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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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ihrem helmschnittartigen grauen Bob den Korridor entlang folgte, ging mir durch den Kopf, dass ich tatsächlich zum allerersten Mal in dem Polizeigebäude von Waverly war. Im Vorübergehen warf ich einen Blick in jedes Büro, weil ich hoffte, den Chief beim Kaffeeschlürfen zu ertappen, um Charlotte später davon erzählen zu können.
    Detective Vaughan brachte mich in einen erstaunlich hübschen Raum mit hellblau gestrichenen Wänden, einem langen Tisch, vielen Fenstern und einem Wasserspender. Dort saß ein uniformierter Officer, der uns bereits erwartete. Ichsetzte mich auf den Stuhl, den Detective Vaughan mir hinrückte, und sah den Officer an. Etwas an seinem länglichen Gesicht, der Hakennase und den tief liegenden Augen kam mir bekannt vor.
    »Wir arbeiten bei der Ermittlung mit der hiesigen Polizei zusammen, deshalb ist Officer Borello bei unserem Gespräch dabei.«
    »Kein Problem«, versicherte ich.
    Der Name kam mir ebenfalls bekannt vor. Officer Borello . Er war ganz sicher nicht der Officer, der damals mit meiner Mom und mir gesprochen hatte. Der war rundlicher gewesen und hatte einen dicken grauen Schnauzbart gehabt. Und wenn ich mich richtig erinnerte, war er auch damals schon älter gewesen, als dieser Officer es jetzt war.
    »Danke, dass Sie zu uns kommen, Miss Reed«, sagte er und streckte mir die Hand hin.
    Noch während ich sie schüttelte, fiel es mir wieder ein. Officer Borello, natürlich! Wie hatte ich das nur vergessen können? Er war früher der Jugendbeauftragte für Waverly gewesen. Einmal im Jahr kam er in die Schule und hielt uns einen Vortrag übers Neinsagen. Er erzählte uns von PCP , Speed, Angel Dust und Methaqualon und von Leuten, die sich unter Drogeneinfluss aus dem Fenster stürzten. Damals fand ich, dass sich »Angel Dust« richtig hübsch anhörte.
    »Entschuldigung«, erwiderte ich, »waren Sie nicht früher der Jugendbeauftragte hier? Sind Sie nicht immer in die Schulen gekommen?«
    Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Stimmt. Aber der bin ich schon seit sechs, nein, seit sieben Jahren nicht mehr.«
    »Ich weiß noch, wie Sie uns beigebracht haben, nicht mitFremden mitzugehen. Und mitten in Ihrem Vortrag über Fremde kam diese hübsche Frau rein und erzählte, ihr Welpe sei weggelaufen, und wir sollten ihr doch bitte suchen helfen.«
    Officer Borello kaute seitlich auf seiner Unterlippe herum, als überlegte er, ob und wie er dieses Gespräch abbrechen sollte. Prompt fühlte ich mich wie ein Idiot. Mit zwei Polizisten zusammenzusitzen machte mich einfach nervös; und mein Versuch, meine Unsicherheit mit harmloser Nettigkeit zu überspielen, war glorreich gescheitert.
    »Das war meine Frau«, erklärte er dann.
    »Ich mochte sie«, murmelte ich. »Sie war wirklich überzeugend – unter den gegebenen Umständen.«
    Detective Vaughan räusperte sich.
    »Also«, sagte sie und tippte dabei mit den Fingerspitzen gegen ihre Lippen. »Können wir uns dann bitte Miss Banks zuwenden? Wir möchten Ihre Zeit schließlich nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«
    »Ja, klar«, stimmte ich zu und fragte mich, ob meine Wangen so glühend aussahen, wie sie sich anfühlten.
    »Wir haben eine Aussage von Ihnen und Ihrer Mutter, die Sie 1990 gemacht haben«, fuhr Detective Vaughan fort. »Die würden wir gern noch einmal mit Ihnen durchgehen. Aber vielleicht fangen Sie auch einfach mal an und erzählen uns, was Sie noch von dem Tag wissen, an dem Miss Banks verschwand.«
    »Okay. Ich habe nichts Ungewöhnliches gesehen. Rose brachte mich nach Hause. Wir waren bei meiner Freundin Charlotte ...«
    »Im Haus der Familie Hemsworth?«, fragte Detective Vaughan.
    »Ja.«
    »Entschuldigung. Reden Sie weiter.«
    »Na ja, draußen war es noch hell, es fing aber gerade an, dunkel zu werden. Daran erinnere ich mich noch. Sie brachte mich nach Hause, weil es auf ihrem Weg lag. Das machte sie oft. Unterwegs haben wir uns unterhalten. Wir haben niemanden getroffen. Sie brachte mich bis zur Haustür und ging dann die Straße hinauf weiter zu sich.«
    »Haben Sie irgendwelche Autos bemerkt?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich sind welche an uns vorbeigefahren. Jedenfalls fuhren normalerweise um die Zeit Autos durch unsere Straße. Schließlich war es ein Werktag, früher Abend. Aber ich erinnere mich nicht an irgendeinen bestimmten Wagen, leider.«
    »Sind Sie direkt ins Haus gegangen?«, wollte Detective Vaughan wissen.
    »Nein.« Ich sah zu Officer Borello hinüber, der

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