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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sein. Was das gleiche ist, wie tot zu sein. Eines Nachts, als sie betrunken waren, gelang es mir zu fliehen, und ich kam nach Schweden, über das ich viel Gutes gehört hatte.
    gunnar nyberg: Und warum wurde Ihr Asylantrag abgelehnt?
    sembene okolle: Die Migrationsbehörde meinte, dass ich nicht in Norduganda zu leben brauchte. Ich schlug Westuganda vor, wo eine ebensolche Armee ihr Unwesen treibt, die Allied Democratic Front. Sie sagten, es gäbe ja noch zwei Himmelsrichtungen. Da habe ich ihnen erklärt, dass Uganda aus ungefähr vierzig ethnischen Gruppen besteht und dass man sich nicht einfach zwischen ihnen hin und her bewegen kann. Es gibt an die zwanzig Sprachen, und wir verstehen einander ganz einfach nicht. Ganda versteht Acholi nicht, Sebei versteht Nyoro nicht, Nkole versteht Karamojong nicht, Soga versteht Lango nicht, Teso versteht Alur nicht. Ich fürchte, dass ich mir etwas zu sagen erlaubt habe wie, dass Uganda eine demographische Komplexität hat, die Schweden brutal homogen erscheinen lässt. Das kam wohl nicht so gut an.
    gunnar nyberg: Afrika gleich Afrika?
    sembene okolle: Das war mein Eindruck ...
    gunnar nyberg (schweigt zehn Sekunden, dann): Wir lassen das Thema am besten beiseite. Was geschah an diesem Nachmittag in Flemingsberg?
    sembene okolle: Es war ein fauler Nachmittag. Wir saßen alle am Tisch, außer Winston, und ich versuchte, die Stimmung ein wenig zu beleben. Ich erzählte eine Geschichte. Winston stand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Dann kam er, um sich zu uns zu setzen. Da schlugen sie die Tür ein. Vier Polizisten in Uniform. Einer von ihnen folgte Winston, der sich ins Schlafzimmer zurückzog. Das war unser Flucht weg. Ein offenes Fenster zu einer Feuerleiter. Wir übten dann und wann. Die Feuerleiter führt zum Dach, und vom Dach führt eine Treppe durch die Speicherräume ins Treppenhaus. Das war ein ausgezeichneter Plan. Dachten wir.
    gunnar nyberg : Sie haben dann und wann geübt?
    sembene okolle: Ja, haben getestet, dass alles okay war, Fenster und Türen und Treppen. Und das war es.
    gunnar nyberg : Wann haben Sie zuletzt kontrolliert?
    sembene okolle: Vorgestern. Und da war alles okay.
    gunnar nyberg: Warum war Winston Modisane bewaffnet?
    sembene okolle: Er war nicht bewaffnet.
    gunnar nyberg: Wie können Sie das wissen?
    sembene okolle: Ich kannte ihn. Es ist vollständig wahnsinnig, wenn ich mir vorstelle, dass er tot ist. (Pause.) Entschuldigung, es tut mir leid. Ich ...
    gunnar nyberg: Sollen wir eine Pause machen? Einen Kaffee?
    sembene okolle: Ja, danke. (Pause. Stühlerücken. Nyberg verschwindet aus dem Bild. Okolle dreht sich auf dem Stuhl um.) Wir sind vor den Waffen geflüchtet.
    paul hjelm: Bo Ek, hast du jemals einen Menschen getroffen, der einen kürzeren Namen hatte als du?
    bo ek: Was?
    paul hjelm: Wie alt bist du? Wie lange bist du schon Polizist?
    bo ek: Das hast du nicht gefragt.
    paul hjelm: Aber darauf sollst du antworten.
    bo ek: Ich bin sechsundzwanzig und arbeite seit knapp zwei Jahren als Polizist. Ist an meinem Namen etwas auszusetzen?
    paul hjelm: Nein, überhaupt nicht. Ich habe auch nur eine Silbe pro Namen. Nur ein paar mehr Buchstaben. Erzähl von dem Einsatz.
    bo ek: Wir entschieden uns, auf Nummer Sicher zu gehen und die Tür einzuschlagen. Es wird ja viel gekifft in den Kreisen. Aber da war nichts. Sie waren lammfromm. Außer dem, der abgehauen ist. Dagge ist ihm gefolgt, die Treppe rauf. Als er zurückkam, war er total bleich. Auf ihn war geschossen worden, und er hatte das Feuer erwidert, sagte er. Der Flüchtling war tot. Einer der Neger geriet vollkommen außer sich, als er das hörte. Wir mussten ihn mit Gewalt bändigen.
    paul hjelm: Ihr habt also keine Schüsse gehört?
    bo ek: Es war ziemlich viel Geschrei in der Küche. Sie weigerten sich, sich mit den Händen am Hinterkopf hinzulegen. Wir mussten sie runterdrücken.
    paul hjelm: Vielleicht haben sie nicht verstanden, was ihr gemeint habt?
    bo ek: (Pause.) Aber Körpersprache muss man kapieren.
    paul hjelm: Wer leitete den Einsatz?
    bo ek: Wir haben den gleichen Rang.
    paul hjelm: Aber wer hat die Leitung gehabt? Wer beschloss, dass die Tür eingeschlagen wird? Obwohl es sowohl gegen die Vorschrift als auch gegen die Praxis verstößt?
    bo ek: Das war vielleicht Dagge. Er ist der älteste. Verdammt routinierter Mann, das muss man sagen.
    paul hjelm: Du bewunderst Dag Lundmark?
    bo ek: Er weiß, was er tut.
    paul hjelm: Bist du die ganze Zeit mit ihm zusammen gewesen,

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