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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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warum sie den Journalismus aufgegeben hat. Warum hat sie nicht versucht, bei einer anderen Zeitung unterzukommen?«
    »Die Möglichkeit hatte sie nicht. Es gibt nicht mehr viele Jobs bei der Zeitung, und zumindest hier in der Gegend wussten alle, dass sie gefeuert wurde.«
    Bei dem Wort »gefeuert« erschrak ich. Das, was Charlotte mir erzählt hatte, hatte anders geklungen. Ich trank von meiner Cola, um meine Verwunderung zu verbergen.
    »Aber es war dämlich von ihnen, sie wegen dieser Kaffeebecher-Geschichte zu entlassen«, sagte ich.
    »Mit den Kaffeebechern hatte es nichts zu tun. Es war einige Wochen später, als der Kämmerer behauptete, sie habe sich in seinem Büro danebenbenommen.«
    Mir fiel der Strohhalm aus dem Mund.
    »Oh, Mist!« Porter starrte mich an. »Das hat sie dir gar nicht erzählt, oder?«
    »Nein.«
    »So schlimm, wie es sich anhört, war es aber nicht. Sie hat ihn interviewt, er musste aufs Klo, und da entdeckte sie etwas auf seinem Schreibtisch, was interessant aussah – den Spesenzettel des Chiefs, glaube ich. Sie konnte einfach nicht anders, und als der Kämmerer zurückkam, ertappte er sie dabei, wie sie den Bericht durchlas und sich Notizen machte. Er flippte völlig aus und machte ein Riesentheater bei unserem Chefredakteur.«
    »Und der hat sie dann gefeuert?«
    »Sie hatte sich eh schon auf dünnem Eis bewegt. Es war hart, aber ... na ja, vielleicht hat sie an der Schule sowieso bessere Zukunftsperspektiven. Schwer zu sagen, wie lange es die Voice überhaupt noch gibt – und außerdem ist sie eine Schrottzeitung.«
    »Aber das ist nicht der Punkt, oder?«
    »Nein. Ich glaube, dass das Unterrichten für Charlotte gut ist. Auch wenn sie es nicht unbedingt zeigt, denke ich, dass ihr wirklich etwas an den Schülern liegt. Manchmal passieren die richtigen Dinge aus den falschen Gründen. Verstehst du, was ich meine?«
    Endlich kam Charlotte wieder an den Tisch und ließ sich grinsend auf ihren Stuhl plumpsen.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Bist du ins Klo gefallen?«, fragte Porter.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich habe bloß mit jemandem an der Bar geplaudert.«
    »Ach ja?« Porter sah hinab auf seinen Drink, als hätte ihn die Bemerkung daran erinnert, dass er noch einen Gin Tonic wollte.
    »Erkennst du ihn, Nora?«
    »Wen?«
    »Sieh mal zur Bar. Hinter die Bar, um genau zu sein.«
    Wir saßen recht weit weg von der Bar, sodass ich lediglich erkennen konnte, dass der Barkeeper blond war, ein bisschen übergewichtig und ein schwarzes T-Shirt trug.
    »Nein«, entgegnete ich.
    »Geh doch mal hin und bestell etwas, damit du ihn aus der Nähe sehen kannst. Ich bin gespannt, ob du noch weißt, wer er ...«
    »Oh Mann, Charlotte!«, zischte Porter. »Hast du uns deshalb in dieses Loch geschleppt? Du hast herausgefunden, wo er ...«
    »Ach, hör doch auf zu jammern.« Charlotte schwenkte die Hand in seine Richtung. »Als wären wir zu vornehm für diesen Schuppen!«
    Verständnislos sah ich von Porter zu Charlotte und wieder zu Porter. Ich kam mir blöd vor.
    »Das ist Aaron«, raunte er. »Aaron Dwyer, Rose’ Exfreund. Charlotte, was hast du zu ihm gesagt?«
    »Nichts, eigentlich. Ich bin nur hingegangen und habe einen Drink bestellt. Und dann habe ich gesagt, dass er mir bekannt vorkommt. Ich wollte sehen, was er darauf erwidert, ob er mich wiedererkennt. Anscheinend hat er das nicht, aber als er mich das letzte Mal gesehen hat, war ich ja auch noch ein Kind. Und er selbst ist inzwischen ein bisschen fülliger. Er war ganz nett.«
    Unser Kellner brachte das Essen – Hamburger für die beiden und Caesar Salad für mich.
    »Na, dann haut rein«, sagte Charlotte munter, als er wieder gegangen war.
    »Ich werde den Typen nicht belästigen, falls dir das vorschwebt«, erklärte Porter.
    »Wer sagt denn, dass du das sollst?« Charlotte schnitt ihren Hamburger mit dem Messer in zwei Hälften. »Schließlich bist du derjenige, der uns heute Abend treffen wollte. Und wir wollten uns eben Aaron aus der Nähe ansehen. Na und?«
    »Tja, jetzt hast du ihn dir ja angesehen«, sagte Porter durch zusammengebissene Zähne. »Und was hast du rausbekommen?«
    Charlotte ignorierte seine Frage, und ich spürte, wie sie mich ansah, als ich meine Gabel aufnahm.
    »Willst du jetzt hingehen und ihn dir angucken?«, fragte sie. »Oder willst du warten und zufällig mit ihm ins Gespräch kommen, wenn wir gehen?«
    Ich steckte mir ein riesiges Stück Salat in den Mund und versuchte, weder zu ihr noch zur Bar noch zu

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