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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gemacht, was ich von ihm wollte. Mit diesem beachtlichen Sümmchen konnte ich mich in Neuseeland quasi einkaufen und eine ganze Zeit lang gut leben, ohne etwas zu verdienen.
    Diese Zeit habe ich dann gar nicht gebraucht. Schon bald habe ich meinen Oskar kennengelernt, wenig später haben wir geheiratet. Die grosse Liebe war es von meiner Seite nicht. Aber er hatte ein paar unbestreitbare Vorzüge. Zum Beispiel ein beträchtliches Vermögen. In der Schweiz hatte er sich seine Sporen im Finanzgeschäft abverdient und war nach Neuseeland ausgewandert. Früher als andere erkannte er die Chancen des Offshore-Modells und gründete eine Finanzgesellschaft auf den Cook Islands.
    Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Leute Geld verstecken wollen. Sicher, Steuervermeidung ist ein wichtiges Motiv. Andere wollen ihr Vermögen vor unliebsamen Erben oder abtrünnig gewordenen Ehefrauen verbergen, aber auch vor den eigenen Geschäftspartnern. Meist wollen solche Leute nicht, dass man die wahren Besitzer eines Unternehmens kennt. Offizieller Eigner ist zum Beispiel eine andere Firma, hinter der wiederum ein Trust steckt, also eine Art anonyme Stiftung.
    Die Firma meines Mannes gründete und verwaltete auf den Cook Islands solche Trusts. Die werden dort nicht besteuert, und niemand ausser den Treuhändern weiss, wer die Stifter und die Nutzniesser der darin geparkten Gelder sind. Der Treuhänder funktioniert als Strohmann, der etwa Zahlungsanweisungen unterzeichnet. Und schon ist alles ganz legal.
    Ja, ich weiss, heute sieht die Welt solche Geschäftsmodelle zunehmend kritischer. Die Enthüllungen von «Offshore Leaks» vor ein paar Monaten haben diese Entwicklung noch verstärkt. Bis dahin wussten zum Beispiel nur ein paar Eingeweihte, dass die Cook Islands schon länger als problematischer Finanzplatz eingestuft wurden. Jetzt weiss es jeder interessierte Zeitungsleser.
    Damals aber konnte mein Mann sein Geschäft unbehelligt aufbauen. Dazu brachte er beste Voraussetzungen mit, alle Tugenden eines klassischen Schweizer Vermögensverwalters. Er kannte alle Tricks, war bauernschlau und kannte keine Skrupel. Er war sehr diskret und verschwiegen, das personifizierte Bankgeheimnis sozusagen.
    Von dieser von Natur aus fehlenden Neugier profitierte auch ich. Oskar stellte mir nie eine Frage nach meinem Vorleben. Er akzeptierte von Anfang an, dass ich darüber Stillschweigen bewahren wollte. Rückblickend muss ich feststellen, dass er mich behandelte wie einen Kunden. Woher dieser und sein Geld kamen, war unwichtig. Hauptsache, beide waren jetzt da. Mir war das gerade recht. Ich wollte ein neues Leben, möglichst weit weg von dem, was mich weggetrieben hatte. Dazu brauchte ich eine neue Identität, und die hatte ich spätestens nach der Heirat mit Oskar Raggenbass.
    Kinder wollten wir beide keine. Einfach nur zu Hause rumhocken wollte ich nicht. Für Innenarchitektinnen gab es in Neuseeland wenig zu tun. So kam es, dass ich anfing, mich mit den Geschäften meines Mannes zu beschäftigen. Und wieder entdeckte ich eine neue Seite an mir. Das Jonglieren mit Finanzen und Vermögen begann mir Spass zu machen.
    Oskar war ein guter Lehrmeister. So brav und bieder er im Privatleben war, so sprühend vor Kreativität und ausgebufften Ideen war er in seiner beruflichen Welt. Darin stand ihm so schnell keiner nach. Ich lernte zügig. Bald waren wir ein eingespieltes Team.
    Ich hatte mich, auch für mich erschreckend schnell, vom braven und gesetzestreuen Schneeweisschen in eine skrupellose Geschäftsfrau verwandelt. Wenn ein gutes Geschäft winkte, gab es keine moralischen Hemmungen mehr. Dabei ging es uns gar nicht so sehr ums Geld, wir pflegten einen eher bescheidenen Lebensstil. Wichtiger war die mit Geld immer verbundene Macht. Und am wichtigsten war die pure Lust an einem gelungenen Deal.
    Wenn uns mal wieder eine besonders trickreiche Konstruktion geglückt war, mit der wir dem Finanzamt oder der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen konnten, bereitete mir das zunehmend Vergnügen. Ein schlechtes Gewissen hatte ich bald nicht mehr. Es spielte sich ja alles im Rahmen der örtlichen Gesetze ab. Ich erinnerte mich daran, dass Rosenrot einmal einen Spruch nach Hause gebracht hatte, der aus der Spontiszene oder irgendeiner Jugendbewegung stammen mochte: ‹Legal – illegal – scheissegal›. Ausgerechnet diese Devise war längst zum Leitmotto der Finanzindustrie geworden. Und ich war mittendrin.
    Als mein Mann dann in eine Lawine geriet,

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