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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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so
teuer. Eigentlich sollte man bei diesen Preisen nur mehr Gletscherwasser
trinken.
    Lola. Er hatte Sehnsucht nach ihr. Vor lauter Morlock und Silbernagl
hätte er fast vergessen, welcher Tag heute war. Sie hatten sich seit seinem
Besuch in München nicht gesehen.
    Es war eine vertrackte Situation. Die Tage flossen ineinander, und
was hatte er vom Leben? Mehr oder weniger freiwillig hatte er diesen Job
angenommen, war auch prompt in einen aktuellen Fall hineingerutscht, ärgerte
sich mit diesem Specht herum und bekam womöglich auch noch Ärger mit Schuster
deswegen. Keine geregelte Dienstzeit, jede Menge Nervenaufwand, kaum Anerkennung.
Auf der anderen Seite hätte seine Partnerin in ihrer Lage bestimmt mehr
Beistand gebraucht als nur seine spärlichen Anrufe.
    »Nein, nein, ich komm selbst zurecht. Es geht um mein Auge, nicht um
deines«, hatte sie betont. Der berufliche Zwang, stark sein zu müssen, hatte
sich auch in ihr Privatleben eingenistet.
    »Wann kommt dein Zug in Rosenheim an, Liebes?«
    Er rief sie an. Lolas Stimme war weich und dunkel. Sie war soeben
vom Einkaufen zurückgekommen und bestens gelaunt. Ihre Sorgen waren ihr nicht
anzuhören. »Wenn ich den Zug um 17:59 Uhr
nehme, bin ich um 18:36 Uhr bei
dir. Kannst du mich abholen?«
    Ottakring lachte vergnügt. »Ach, woher denn. Du kannst mich doch im
Wirtshaus einsammeln. Kaum zwanzig Minuten Fußweg vom Bahnhof.«
    Kurze Pause. »Komm du mir nach Hause! Du wirst’s nicht überleben!
Ich werd dich am Bettpfosten festbinden.«
    Amüsiert grinste er vor sich hin.
    »Wir könnten uns einen schönen Abend machen und am nächsten Morgen
gleich in der Früh losfahren.«
    »Klaro. Vielleicht gibt’s auch noch eine andere Version des Ablaufs.
Komm erst mal her. Nur …« Er zögerte. »… ich bin noch mitten in
dieser Voglwirt-Sache und nicht sicher, ob ich bis dahin fertig werde. Geht’s
eine halbe Stunde später? Das kann ich mir sicher einrichten.«
    Sie einigten sich auf eine Ankunftszeit von Viertel nach sieben.
»Ich freu mich riesig. Hoffentlich erkennst du mich noch in meinem
Piratenlook.«
    Schuster. Er musste mit Schuster reden. Er verabscheute es
zwar, jemanden wie ein einfacher Streifenpolizist um Genehmigung bitten zu
müssen. Doch es musste sein.
    In diesem Augenblick meldete sich sein Handy. Chili.
    »Wir sind bei Katharinas Vater, Eva M. und ich. Bei Herrn
Silbernagl. Ein Mann, so krass wie sein Hof. Du glaubst ja nicht, wie der uns
empfangen hat. Ich hab gedacht, wir müssen sterben …«
    »Sorry, Chili, ich bin in Eile. Habt ihr was Neues rausgefunden?«
    »Ich denk, ich verfolge eine ziemlich heiße Spur. Aber das wird sich
herausstellen. Ich bleib jedenfalls dran. Übrigens, die Eva M., die macht
sich gut, die Kleine!«
    »Chili, pass auf. Ich möchte ein Wochenende mit Lola verbringen. Sie
kommt heute mit dem Zug an. Kannst du solange den Fall übernehmen? Ich werd dir
kurz den Stand schildern. Das Wichtigste: Katharina scheint ein eigenes Zimmer
bei Morlock zu haben. Wir haben einen Laptop sichergestellt, vermutlich ihren.
Den werden wir auswerten. Bruni macht das.«
    »Roger. Alles klar, Chef. Ich hab mir das sogenannte Weekend eh
freigehalten. Verbringt ihr beide eine gute Zeit. Das wird Lola frischen Mut
geben.«
    »Ich werd Schuster informieren. Und wenn was ist, du weißt ja, wie
du mich erreichen kannst. Ciao, Chili, mach’s gut.« Immer noch schwang ein
eigentümliches Gefühl mit, wenn er sich so von ihr verabschiedete. So, als ob
sich ganz hinten unten links in seinem Herz noch ein Rest Verliebtheit verbarg.
    Schuster war da. Schuster war eigentlich immer da, soweit
Ottakring das mitbekam. In seinem Dienstzimmer mit all den Urkunden und den
Pokalen. Er musterte den Chef der Rosenheimer Mordkommission. Den
Universitätsabsolventen nahm man ihm ab. Aber den früheren Boxchampion? Weder
hatte er ein schiefes Gesicht noch eine besonders platte, knochenfreie
Kartoffelnase. Als einen Charakterkopf hätte man ihn bezeichnen können. Er
hätte auch als amerikanischer Senator durchgehen können.
    »Klar, Herr Ottakring«, sagte Schuster. »Selbstverständlich bin ich
einverstanden. Toledo überblickt den Fall und wird das schon meistern. Es wär
ja nicht das erste Mal.« Im Stehen kreuzte er die Arme vor der Brust und legte
einen Zeigefinger an die Unterlippe. Ȇbrigens, die Gschicht neulich, die mir
Specht aufgetischt hat, das mit Ihnen und Toledo, das tragen Sie mir doch nicht
nach, oder? Von meiner Seite ist alles

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