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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wählen können? Es werden ja heute viele Blocker hergestellt...«
    »Ich überlege gerade«, sagte Sara. »Wir müssen eine unabhängige Instanz zu Rate ziehen. Ich kenne einen Pharmakologen am Karolinska Institutet. Ich kann mich bei ihm erkundigen.«
    »Und ich glaube, wir strengen uns ein bisschen an, um unseren Freund Carl-Ivar Skarlander zu schnappen«, sagte Gunnar Nyberg und bekam diesen besonderen Blick, den das Ehepaar Chavez-Svenhagen so gut kannte. Jetzt würde Gunnar Nyberg nichts mehr aufhalten. Er war zornig. Und sein Zorn pflegte recht lange anzuhalten.
    Chavez und Nyberg zogen ab. Svenhagen blickte auf die erneut auf dem Fußboden verstreuten Papiere. Dann seufzte sie und sammelte sie wieder zusammen. Auch um die zu verstehen, brauchte sie Hilfe. Warum sie also nicht gleich holen?
    Zwei Fliegen mit einer Klappe, dachte sie und machte sich auf den Weg ins Karolinska Institutet.

26

    Sie war wieder da.
    Der Ort hätte anders aussehen sollen. Er hätte entwaffnet sein, das Geisterhafte hätte weggeweht sein sollen. Oder zumindest weggetrocknet. Von der bleichen Herbstsonne.
    Aber so war es nicht.
    Obwohl Nilssons Lackierwerkstatt dort lag und im Sonnenschein gleichsam geheilt wurde zwischen den tristen Hallen im Gewerbegebiet Ulvsunda, hatte sich nichts verändert. Die windschiefe Tür stellte noch immer die Eingangspforte zum Todesreich dar.
    Dag Lundmarks Anwesenheit hatte nichts mit Wetter und Wind zu tun; sie reichte tiefer. Dass diese verfallene Werkstatthalle eine Rolle in den mörderischen Plänen ihres früheren Verlobten gespielt hatte, machte sie für immer pestinfiziert.
    Und als sie sich durch die Tür zwängte, spürte sie einen Stich von Schuldbewusstsein. War es wirklich das schwarze Loch, der blinde Fleck, der tote Winkel? Dass sie vielleicht den Mord an Winston Modisane hätte verhindern können? Hätte sie nicht schon während ihrer Beziehung erkennen müssen, dass Dag Lundmark ein gefährlicher Mensch war? Hätte sie nicht sehen müssen, was sich anbahnte, und etwas tun müssen, um es zu verhindern?
    Hatte ihre Trennung etwas mit der Sache zu tun?
    Nein. Das stimmte so nicht. Es war Jahre her. Sie hatte nichts anderes gewollt, als sich aus einer schal gewordenen Beziehung zu befreien. Und Dag war damals kein Mörder gewesen. Ein brutaler Bursche, ja, ein versoffenes Subjekt, aber kein Mörder.
    Das war nicht das schwarze Loch.
    Sie war auf der Jagd nach einem Kind. Einem schnüffelnden Kind. Sie bewegte sich behutsam, schlich durch die Halle, so leise wie möglich. Die Taube saß nicht an der Kette. Sie war anscheinend ausgeflogen in die überraschende Herbstsonne.
    Es war wie die Rückkehr an einen Tatort.
    Sie war das tüchtige Mädchen gewesen. Sie hatte getan, was sie sich für den Tag vorgenommen hatte. Jetzt war Freitagnachmittag, und die Wahrscheinlichkeit, den Schnüffelburschen anzutreffen, war nicht besonders hoch.
    Aber das war alles, was noch ausstand.
    Das übrige waren Reinfälle gewesen. Die Rückfrage bei Telia hatte ergeben, dass tatsächlich eine ansehnliche Summe einbezahlt worden war, um sicherzustellen, dass die Telefonanschlüsse von Nilssons Lackierwerkstatt nicht stillgelegt wurden. Es war vor längerer Zeit geschehen, aber die Bezahlung war bar an einem Postschalter in Vasastan erfolgt. Also keine Spur. Nichts, was mit Dag Lundmark in Verbindung gebracht werden konnte.
    Dann war sie erneut zur Polizeiwache in Flemingsberg gefahren. Lubbe sah sie schief von der Seite an und rief nur äußerst widerwillig nach Bo Ek, der auf Streife war. Ek nahm sich eine gute Stunde Zeit, um zur Wache zurückzukehren. Dann war er im Prinzip nicht-kommunikativ.
    Sie saßen in einem Vernehmungsraum. Ihr kleines Diktaphon surrte leise auf der Tischplatte. Der große, durchtrainierte uniformierte Bo Ek, Lundmarks Kollege bei der Polizei in Flemingsberg, starrte stur auf das Diktaphon und schwieg. Er schwieg so, wie einer schweigt, der etwas zu verbergen hat. Er begegnete ihrem Blick nicht ein einziges Mal. Sie musste sehr erfindungsreich sein, um die Panzerwand zu durchdringen.
    Und wenn sie eins nicht zu sein glaubte, dann erfindungsreich.
    »Hast du weiter über deine Kontakte zu Dag Lundmark nachgedacht?« fragte sie.
    Schweigen.
    »Es ist nicht mehr nur einfach eine Frage des Schweigens«, fuhr sie fort. »Das Schweigen wird allmählich verbrecherisch.«
    Schweigen.
    »Es ist inzwischen bewiesen, dass Dag Lundmark Winston Modisane kaltblütig ermordet hat. Er hatte es von

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