor dem Haus gegenüber McDonald’s in der
Kufsteiner Straße, das er kürzlich besucht hatte, kommt die Autoschlange zum
Halten.
    Bevor die Ampel auf Grün schaltet, wirft er einen Blick hinauf zu
einem der rot umrandeten Fenster, die zur Straße hinausgehen. Dahinter ist
eines der Zimmer, in dem er die halbe Nacht verbracht hatte.
    Galina hat einen gedrungenen Körper, lange, zum Zopf
gebundene tintenschwarze Haare und ein rundes Gesicht.
    »Ich bin Galina«, sagt sie in seiner Sprache.
    Als sie lächelt, sieht er, dass ihre Zähne kantig sind und breit,
mit einer schmalen Lücke in der Mitte. Sie ist jung. Einen Augenblick lang
stehen sie nur da und schauen einander abschätzend an. Dann schält sie sich mit
einer routinierten Bewegung aus ihrem flamingoroten Kleid.
    »Na komm. Zieh dich auch aus«, lockt sie.
    Galina ist ein liebenswürdiges Mädchen, dem Dialekt nach vom Land,
mit hohen Wangenknochen und schweren Brüsten. Er scherzt mit ihr und lacht
dröhnend, als sie hinterher mit einem anderen Pärchen an der kleinen Bar
draußen im Gemeinschaftsflur stehen und aus dickwandigen Gläsern trinken. Sie
summt ein altes Kirchenlied, als er sie zum zweiten Mal nimmt. Erst beim
vierten Mal bemerkt er, dass sie einen zarten Geruch nach Zwiebeln und
Knoblauch verbreitet. Der Duft ihres starken Parfüms hatte dies vorher
übertönt.
    Gegen Mitternacht fällt Kosmos auf, dass er genug hat. Sie
schweigen. Er fühlt sich leicht und entspannt. Aus dieser Stimmungslage heraus
hat er das starke Bedürfnis, Galina zu garrottieren. Seine Augen streifen ihren
Hals. Es wäre kein Problem. Doch er unterlässt es aus zwei Gründen. Er hat
keine Garrotte eingesteckt. Und es erscheint ihm umständlich, die Leiche aus
diesem belebten Haus verschwinden zu lassen.
    Beinahe zusammenhanglos erscheint vor seinem inneren Auge das Bild
der jungen Frau, der er bei seiner Ankunft im Schlösschen im Regen begegnet
war. Hübsch war sie, die Journalistin im zivilen Polizeigolf. Er erinnert sich
an ihren blassen Teint und den Zopf, der ihr nach vorn auf die Brust fiel. Er
ist sicher, dass sie bemerkt hat, wie er einen intensiven Blick auf das
Kennzeichen ihres verdreckten Golf warf. Und er hat bemerkt, dass ihr Blick
ebenso intensiv an ihm hängen geblieben war.
    Er setzt den linken Blinker und biegt in das McDonald’s-Drive-in
ein. Er bestellt einen Cheeseburger mit Salat, Zwiebeln, Tomaten, Mayo und
Ketchup und eine Cola. Er biegt nach rechts auf den Parkplatz ein. Aus der
linken Hand isst er den Cheeseburger, mit der rechten versucht er aus dem
Gedächtnis ein Bild der Polizistin zu zeichnen. Den Block hat er auf das Knie
geklemmt. Was er nach knapp zehn Minuten vor sich hat, ist ein exaktes Abbild
der Frau, so wie er sie in Erinnerung hat. Ovales Gesicht, blasser Teint, hohe
Wangenknochen, blonder Chinesenzopf.
    Er reißt das Blatt vom Block, faltet es, steckt es ein, entsorgt die
Essensreste und startet Richtung Innenstadt. Auf der Loretowiese stellt er den
Lada ab und geht, die Hände in den Taschen seiner Gucci-Jeans, zurück

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