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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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und auch heute noch kann. Ich habe mir seine Papiere aus Göteborg angesehen. Sein Vater ist Pastor. Er muss die Bibel mit der Muttermilch eingesogen haben.«
    Chavez betrachtete seine Frau eine Weile und dachte an eine Liebe – stark wie der Tod. Dann sagte er: »Das ist das genaue Gegenteil von mir. Meine Eltern waren lateinamerikanische Altkommunisten. Mein Aufruhr gegen die Eltern bestand aus zwei Dingen: amerikanischer Jazz und katholische Religion. Alles, was nicht sowjetisch war. Dieser Kopf, den ich auf den Kopf bekam, hat mir dazu verholfen, mich zu erinnern. Newtons Apfel, ungefähr. Ich konnte heute nacht nicht schlafen -statt dessen habe ich in der Bibel gelesen. Und dabei ist mir wieder klargeworden, wie viel ich tatsächlich einmal wusste. Ich half dem Pater in Rägsved beim Kommunionsunterricht. Beinah wäre ich selbst Priester geworden. Das Zölibat kam dazwischen, könnte man sagen.«
    Er beugte sich zu seinem Rucksack hinab, holte einen Stapel Bücher heraus, kam wieder hoch und sagte: »Darf ich vorschlagen, dass wir diese Sitzung in ein Bibelseminar umfunktionieren?«
    Dann ging er herum und teilte an die Anwesenden Bibeln aus. Die neue Übersetzung, Bibel 2000. Dann setzte er sich und begann zu blättern. »Es sind drei Zitate«, sagte er. »Ich habe sie herausgesucht. Eins im Kopf und zwei im Körper.
    Das eine vom Körper ist ein ›Scherz‹ – und das sagt einiges über Lundmarks Gemütszustand: ›Er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub, und Vögel wie Sand am Meer.‹ Das steht in Psalm 78, Vers 27. ›Er‹ ist natürlich Gott. Der Psalm erzählt von den Wundern des Herrn in der Wüste Ägyptens, von Moses und dem Manna vom Himmel, Fleisch wie ein Staubregen. Doch trotz dieser Gottesgaben sündigt das Volk weiter. Etwas später heißt es: ›Darum ließ er ihre Tage dahinschwinden ins Nichts und ihre Jahre in Schrecken.‹
    Und um Sünde geht es auch in dem langen Zitat auf der Rückseite des Zettels: »›Du Menschenkind, sprich zu ihnen .. .‹ Dies steht beim Propheten Hesekiel, Kapitel 22, die Verse 24 bis 27. In gewisser Weise ist es das gleiche Thema: Gottes Zorn angesichts der Sünde in der Welt. Die Zeit des Zorns. Die Mächtigen sind Kannibalen und Räuber, sie schänden das Heilige und gehen über Leichen ›um ihrer Habgier willen‹. Auch hier ist die Fortsetzung interessant: ›Das Volk des Landes übt Gewalt; sie rauben drauflos und bedrücken die Armen und Elenden und tun den Einwanderern Gewalt an gegen alles Recht.‹«
    »Einwanderern?« platzte Hjelm heraus.
    »In der alten Bibelübersetzung hieß es ›Fremdlinge‹. Genau wie in dem Psalm endet es auf jeden Fall mit Gottes Zorn«, sagte Chavez. »›Darum schüttete ich meinen Zorn über sie aus, und mit dem Feuer meines Grimmes machte ich ihnen ein Ende und ließ so ihr Treiben auf ihren Kopf kommen, spricht Gott der Herr.‹«
    »Und Gott der Herr ist kein anderer als Dag Lundmark«, nickte Hjelm. »Kann Größenwahn eine Nebenwirkung des Medikaments sein?«
    »Ganz sicher«, sagte Chavez. »Kommilitonen, fragen wir uns, was er eigentlich mit den beiden Seiten dieses Zettels sagen will. Die Zeit des Zorns ist gekommen, die Sünder sollen ausgelöscht werden. ›Die Oberen sind wie reißende Wölfe, Blut zu vergießen und Menschen umzubringen um ihrer Habgier willen.‹ Das ist eine ziemlich gute Beschreibung des Verhaltens der Arzneimittelindustrie gegenüber den Aidskranken in Afrika, zumal in Südafrika. Aber es ist nicht ein Kopf, der rollen soll: ›Er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub, und Vögel wie Sand am Meer.‹ Sagt nicht dieser Zettel: Jetzt, verdammt, ist es Zeit für den Tag des Zorns, und er wird alle Sündigen treffen?«
    »Er selbst, Dag Lundmark, ist doch derjenige, der es verhindert, dass die Medizin die HIV-Infizierten in Südafrika erreicht«, sagte Hultin.
    »Und wenn wir das berücksichtigen, sagt uns dieser Text noch mehr«, übernahm Chavez wieder. »Ist es nicht eine Art Entschuldigung? Ich habe Modisane um des Geldes willen erschossen, nicht aus Überzeugung. Aber dies hier tue ich aus Überzeugung: schneide Carl-Ivar Skarlander den Kopf ab. Er braucht Skarlanders Geld, um seinen Plan durchzuführen.«
    »Und die andere Zigarrenhülse?« sagte Hultin.
    »Sonderbarerweise handelt das dritte Zitat überhaupt nicht von der Zeit des Zorns«, sagte Chavez. »Dies hier steckte im Mund, eindeutig getrennt von denen im Körper. Vielleicht hat er sich dabei etwas gedacht. Es heißt: ›Auf

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