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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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zu sprechen, brachte aber
kein Wort heraus.
    Eigenartig, dachte er. Wie im Film. Es passt alles zusammen.
Insgeheim hatte er nicht wirklich daran geglaubt, dass nichts dazwischenkommen
würde. Dass er dieses Wochenende mit Lola vollkommen ungestört verbringen
könnte. Unerwünschte Anrufe und plötzliche Meldungen hatte er zwar auf seiner
Rechnung gehabt. Aber dass es so abrupt enden musste …
    Seltsam. Rauschen, Flüstern, Atmen. Ihr lachendes Gesicht mit den
blitzenden Augen, ihr Haar, das seine Brust kitzelte, und ihre Liebeskraft.
Nicht aufgeben, dachte er. Bloß nicht aufgeben. Ich muss auf Lola Rücksicht
nehmen.
    Doch wie? Was war in dieser Situation wichtiger? Wenn jemand einen
Mord gesteht, ist das für die Kripo wie ein Sechser im Lotto. Als Leitender
Kommissar konnte er da schlecht sagen: »Tut mir leid, ich hab gerade Urlaub.
Erledigt den Fall ohne mich.«

ZEHNTER TAG
    Er starrte ihr aus dem Fenster nach, wie sie in das Taxi
stieg. Sie winkte nicht. Es war stockfinster und es regnete. Eisiger
Dezemberregen. Die Stadt kam ihm kalt und feindlich vor. In seinen Augen standen
Tränen.
    Dann holte er den Porsche und raste wie ein Verrückter nach
Kohlstattberg. Diesen Ort im flachen Chiemgau, in dem ein uraltes
oberbayrisches Klischee noch galt: Hier war der Stammtisch nach wie vor der
wahre Umschlagplatz für Vieh und Bräute.
    Chili winkte ihn mit einer müden Funzel auf den Hof. In
wenigen Worten schilderte sie den Status.
    Paul Silbernagl saß in seinem Rollstuhl in der großen Stube, die
Hände am Greifrad. Er trug eine borstige Tweedjacke in der Farbe von welkem
Moos mit passender Schirmmütze. Der Mann war um die fünfzig, untersetzt, gut
geschnittenes Gesicht, große, rote Ohren. Schweißperlen standen auf seiner
Stirn.
    Ottakring zog einen Stuhl heran und setzte sich Silbernagl rittlings
gegenüber. »Wann haben Sie Katharina zum letzten Mal gesehen?«
    »Vor vierzehn Jahren.«
    »Das ist lange her. Wie kommt’s?«
    Silbernagl zuckte mit den Schultern. »Sie ist damals abgehauen. Da
war sie gerade vierzehn geworden und hatte ihren Quali gemacht. Ich hab nach
ihr gesucht. Aber ich hab sie nicht gefunden. Und sie hat sich nicht gemeldet.«
Er war blass, hatte Ringe unter den Augen und wirkte müde.
    Volle Stimme. Dialekt, den man versteht. Sein Blick, dachte
Ottakring, ist ruhig. Trotzdem ist er nervös.
    »Kurz vorher ist Frau Silbernagl bei einem Betriebsunfall ums Leben
gekommen.« Chili warf Ottakring einen wachsamen Blick zu.
    Der nickte kaum wahrnehmbar. Er würde langsam vorgehen. Geduldig und
zäh, wie es normalerweise seine Art war.
    »Warum sitzen Sie im Rollstuhl?«, fragte er unvermittelt.
    »Vom Dach gefallen. Selber schuld. Vor zwei Jahren.« Er betrachtete
seine Fingernägel, als wunderte er sich, dass sie existierten. »Warum wollen
Sie das alles von mir wissen?«
    Nun hob Ottakring die Schultern. »Weil ich mich frage, wie sich ein
Rollstuhlfahrer unbemerkt durch den Voglwirt bewegen kann. Sie können zwar mit
dem Aufzug ins Untergeschoss fahren. Aber wie zum Teufel haben Sie mit Ihrer
Behinderung die diversen Ebenen im Wellnessbereich bewältigt, um den
Kirchbichler umzubringen, wie Sie behaupten?«
    »Genau«, sagte Silbernagl eifrig. »Genau.«
    »Und warum?«
    »Was, warum? Warum ich es behaupte oder warum ich ihn umgebracht
hab?«
    Ottakrings Augen blitzten. »Beides!«
    »Er hat mir Geld geschuldet, darum.«
    »Aha. Und warum rücken Sie so grundlos mit einem Mordgeständnis heraus?«
Dieser Mann im Rollstuhl war ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass Ottakring sich
sehr bemühen musste, ihn nicht unentwegt anzustarren.
    »Weil ich nachts nicht mehr schlafen hab können mit der Belastung.
Ich hab noch nie einen Menschen umgebracht, wissen Sie. Da geht einem das ganz
schön nach. Einfach loswerden hab ich’s wollen, deshalb.« Wie ein Priester bei
der Segnung hob er die Hände. »Dauernd hab ich das Gsicht von dem toten
Kirchbichler vor mir ghabt.« Sein Seufzen klang gekünstelt. »Jetzt, wo ich die
Tat gstanden hab, ist mir wohler.«
    Ottakring sprang auf. Sein Stuhl fiel polternd um. Er machte eine
grimmige Handbewegung hin zu Chili, die auf der Ofenbank saß. »Und so einen
Blödsinn nimmst du für bare Münze?«, polterte er. »Und schmeißt mich deswegen
mitten in der Nacht aus dem Bett?« Und sorgst dafür, dass Lola mich wieder
einmal verlässt, hätte er am liebsten noch hinterhergeschossen.
    »Und nun zu Ihnen, verehrter Herr. Ich sag Ihnen, was Ihr
sogenanntes

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