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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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gewesen. »Wann hat das BKA seine zentrale DNA -Analysedatei eröffnet?«, wandte er sich an die
Beamtin im Bundeskriminalamt.
    »Vor ziemlich genau zehn Jahren«, sagte Eva M. pfeilschnell.
    »Stimmt«, pflichtete Chili bei. »Das DNA -Zeitalter
hatte vor vierzehn Jahren noch nicht begonnen. Aber ehrlich gesagt hätte das in
diesem Fall wahrscheinlich auch nicht weitergeholfen.«
    »Und«, sagte Eva M, die Worte rasselten nur so aus ihrem Mund,
»und das ist aber noch nicht alles. Die Theorie reicht noch weiter. Der
Silbernagl war ein Wirtshausgänger, erzählt man sich. Damals, bis seine Frau
unter der Erde war. Und er hatte ein Lieblingswirtshaus, den Goldenen Hirsch. Dorthin
soll er aber nicht nur wegen dem guten Bier und den knusprigen Haxn gegangen
sein. Sondern wegen der feschen Kellnerin, die im Hirschen bedient hat. Das hat
mir die heutige Wirtin selbst erzählt. Sie hat den Betrieb von der Mutter
übernommen, hat aber als Jugendliche noch alles mitgekriegt. Das ganze Dorf hat
sich damals über den Bauern lustig gemacht, hat sie gesagt.«
    Ottakring sah wie ein geschnitzter Alm-Öhi aus, wie er so dasaß, die
riesigen Hände auf den Knien, und auf die Tischplatte starrte, als hätte er
eine Leiche vor sich. »Muss ich mir die Wirtin selber vornehmen?«, fragte er
tonlos. Sein Magen begann wieder zu rebellieren.
    »Nicht nötig. Alles gecheckt.« Eva M. richtete die Augen zur
Decke. »Sie hat eine merkwürdig heisere Stimme, als ob sie zu viel raucht,
dunkles Haar, vorstehende Augen und sie hat riesige Ohrringe getragen. Warum?«
    Es klickte in Ottakrings Gehirn. »Ach, nur so«, sagte er und fühlte
plötzlich wieder diese Gier nach einer Zigarette aufsteigen. Die gleiche, die
er gespürt hatte, als er der Frau auf der Terrasse vom Wirtshaus Zum Johann
Auer begegnet war. »Hast du nicht die Mutter befragen können? Die die Gschicht
damals selbst erlebt hat? Wir hätten eine rechtskräftige Augenzeugin.«
    Eva M. warf die Unterlippe auf. Sie sah aus wie ein abgelecktes
rotes Guadl. »Die ist tot, die Mutter. Deswegen hat die Junge ja übernommen.
Hab ich extra nachgefragt.«
    Er hatte es geahnt. »Das ganze Dorf hat sich lustig gemacht, sagst
du. Hoffentlich war das kein Geschwätz. Hat man dir denn gesagt, ob der
Silbernagl in die Kellnerin verliebt war? War es was Ernsthaftes? Gibt’s diese
Kellnerin denn noch?«
    »Es war mehr als Verliebtheit, hab ich das Gefühl. Die Michi war für
ihn zu einer Passion geworden. Sie haben ihn schon für richtig deppert gehalten
deswegen.«
    Chili rollte mit den Augen und schnalzte mit den Fingern. Auch sie
schien zu verstehen, dass die Schilderung an einen entscheidenden Punkt gelangt
war. Ottakring spürte, dass sie nicht dazwischenfahren und der Kollegin vom BKA die Schau stehlen wollte.
    »Aber das Wichtigste ist eigentlich der Kenntnisstand im ganzen
Dorf.«
    »Und? Zieh doch nicht so eine Schau ab«, rief Chili.
    »Ist aber eine Schau«, sagte Eva M. fast stoisch. »Die Michi
hat ein Kind zur Welt gebracht. Und ratet mal, von wem?«
    »Michi?«, fragte Ottakring ebenso cool zurück. »Hat die Kellnerin
auch einen richtigen Namen?«
    Ungerührt setzte Eva. M. ihre Schilderung fort. Der Brief. Der
Gedanke an den Brief vagabundierte die ganze Zeit durch Ottakrings Kopf.
    »Komm«, sagte er zu Chili, als die Rolliererin geendet hatte. »Wir
suchen Katharina auf. Beide. Sofort.«
    »Ach übrigens«, sagte Chili und hielt vor dem Backsteinbau
an. »Sie heißt Speckbacher.«
    »Ha?«, fragte Ottakring verständnislos.
    »Na, die Kellnerin in Kohlstattberg. Die Michi mit dem Silbernagl.
Speckbacher heißt die.«
    Es war nicht einfach, die Beamten im Gefängnis zu überzeugen, doch
sie schafften es. Sie wurden zum weiblichen Häftling Silbernagl geführt.
    Chili sollte das Wort führen.
    Hände, wie Klavierspieler sie haben. Der samtene Teint, das dunkle
Haar, die leicht gerunzelte Stirn – Katharinas Erscheinung wollte so gar
nicht zu der Gefängniskluft passen, die sie anhatte. Doch was soll’s, dachte
Ottakring, Katharina Silbernagl hat gestohlen, ihr Leben ist eine einzige Lüge.
Sie steht unter Bewährung und unter Mordverdacht. Wahrheit ist für diese Frau
nur eine Halluzination oder, vorsichtig umschrieben, für sie ein so wertvolles
Gut, dass sie äußerst sparsam damit umgehen sollte.
    *
    Katharina Silbernagl schlang frierend die Arme um den
Oberkörper. Sie war auf den einzigen Hocker in der Zelle gestiegen und sah
durch das schmale, vergitterte Fenster

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