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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Lebens trifft.

    7.9.
    Ich glaube, ich war unfair zu Aaron, als ich das letzte Mal schrieb. Er ist eigentlich gar nicht so egoistisch, wie ich ihn hingestellt habe. Mir gefällt es schon, einen festen Freund zu haben, jemanden, mit dem ich Sachen unternehmen kann. Es ist ja auch nicht so, dass er mich benutzt – jedenfalls nicht mehr als ich ihn –, aber manchmal kommt es mir halt vor, als würden wir uns eine typische Highschool-Beziehung vorspielen, das ist auch schon alles. Er ist nett zu mir. Mir hängt bloß meine Rolle zum Hals raus, das ist es, was ich zu sagen versuche. Manchmal denke ich, dass ich im Grunde neidisch auf ihn bin – weil er nur noch ein Jahrhat. Wie muss sich das anfühlen? Zwei Jahre scheinen so viel länger zu sein als eins! Und dieses Jahr ist das Jahr, das wirklich fürs College zählt – bla, bla, bla. Ich weiß nicht. Wahrscheinlich sollte ich mich mehr für meine Noten interessieren, ich meine, so richtig interessieren, so wie Paul. Dann könnte ich vielleicht genauso gut sein wie er.

    23.9.
    Ich dachte, ich würde es tun, aber ich hab es nicht getan. Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann es nicht. »Entschuldigung« ist das Wort, das man verwendet, wenn einen die Eltern dabei erwischen, dass man seine Schwester kratzt; man meint es nicht ernst. »Verzeihung« sagt man später, wenn man alt genug ist, um überzeugend zu spielen. Keins dieser Wörter kann jemals genug sein.

    1.10.
    Paul hat fast genauso reagiert, wie ich es erwartet hatte. Er ist zwar nett, aber auf eine roboterhafte Art. »Schreib nicht von anderen ab.« »Hör auf den Lehrer.« »Sag ›bitte‹ und ›danke‹.« Wie er außerhalb dieser Muster für sich entscheiden soll, was richtig und falsch ist, weiß er nicht. Er ist wie jemand, der addieren, multiplizieren und dividieren kann, aber bei einem Wortproblem nicht weiterkommt. Er kennt die Regeln nicht, die für das echte Leben gelten. Er wusste, dass er es nicht hätte tun sollen. Aber jetzt, wo es ein Problem ohne klare Regeln oder eine klare Lösung gibt, ist er ratlos.

    2.10.
    Bin ich nicht genauso ratlos?

    9.10.
    Ich kann nicht glauben, dass er es jemandem erzählt hat. Aber noch unglaublicher ist, dass nichts passiert. Sie wollen alle, dass ich warte. Nicht den Mund halte, das sagen sie nicht, sondern bloß abwarte. Abwarte, was geschieht – sogar Mr. H. Aber was abwarten? Warten, bis Paul an der Tufts-Universität ist? Bis Jesus kommt, mit den Armen wedelt und Brians durchtrennte Nerven wieder heilt? Vielleicht warten wir schlicht ab, bis etwas Zeit vergangen ist? Vielleicht werden die Leute in einigen Jahren milder urteilen, weil alles so lange her ist. Aber ich würde die Jahre dazwischen nicht aushalten. Jahre, in denen ich weiß, dass er nicht haben kann, was ich habe, und dass ich es hätte verhindern können. Jahr um Jahr ein normales Leben führen, das ich nicht verdiene.

    11.10.
    Ich beginne mich zu fragen, ob irgendwas von den Sachen, die ich mir eingeredet habe, wahr ist. Wenn ich so viel mutiger oder besser bin als Aaron, Paul oder Mr. H., warum habe ich dann immer noch nichts gesagt?

    13.10.
    Gestern am späten Abend war ich bei Joe. Sein Vater und Toby schliefen schon. Er nahm mich mit nach oben in sein Zimmer. Ich bin hingegangen, um ihn zu fragen, welche Tabletten er mir besorgen kann. Er hat gelacht. Ob ich glaubte, dass er so was wie ein Dealer sei? Und was ich denn denken würde, wo wir wären, in den Siebzigern? Ich überlegte, ob ich ihm den Grund verraten sollte. Was würde er tun, wenn er es erfuhr? Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, er würde mich nicht verurteilen. Joe hat schon so einiges erlebt und getan. Aber er hat nie jemandenverletzt. Das muss man Joe zugute halten, egal, was die Leute über ihn denken. Er würde vielleicht Zauberpilze ziehen, aber er könnte keiner Fliege was zuleide tun. Und ich glaube, genau deshalb konnte ich es ihm nicht sagen. Jetzt denkt er, dass ich ihn mag, und das ist wohl auch so. So sehr, wie ich im Moment überhaupt irgendjemanden mögen kann. Wenigstens ist er ehrlich. Wenigstens gibt er nicht vor, besser zu sein, als er tatsächlich ist. Er tut nicht so, als sei seine Zukunft heilig.

    15.10.
    Jetzt bezahlt mir Mr. H. auf einmal noch mehr. Hat er Angst vor mir und meinem Mund? Da braucht er sich gewiss keine Sorgen zu machen; ich habe einfach nur alles so satt. Beim ersten Mal habe ich erst zu Hause gemerkt, dass es viel mehr Geld war, als es hätte sein müssen. Am nächsten

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