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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Tag habe ich es ihm erzählt, und er sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Dann hat er es diese Woche wieder gemacht. Und ich, ich hatte uns alle viel zu satt. Deshalb war es mir egal.

    16.10.
    Heute Abend hat Joe mich geküsst. Joe zu küssen ist völlig anders, als Aaron zu küssen. Bei Aaron war das Küssen immer bloß Mittel zum Zweck. Aaron hat immer versucht, uns beide schnell scharf zu machen, als würde er mit seinen Lippen ein Rennen fahren. Ich merke, wie sehr Joe das alles amüsiert: das brave Mädchen von nebenan, das eine Bad-Boy-Phase durchmacht. Vielleicht wird es genauso leicht enden, wie es angefangen hat. Er nimmt eben, was er kriegen kann. Einen Kuss oder mehr, es muss nirgendwohin führen.

    17.10.
    Du solltest niemanden küssen. Schon vergessen? Was verdienst du denn schon noch?

    21.10.
    Würde es sie umbringen, wenn sie wüssten, was ich getan habe? Oder würde es nur mich umbringen, wenn sie es wüssten? Wie kann ich nur so egoistisch sein, dass mich das interessiert? Was ist mit ihm? Vergiss mich, was ist mit Brian? An manchen Tagen denke ich zwischendurch nicht mal an ihn. Was stimmt nur nicht mit mir?

    25.10.
    Wie lässt man das Schicksal entscheiden? Stellt man sich vor einen Zug und wartet, ob er bremst, oder in einen Fluss und wartet, ob er einen mitreißt? Aber in Waverly gibt es weder einen Zug noch einen Fluss. Wo sind die nächsten Bahngleise? Es gibt die Metro North in New Haven. Und wo verlaufen die Amtrak-Gleise von New Haven nach Hartford und weiter nach Massachusetts? Ich weiß, dass es sie gibt, aber ich kann nicht einmal genau sagen, durch welche Städte sie sonst noch führen. Durch mehrere Städte im Westen, nichts hier in der Nähe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man es macht, dass man einen Zug kommen hört und auf dem Gleis stehen bleibt. All der Krach und das Metall, die näher kommen, vielleicht hypnotisiert einen das. Trotzdem kann ich es mir nicht vorstellen. Oder darf man gar nicht mitkriegen, dass der Zug kommt? Schließt man einfach die Augen, setzt sich Kopfhörer auf und stellt die Musik auf volle Lautstärke? Und wäre das laut genug, um einen Zug zu übertönen?

    28.10.
    Toby hat mich gesehen. Ich tat, als hätte ich ihn nicht bemerkt, denn wie hätte ich das erklären sollen? Armer Junge. Aber was sage ich, wenn er fragt?

    29.10.
    Gestern Abend habe ich mich in die Nähe der Tennisplätze gestellt, wieder mit Kopfhörern. Aber worauf habe ich gewartet? Auf Aliens, die landen und mich mitnehmen? Auf Werwölfe, die sich an mich heranschleichen, während ich nichts ahnend Peter Gabriel höre und erst kurz bevor sie mir das Herz rausreißen die Augen öffne?

    30.10.
    Vergiss die Tabletten, vergiss die Aliens und all den albernen Mist! Hör auf mit dem Theater! Das hier ist real! Und eine reale Sünde erfordert eine reale Strafe.

    2.11.
    Gestern Abend hatte ich auf meinem Walkman den Sender Kiss 95.7 eingestellt, den ich früher gehört habe, als ich so alt war wie die Mädchen. Der dritte Song war »True Blue« von Madonna. Ich kenne ihn aus der Zeit, als ich noch kleiner war als die beiden. Ich mochte ihn, weil er so kitschig war. Damals hatte ich ja keine Ahnung! Mir kam es vor, als wäre sogar Madonna zu jener Zeit unschuldig gewesen. Nach dem Lied musste ich den Walkman ausschalten, denn all das erinnerte mich an meine Eltern, für die ich immer noch in demselben Alter bin wie damals. Sie denken wahrscheinlich, dass ich den Song bis heute gut finde.

    5.11.
    Wenn nicht das, was denn dann?

    5.11.
    Heute Abend Simon & Garfunkel. Ihr erstes Album. Wednesday Morning, 3 A.M . Wieder und wieder. »Bleecker Street« ist mein Lieblingsstück. Manchmal Frieden.
    Der Eintrag vom fünften November war der letzte; Rose verschwand am achten. Ich las die Texte noch einmal. Es klang, als hätte Rose über Selbstmord nachgedacht, nur konnte ich nicht feststellen, ob es ihr ernst damit gewesen war. Damals, als ich sechzehn war, hätte ich nie darüber geschrieben. Irgendwie war mir wohl bewusst gewesen, dass meine Absichten als halbherzig entlarvt worden wären, wenn ich sie zu Papier gebracht hätte.
    Doch abgesehen von den Suizidgedanken waren da natürlich auch noch andere interessante Punkte in diesen Tagebuchaufzeichnungen.
    Zum einen waren da die Sachen, die sie über Mr. Hemsworth geschrieben hatte. Ich war mir nicht so sicher, ob die zusätzliche Bezahlung wirklich nichts mit ihrem Schweigen über den Unfall zu tun gehabt hatte. Vielleicht

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