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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Art James Bond. Auf charmante Art tödlich.
    »Ivanow. Georgi Ivanow.«
    Sie sah ihm an, dass er log. Als Nächstes packst du Dienstmarke und
Handschellen aus, wie? Wenn sie ihn weiter ausfragen würde, hätte er eine
perfekte Legende parat. Nur – sie hatte keinen einzigen Beweis gegen
diesen Mann.
    Ein handfester Beweis ist das Gegengift gegen das Gift der Lüge,
hatte Ottakring ihr beigebracht, als sie Praktikantin bei ihm war. Sonst stehst
du nachher da wie der Depp.
    Es war ein Katz-und-Maus-Spiel. Jeder wusste vom anderen, dass er
nicht der war, als der er sich ausgab. Keiner konnte dem anderen vom Gesicht
ablesen, ob er ihn erkannt hatte. Doch in Eva M.s Kopf bestand nicht mehr
der geringste Zweifel, dass sie es mit einer Hauptfigur der aktuellen
Geschehnisse zu tun hatte. Wenn nicht sogar mit dem Mörder selbst. Der hinter
ihr her war! Sie entschloss sich zur direkten Attacke.
    »Sie haben nicht vor, mir die Sache einfach zu machen, wie?«
    »Wie? Wie meinen Sie das?«
    Viele Gedanken jagten durch Eva M.s Kopf.
    »Warum denken Sie wohl, gehe ich mit einem wildfremden Mann in eine
Dönerkneipe?«
    »Und? Warum?«, gab er zurück. Zum ersten Mal kam Leben in seine
Augen.
    »Na, denken Sie mal nach. Ich mach mich nur kurz frisch. Dann gehen
wir zu mir. Okay?« Sie schürzte die Lippen gerade so weit, dass es nicht
ordinär aussah.
    Geschirr klapperte. Ein gelhaariger Kellner streifte mit einem
Tablett an ihrem Stehtisch vorbei.
    Eva M.s Gegenüber lächelte. Er saß in aller Ruhe auf seinem
Hocker, die Beine übereinandergeschlagen. Er senkte den Blick auf seine Schuhe,
als ob er sich geniere, nahm das Bein vom Oberschenkel, fuhr mit der
Schuhoberfläche an seiner Hose auf und ab und schlug die Beine wieder
übereinander.
    Am liebsten hätte sie ihm die Faust ins Gesicht geschlagen.
    »Okay«, sagte er. »Ich warte.«
    Leichtfüßig bog die Kommissarin Eva Mathilde Leander um die Ecke und
folgte dem Pfeil. Es war nicht weit, vielleicht zweieinhalb Meter.
    Mal sehen, ob der Typ anspringt, dachte sie auf dem kurzen Weg und
ging mit sich selbst eine Wette ein. Denkt er wirklich, er sei der Größte? Hat
er mich durchschaut?
    Sie verriegelte die Toilettentür und hantierte leise.
    »Hallo, Herr Ottakring? Schnell! Superschnell!« Sie beschrieb in
Kürze, worum es ging, und nannte den Standort.
    »Festhalten, den Mann! In drei Minuten werden wir da sein.«
    Eva M. entsicherte die P7 und bereitete sich auf das Gefecht vor, das
todsicher folgen würde.
    Sie verlor ihre eigene Saalwette.
    Der Mann war weg.
    »Herr Ottakring! Sind Sie noch im Büro?«
    »Ich schnall mir grad die Waffe um.«
    »Er ist weg. Lösen Sie bitte Funkfahndung aus. Männlich,
hundertachtundsiebzig Zentimeter groß, rundes Gesicht, energischer Unterkiefer,
bartlos, kurzes dunkles Haar, am rechten Unterarm eine dunkelblaue Tätowierung,
trägt Jeans, elegantes blaues Sakko und braune Stiefel oder Stiefeletten. Eitel,
der Mann.«
    »Absolut. Bis gleich.«
    Sie zückte ihren Ausweis. »Hinter den Tresen. Alle. Hinter die
Theke! Nichts berühren.«
    Die zwei Angestellten und drei Gäste gehorchten wortlos.
    Die Gläser standen noch, wo sie vorher waren. Beide Hocker ebenso.
    Der Mann war weg. Aber war er tatsächlich so blöd, sein Glas einfach
stehen zu lassen? Mit Fingerabdrücken und Mundabdrücken drauf? Mit allem, was
man für eine DNA benötigt.

NEUN
    Um zehn nach drei am Nachmittag machte Kriminalrat Josef
»Joe« Ottakring die Tür des Konferenzraums hinter sich zu, nachdem er die
wichtigsten Mitglieder der Sonderkommission hereingelassen hatte. Bruni,
Eva M., der Hagere mit der Mütze und Dr. Adamina Tordarroch mit ihrem
Mops, alle hatten sich eingefunden. Sie warteten gespannt auf den Durchbruch,
der erfolgen sollte.
    In den Raum im Altbau des Präsidiums passten gerade mal zehn,
maximal zwölf Leute. Ihnen stand keinerlei Technik zur Verfügung außer ihren
eigenen Notebooks. Auch ihren Kaffee mussten sie mitbringen. Es gab keine Maschine.
    »Wir haben ihn«, sagte Ottakring. Er konnte den Triumph nicht
verbergen. Von seinem Büro waren es nur wenige Schritte zum Besprechungsraum.
Bevor er hergekommen war, hatte er in seinem Büroschrank eine Krawatte
entdeckt. Sie war grün mit braunen Schrägstreifen und vollkommen fleckenlos. Er
konnte sein Glück kaum fassen, mit dem Resultat, dass er sie sich umband.
    »Ich soll Sie alle von Chili Toledo grüßen. Sie hat Sehnsucht nach
uns und Heimweh nach ihrem Schreibtisch. Also geht’s ihr

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