Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
langer Hand vorbereitet. Und es geschickt durchgezogen. Er hat euch alle wie Marionetten gelenkt.«
    Schweigen.
    »Du musst doch begreifen, dass es sich nicht mehr um eine dumm gelaufene fahrlässige Tötung handelt, Bo. Du deckst mit deinem Schweigen nicht mehr einen Kollegen, der sich ein bisschen Ärger eingehandelt hat. Du deckst all das, was wir Polizisten zu bekämpfen geschworen haben. Das allerschlimmste Verbrechen. Mord. Ich bin nicht mehr als Internermittlerin hier. Ich bin hier als Ermittlerin in einem Mordfall. Denn Dag Lundmark ist ein Mörder. Hast du viel Umgang mit Mördern?«
    Schweigen.
    »Er war nicht beim Zahnarzt. Er war in dem Haus und hat die Speichertür abgeschlossen. Damit Winston Modisane nicht vom Dach herunterkam. So dass er ihn ganz und gar ungestört erschießen konnte. Hinrichten. Wie man einer Kuh die Schlachtpistole an die Stirn setzt.«
    Schweigen.
    Neuer Ansatz. Ans Gewissen zu appellieren half wohl nicht. Also Schluss mit Appellen, da mussten ein bisschen härtere Bandagen her.
    »Mehrere von uns haben angefangen sich zu fragen, ob er den Mord wirklich ganz allein begangen hat. Konnte er ihn ohne Mithelfer durchführen? Nein. Und wer stand ihm am allernächsten? Das warst du, Bo Ek. Jetzt, wo Lundmark verschwunden ist, richten sich viele Blicke auf dich. Er hat sich aus dem Staub gemacht wie ein richtiger Feigling und lässt dich in der Patsche sitzen. Und wir sind bereit, dich seinen Anteil an der Schuld mitbezahlen zu lassen.«
    Schweigen. Aber der erste Blick, der Erschütterung erkennen ließ. Nicht ganz und gar verborgen hinter dem Eisenblick.
    »Wir wissen inzwischen, dass der Hinweis von der Migrationsbehörde gar kein Hinweis von der Migrationsbehörde war. Aber wer hat dann angerufen? Wer hat dafür gesorgt, dass Dag Lundmark diesen Einsatz übernahm? Wer fehlte gerade, ›um was am Auto in Ordnung zu bringen‹? Ihr beiden, die ihr fast unzertrennlich wart. Wie Pat und Patachon.«
    Schweigen. Fingerbewegungen. Blick auf den Tisch statt aufs Diktaphon. Stärker gesenkt.
    »Begreifst du, in welche Richtung die Sache läuft? Du hast angerufen und den ›Tipp‹ gegeben. Du hast dich Mattson genannt, von der Migrationsbehörde. Du hast dafür gesorgt, dass ihr diesen Einsatz bekamt. Von dem du sehr wohl wusstest, dass es ein Hinrichtungseinsatz war. Habt ihr das Ganze gemeinsam geplant? Wolltest du Dage-Pagge zeigen, dass du ebensoviel taugst wie er?«
    Schweigen. Unsichere Seitenblicke. Auswege? Nein. Keine Auswege. Nur die monotone Stimme dieser hartnäckigen Frau.
    »In ein paar Minuten muss ich dich festnehmen und dir Handschellen anlegen. Ich muss dich vor den Augen deiner Kollegen durch die Wache zum Wagen schleppen. Glaubst du, dass sie dich jemals wieder normal ansehen? Glaubst du, dass du jemals wieder mit dem Respekt seitens eines Kollegen rechnen kannst? Ein Mörder in Uniform.«
    Kein Schweigen. »Willst du, dass ich etwas gestehe, was ich nicht getan habe?« fragte er mit diesem leichten smaländischen Tonfall, der nicht die Spur Ähnlichkeit hatte mit der Stimme des Hinweisgebers am Telefon.
    »Ich will, dass du einsiehst, wie ernst die Lage ist. Bis zu einem gewissen Grad ist man immer bereit, den nächsten Kollegen zu schützen. Man ist bereit, sich blind und taub zu stellen und wegzusehen. Man ist bereit, für ihn zu lügen, vielleicht sogar die eine oder andere geringfügige kriminelle Tat zu begehen. Aber das hier ist eine ganz andere Liga. Die Grenze ist
    schon längst überschritten. Wir betrachten dich schon jetzt als Mittäter. Den Mittäter eines schäbigen Henkers.«
    »Aber ich weiß verdammt noch mal überhaupt nicht, wovon du redest!« rief Bo Ek.
    »Also hast du nicht die Absicht zu gestehen?«
    »Nein. Was sollte ich denn gestehen?«
    »Du willst nicht einmal sagen, wo Dag Lundmark wohnt?«
    Er starrte sie an und blinzelte. Wäre er etwas ruhiger gewesen, etwas weniger aus dem Gleichgewicht gebracht, hätte er vielleicht gemerkt, dass das Verhör hierhin – und nur hierhin -zielte. Vielleicht hätte er es gemerkt, wenn er die Zeit bekäme, einmal tief Luft zu holen. Aber die sollte er nicht bekommen.
    Sie holte die Handschellen heraus und packte sie auf den Tisch. »Willst du sie dir selbst anlegen?« fragte sie. »Oder soll ich es für dich tun? Ich schlepp dich wirklich hier heraus. Und ich werde dir eine Menge Schimpfnamen an den Kopf werfen. Negermörder zum Beispiel. Faschistischer Henker. Und es wird sehr, sehr böse klingen. Denn das bin

Weitere Kostenlose Bücher