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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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herein
und reckt den Daumen in die Höh.
    Ottakring steht schon, bevor ich ausgesprochen
habe, mitten im Raum. Die gekrümmte Haltung und die dicken Tränensäcke sprechen
Bände. Kreuzschmerzen und schlaflose Nächte. Doch ich weiß, dass unter diesem
grünen Trachtensakko ein waches, aufrichtiges Herz schlägt.
    Und?, sage ich. Gibt’s Neues? Positives?
    Die Antwort bräuchte er nicht auszusprechen. Ich
sehe sie ihm an. Es geht nicht um einen Wasserrohrbruch.
    Der Robert … beginnt er. Die Oberlippe
zittert. Der Freund von der Eva M. …
    Ich kenne den Robert nicht. Aber …
    Erschossen. Wieder die gleiche DNA . Derselbe Kerl. Wenn nicht wieder
so eine Panne passiert ist, dass die Wattestäbchen, mit der die Proben genommen
wurden, schon bei der Auslieferung verseucht waren.
    Er beugt sich zu mir und sieht mir in die Augen.
    Ich muss blass geworden sein. Selbstverständlich
denke ich sofort wieder an Kemal und mein eigenes Schicksal.
    Der Robert war POM bei der Bad Aiblinger
Inspektion. Die beiden kannten sich seit über einem Jahr. Er wohnte in
Kolbermoor, sie in Rosenheim.
    Wieso wohnt die Eva M. eigentlich in
Rosenheim? Sie arbeitet doch in München.
    Sie hat ihre hiesige Wohnung nicht aufgegeben.
Die gehört eh ihren Eltern. Wollte wohl einen Fuß in Rosenheim behalten.
    Die kleine Spur Eifersucht, die sich in mir
herangebildet hat, zerfällt mit einem Schlag. Eva M. war nur für diesen
Fall abkommandiert und nur, weil sie die ausgewiesene Expertin für organisierte
Kriminalität ist. Sie will mir nicht ins Handwerk pfuschen oder mir die Stelle
abjagen, und ich hab mich ja auf meine Weise ausgeklinkt. Nun ist ihr offenbar
das Gleiche zugestoßen wie mir mit Kemal.
    Ich sollte dich ja gar nicht mit so was
belästigen, fährt Ottakring fort. Du hast andere Sorgen.
    Er zieht sich einen Stuhl ans Bett.
    Aber du musst informiert sein, wenn du bald
wieder im Club mitmischst.
    Als er meine zweifelnde Miene sieht, wird er
theatralisch, ganz gegen seine Art.
    Du glaubst nicht, wie schnell du wieder auf den
Beinen bist. Schau dich doch an! Wie das blühende Leben.
    Joe Ottakring, die personifizierte Lüge. Ich
finde, er wird sogar ein bisschen rot dabei.
    Ich stütze mich auf die Ellenbogen.
    Das ist dann der vierte Tote. Und der Täter läuft
immer noch frei rum? Da haben wir aber schlechte Karten. Woran hapert’s?
    Er wiegt den Kopf und macht ein ernstes Gesicht.
    Zu tief in die Materie sollten wir nicht
eindringen. Sagt deine Ärztin. Und daran muss ich mich halten.
    Kaum hat er ausgesprochen, geht die Tür auf.
    Herr Ottakring. Ein Gespräch für Sie.
    Die Schwester reicht ihm das Telefon. Wie jeder
Besucher muss auch er sein Handy draußen abgeben.
    Ja. Ottakring. Ich hab doch …
    Ich beobachte, wie jede Farbe aus seinem Gesicht
weicht. Er steht da wie vom Donner gerührt.
    Auf der Loretowiese wurde ein Auto in die Luft
gesprengt, sagt der Kriminalrat leise. Sie vermuten, dass unser Täter drinsaß.

EINS
    Chili hatte müde gewirkt. Ihr waren während des Gesprächs
fast die Augen zugefallen. Angelogen hat er sie mit dem Schmäh vom Bessergehen.
    Warum tue ich mir das überhaupt an?, fragte sich Ottakring, als er
den zivilen Passat vom Klinikum zur Loretowiese lenkte. Sie haben mich aus dem
Ruhestand geholt. Ich hab mich nicht gewehrt, und auf gewisse Weise macht’s mir
ja auch Freude. Aber die Freude hört einfach auf, wenn sich die Kriminalität im
freien Fall befindet und ich der Verantwortliche bin. Die Anschläge kamen immer
näher. Er dachte an Kemal, Chili, und nun der Robert. Seine eigenen
Mitarbeiter. Polizisten wurden hingerichtet. Er musste an Lola denken, die
praktisch ungeschützt die Tage bis zu ihrer finalen Augenuntersuchung
verbrachte. Höchste Zeit, etwas für sie zu tun. Doch vielleicht – so wie der
Anruf vorhin geklungen hatte – hatte sich die Lösung des Problems
verselbstständigt.
    So in Gedanken versunken erwartete er auf dem Weg zum Tatort
unbewusst eine dicke Rauchwolke. Wie ein Kind, das sich eine Explosion
vorstellt. Er sah sich getäuscht.
    Er stellte das Auto auf einem Grasstreifen unter Bäumen ab. Von
Weitem schon sah er die weißen Kapuzenanzüge der Spusi und die roten Helme der
Feuerwehr. Dazwischen parkte ein Helikopter. Kleine Gruppen von Neugierigen
hatten sich zwischen den Einsatzwagen der Polizei und der Feuerwehr bis an die
Polizeiabsperrung herangedrängt. Ottakring sah sich nach einem Gesicht um, das
ihm bekannt oder verdächtig vorkam. Er kannte

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