Rosenrot
Konstellation Naltrexon – Acamprosat in Laborversuchen erforscht. Es heißt Dazimus Pharma AB.«
Zwei Gewitterwolken, eine kleine und eine große, erhoben sich in der Kampfleitzentrale. Sie spien Blitz und Donner.
»Skarlander«, blitzte die kleinere.
»Er hat sich in Luft aufgelöst«, zischte die größere.
Hultin betrachtete sie skeptisch. »Ein normales Phänomen in diesen Tagen«, sagte er neutral.
Die Gewitterwolken setzten sich widerwillig.
Svenhagen fuhr fort: »Das Präparat, das Dag Lundmark während seiner Entgiftung eingenommen hat, ist also ein nicht zugelassenes Medikament, das sich noch in der Experimentierphase befindet. Das verhalf ihm zu einer sehr raschen Heilung. Aber möglicherweise hat es ihn in anderer Weise beeinflusst. Die Nebenwirkungen sind schwer überschaubar.«
Paul Hjelms und Jan-Olov Hultins Blicke trafen sich. Das hatten sie erwartet. Sie nickten beide.
Hjelm sagte: »Der Blick.«
»Natürlich«, sagte Hultin.
Hjelm verdeutlichte: »Lundmark hatte so einen sonderbaren Blick während unseres Verhörs. Wässrig. Es muss die Wirkung des Medikaments gewesen sein. Ein Drogenblick.«
Chavez räusperte sich und sagte: »Rudhagens Klinik lässt also zu, dass experimentelle Drogen bei der Entgiftung eingesetzt werden? Menschliche Versuchskaninchen?«
»Ich hatte den Hörer schon in der Hand«, sagte Sara Svenhagen. »Sollte ich anrufen und in der Klinik nachfragen? Ich habe es gelassen. Das hieße vielleicht nur, sie zu warnen.«
Jorge betrachtete seine kluge Frau und sagte: »Sie müssen eine Art Absprache haben. Alle drei Instanzen. Der Patient-Dazimus-Rudhagen. Ich kenne einen Mann, der sich auf schwarze Absprachen dieser Art versteht. Er heißt Carl-Ivar Skarlander. Die Konstellation dürfte also heißen Lundmark-Skarlander-Ehnmark.«
»Robert Ehnmark in Rudhagen hat sich sehr verantwortungsbewusst angehört«, sagte Söderstedt.
»Das hat Skarlander bei Dazimus auch getan«, sagte Chavez. »Man kann die Konstellation vielleicht noch etwas ausweiten und Reines Haus mit einbeziehen. Dann wird Dazimus das Zentrum. Lundmark-Skarlander-Ehnmark-Backlund. Und Skarlander ist die Spinne im Netz.«
»Und eine Gang schwergeprüfter Afrikaner sind die Fliegen«, fiel Gunnar Nyberg ein.
»Ich muss gestehen, dass mir die Rolle der Afrikaner in diesem Zusammenhang nicht klar ist«, räumte Paul Hjelm ein.
»Ungefähr folgendermaßen«, sagte Nyberg. »Die Südafrikaner sehen ihre Kinder wie die Fliegen an Aids dahinsterben. Statt der teuren HIV-Blocker des Westens gibt es jetzt Raubkopien aus Indien und Brasilien, die Südafrika zu verwenden beschließt. Da erhebt eine Reihe multinationaler Arzneimittelkonzerne Klage gegen den südafrikanischen Staat. Das ist der Moment, in dem jemand die Nase voll hat. Jemand ist absolut sicher, dass Südafrika HIV-Blocker allein herstellen kann. Was man braucht, ist die exakte Formel – wie hast du sie genannt, Sara?«
»Den Rolls Royce unter den HIV-Blockern.«
»Genau. Und der Rolls Royce unter den HIV-Blockern wird hergestellt bei – Dazimus Pharma auf Lidingö.«
»Aha«, warf Arto Söderstedt ein. »Jetzt wird mir einiges klarer.«
»Aber der Rolls Royce unter den HIV-Blockern ist selbstverständlich ein gutgehütetes Geheimnis«, fuhr Nyberg fort. »Es bedarf einiger Tricks, um an die Formel heranzukommen.«
»Wer ist ›jemand‹?« fragte Jan-Olov Hultin vom Katheder. »Wer hat die Nase voll und beschließt, auf eigene Faust zu handeln?«
»Da die südafrikanische Regierung das Aids-Problem nicht richtig ernst nimmt, ist es vermutlich eine unabhängige humanitäre Organisation in Südafrika«, sagte Chavez. »Sie schicken ein Team nach Schweden. Die beste Methode, an die Formel heranzukommen, ist seltsamerweise, sich als Flüchtling auszugeben. Da kann man für die Schwarzreinigungsfirma Reines Haus arbeiten, die bei Dazimus Pharma saubermacht. Nachts. Man schickt die bestqualifizierten und engagiertesten Kräfte: den Chemiker Winston Modisane und den Arzt Siphiwo Kani. Sie sorgen dafür, dass sie als Asylbewerber abgewiesen werden. Modisane regelt das mit dem Job bei Reines Haus. Schließlich gelingt es ihm, in das hochgesicherte System von Dazimus einzudringen und die Formel zu finden. Er kopiert sie. Ich denke mir, dass dies in der Nacht auf Montag, den dritten September, passiert ist. Am Montagmorgen entdecken die Dazimus-Leute, dass in der Nacht jemand in ihr geheimstes Computersystem eingedrungen ist. Es entsteht Panik. Der
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