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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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dass ich gar nichts essen könnte, erst recht keinen vor lauter Soße triefenden Hamburger mit fettigen Pommes. Aus irgendwelchen Gründen, die mir selbst schleierhaft waren, fand ich es unheimlich, dass Charlotte diese Informationen so schnell verarbeitete und so ruhig über alles reden konnte.
    »Wer ist Ben?«, fragte ich.
    »Der Einsatzleiter«, antwortete Charlotte leicht gereizt. »Er und Porter sind ziemlich dicke Freunde.«
    Wir alle schwiegen eine Weile.
    »Alles okay mit euch beiden?«, fragte Porter.
    »Natürlich«, versicherte Charlotte und sah dabei auf ihre Speisekarte.
    »Mit dir auch, Nora?«, wandte er sich an mich.
    »Ja.« Ich sah von der Karte auf und hielt für einige Sekunden seinen Blick. Entweder hatte ich ihn überzeugt oder verunsichert, jedenfalls guckte er schnell wieder zu Charlotte hinüber.
    Nachdem wir bestellt hatten, entschuldigte sich Charlotte und verschwand in Richtung Damentoilette. Sobald sie weg war, schien Porter sich zu entspannen.
    »Sie hat uns absichtlich allein gelassen«, behauptete er grinsend.
    »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Sie denkt, dass ich dir mehr entlocken will, vielleicht irgendetwas, was ich zitieren kann.«
    »Über Rose?«
    »Ja. Immerhin bist du die Hauptzeugin.«
    »Wie nett«, sagte ich. » Die Hauptzeugin! «
    »Charlottes Formulierung, nicht meine.«
    »Dachte ich mir. Und, willst du etwas Zitierfähiges? Wolltest du das damit ausdrücken?«
    »Weiß nicht. Möchtest du mir denn was geben?«
    »Nicht unbedingt«, gestand ich. »Das geht aber nicht gegen dich. Ich habe schlicht nichts zu sagen. Wenn man mal davon absieht, dass es mir für Rose’ Familie leidtut, und das dürften außer mir auch noch einige andere Leute sagen.«
    »Also ...« Porter schwenkte seinen Gin Tonic und trank noch einen Schluck durch den winzigen Strohhalm. »Diese Sache, dass du die Letzte warst, die sie lebend gesehen hat ...«
    »Ja?« Mich erstaunte, dass er von »dieser Sache« sprach. »Was ist damit?«
    »Entschuldige. Ist es dir unangenehm, über den Tag zu reden?«
    »Nein«, antwortete ich und beschloss, meinen peinlichenAusflug zum Polizeirevier nicht zu erwähnen. Davon wollte ich nämlich morgen nichts in der Zeitung lesen. »Ich habe dem, was ich damals gesagt habe, nur nichts hinzuzufügen. Ich erinnere mich an gar nichts Ungewöhnliches, was an dem Tag, an dem Abend, als sie mich nach Hause brachte, passiert ist. Ich wünschte, ich würde mich an etwas erinnern, was helfen könnte, aber da ist nichts.«
    Porter druckste ein bisschen herum. »Ich könnte allerdings eine spannende Geschichte daraus machen, dass du hierher zurückgekommen bist.«
    »Eine spannende Geschichte? Du meinst, für die Zeitung?«
    »Ja, nun ja, selbstverständlich etwas Geschmackvolles. ›Das Mädchen, das Rose zuletzt gesehen hat, kehrt zurück‹ – oder so. Darüber, wie du sie in Erinnerung hast und ...«
    »Nein danke.«
    Porter rührte mit dem Strohhalm in seinem Glas herum und überlegte offenbar, ob er das Thema wechseln sollte. Dann schaute er sich um. Charlotte war nicht zu sehen. Sie ließ sich Zeit.
    Er nippte noch einmal an seinem Drink und neigte dann den Kopf zur Seite. »Hast du irgendwelche hübschen Geschichten über die kleine Charlotte?«
    Erleichtert erzählte ich ihm von den Notizen, die ich gerade gefunden hatte, in denen sie mich »die Befragte« nannte und über meine Fähigkeiten zu außerkörperlichen Erfahrungen sinnierte.
    »Ja, sie hat mal was von euren Nachforschungen erwähnt«, meinte Porter schmunzelnd.
    Mir fielen die Gedichte aus dem Looking Glass wieder ein, die an Rose’ Traumaufzeichnungen geheftet waren. Sehr zu meinem Verdruss machte es mir dieses Essen unmöglich,Charlotte einzubläuen, dass ich nicht deren Verfasserin war. Sie war sich so verdammt sicher, dass ich es gewesen sein musste, dass sie offensichtlich meinte, die Sache bedürfe keiner weiteren Diskussion.
    »Sie mochte es gerne, den Dingen auf den Grund zu gehen, etwas herausfinden«, verriet ich. »Immerzu machte sie sich Notizen, malte Tabellen und Grafiken.«
    »Tabellen und Grafiken, hm.« Porter lachte.
    »Und sie war sehr bestimmend. Ich hätte aber nie gedacht, dass sie mal Lehrerin wird. Denkst du, dass es für sie okay ist?«
    »Okay?«, fragte Porter. »Du meinst, ob ich glaube, dass sie den Job mag?«
    »Ähm, ja.«
    »Nun ... es ist nahezu unmöglich, den Job schnell gut zu machen; und sie will in allem schnell gut sein.«
    »Eigentlich habe ich gar nicht verstanden,

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