Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
Vom Netzwerk:
Gin Tonic. Porters Getränkewahl brachte mich beinahe zum Kichern, denn er sah auffallend jung aus, wie achtzehn. Dabei wusste ich, dass er mindestens dreiundzwanzig sein musste, nicht etwa achtzehn. Dennoch musste ich bei dieser Kombination – die abgeklärte, rauchende Lehrerin Charlotte und der jungenhafte Porter – unweigerlich an Mrs. Robinson denken.
    »Da kam mir der Gedanke, dass Rose im selben Alter gewesen ist«, erzählte Charlotte weiter, nachdem der Kellnergegangen war. »So cool sie uns auch vorkam, wahrscheinlich war sie damals eher wie diese Mädchen heute. Auch sie wäre vielleicht zu einem unheimlichen älteren Kerl in den Wagen gestiegen. Und wahrscheinlich hatte sie die meiste Zeit über keinen Schimmer, was sie eigentlich tat.«
    »Es fällt mir zwar schwer, so über sie zu denken«, erwiderte ich, »aber es ergibt durchaus einen Sinn. Hast du übrigens noch mal über Aaron nachgedacht? Dich ein bisschen im Lehrerzimmer umgehört?«
    »Ich halte Augen und Ohren offen, keine Sorge«, flüsterte Charlotte und blickte sich rasch um, ob uns auch wirklich niemand belauschte. »Ich habe gehört, wie Philippa gemeint hat, er und Rose seien ein komisches Paar gewesen. Direkt verdächtigen tut ihn allerdings niemand.«
    »Aha.«
    Charlotte nickte verschwörerisch und trank von ihrem Wein. Ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich glaubte, dass Aaron etwas mit Rose’ Ermordung zu tun haben könnte, oder ob es für sie schlicht ein Thema war, über das man spätabends spekulieren konnte – oder beim Essen.
    Porter räusperte sich. »Ähm, ich habe ein paar Neuigkeiten, was Rose angeht«, sagte er und sog an seinem Cocktail-Strohhalm.
    Charlotte beugte sich vor. »Wieso hast du das nicht gleich erwähnt?«
    »Hab ich doch. Als ich dich anrief, habe ich dir erzählt, dass ich neue Informationen habe.« Porter sah mich an. »Das war einer der Gründe dafür, dass ich dieses Treffen vorgeschlagen habe.«
    »Du bist Reporter, Süßer. Du hast dauernd Neuigkeiten. Dann mal raus damit!«
    »Morgen wird es in der Zeitung stehen, das heißt, es kommt wohl heute schon in den Abendnachrichten. Die Bundespolizei und die Polizei von Waverly haben zusammen eine kurze Pressemitteilung über die Leiche herausgegeben. Ich schätze, die beiden wollen vor allem ihr Gesicht wahren, denn sie haben extra betont, dass 1990 und 1991 bereits zwei groß angelegte Suchaktionen durchgeführt wurden. Die Überreste sind wohl tatsächlich schon viele Jahre alt, aber das Behältnis, in dem sie aufgefunden wurden, nicht. Mit ihren Worten: ›Die Leiche wurde aller Wahrscheinlichkeit nach erst kürzlich vergraben, was bei Fällen dieser Art ungewöhnlich ist.‹«
    Charlotte kniff die Augen ein wenig zusammen. »Dann stimmt diese Korbkoffergeschichte also?«
    »Na ja, von einem Korb hat keiner was gesagt. Ich weiß, wie gern du möchtest, dass ich das mit dem Bastkoffer bringe, aber ...«
    »Also lag die Leiche nicht sechzehn Jahre lang an derselben Stelle. Das wussten wir ja eigentlich schon. Sonst noch was?«
    »Ja«, sagte Porter, der wieder mich ansah. »Eine Sache noch.«
    »Was denn?«, fragte Charlotte ungeduldig.
    »Ben hat es mir aber inoffiziell erzählt.«
    »Ja, ja. Was?«
    »Einige der Knochen waren gebrochen. Sie sagen, nach ersten Untersuchungen lautet die Todesursache ›stumpfe Gewalteinwirkung.‹«
    Charlotte stellte ihr Glas ab. »Auf den Schädel?«
    »Nun, ja, aber jetzt kommt das eigentlich Seltsame: auch auf die Brust.«
    »Auf die Brust?«, wiederholte Charlotte leise. »Wie ...?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Vielleicht hat ihr jemand auf den Kopf geschlagen«, überlegte Charlotte, »und dann, als sie umfiel, weiter auf sie eingedroschen.«
    Ich tunkte meine Eiswürfel unter, nippte an der Cola und versuchte, die leichte Übelkeit nicht zu beachten, die sich langsam in mir breitmachte.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, beteuerte Porter. »Und ich habe auch keine Mutmaßungen darüber gehört.«
    »Sonst noch etwas?«, fragte Charlotte.
    »Nein. In ein paar Tagen rechnen sie mit den Ergebnissen der Laboruntersuchungen. Die sollen allerdings nur bestätigen, dass es sich tatsächlich um Rose handelt. Was sie außerdem finden, muss man abwarten. Ich habe keine Ahnung, was man überhaupt noch an einer so alten Leiche entdecken kann.«
    »Möglicherweise Haare«, spekulierte Charlotte, »von demjenigen, der sie begraben hat. Oder andere Spuren.«
    Ich sah wieder auf die Speisekarte und hatte auf einmal das Gefühl,

Weitere Kostenlose Bücher